Peter Reimer: Die Altschottische Loge »Hermann zu den neun Sternen« 1811 im Orient Goslar

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Für die allermeisten von uns nicht entzifferbar. Peter Reimer kann es: im Buch ist es die Seite 52 - siehe die folgende Illustration
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Aktenstücke zur Geschichte der Schottenmaurerei - aus den historischen Dokumenten transkribiert von Peter Reimer.

Keine übliche Rezension - jedoch mit Interesse studiert von Rudi Rabe.

Zusammenfassung: Das 70-seitige Büchlein spiegelt die komplizierte Geschichte bei der Reaktivierung der Altschottischen Loge »Hermann zu den neun Sternen« 1811 in der norddeutschen Stadt Goslar vor mehr als zwei Jahrhunderten.

➤ Warum „komplizierte Geschichte“?

Weil die Zeiten in Goslar damals so wie überall in Europa politisch kompliziert und letztlich instabil waren. Anfang der zehner Jahre hatte Napoleon noch das Sagen, was für Goslar bedeutete, dass die Stadt bei der Gründung der »Hermann zu den neun Sternen« im Jahr 1811 zum napoleonischen Machtbereich gehörte: zum Königreich Westphalen. Aber schon kurz danach, als Napoleons Zeit zu Ende gegangen war, wurde die kleine Stadt zuerst zu Preußen geschlagen; und nach dem Wiener Kongress 1815 zum Königreich Hannover. Parallel zu dieser politischen Verschiebung Goslars veränderten sich auch die jeweiligen masonischen Obrigkeiten. Bei ihrer ersten Gründung gehörte die Schottenloge »Hermann zu den neun Sternen« noch zum französisch beeinflussten freimaurerischen Großorient im Königreichs Westphalen, doch ein paar Jahre danach war dann die preußische Große National-Mutterloge „Zu den drei Weltkugeln“/3WK zuständig. Und die dortigen Freimaureroberen wunderten sich, was ihnen da jetzt zugewachsen war, etwas von dem sie anfangs gar nicht so recht wussten, was sie davon halten sollten und ob es zu ihnen passen würde. Daraus entwickelte sich ein längerer Schriftverkehr.

➤ Und warum „spiegelt“?

Das Buch beschreibt nun nicht etwa für uns heutige bis ins Detail verständlich das politische Umfeld und seine Auswirkungen auf die Freimaurerei Goslars und den Transferprozess der Schottenloge, wie ich das zusammenzufassen versucht habe. Vielmehr spiegelt es nach kurzen einleitenden Kapiteln auf sechzig Seiten den ganzen Briefwechsel, der zwischen den Freimaurern in Goslar und der neuen masonischen Obrigkeit der 3WK hin und her ging, bis die Schottenloge endlich wieder auf festem Boden stehen konnte. Das Wort „spiegelt“ verwende ich hier, weil Peter Reimer die Originaldokumente detailgenau in unsere heutige Schrift übertragen hat. Das ist der eigentliche Schatz des Buches: Briefe und Eintragungen in Kurrentschrift, die heute kaum mehr jemand entziffern könnte, wurden dadurch für die Nachwelt verständlich gemacht und für die Freimaurerforschung gesichert. Ein ganz normaler Leser wird die transkribierten Briefe (so wie auch ich) wohl nicht Wort für Wort aufnehmen, sondern blättern und schmökern, vielleicht über die vielen verblichenen Ausdrücke schmunzeln und durch das alte vornehme Deutsch daran erinnert werden, wie lang das alles schon her ist. Dies nicht nur, wenn’s ums eigentlich Thema geht, sondern gelegentlich aber auch, wenn er lesen kann, wie gefährlich zum Beispiel das Reisen war, etwa wenn ein „strängeschlagender“ Hengst „biß und schlug“ und die Rösser nicht wollten, wie sie sollten: „Mehrere Male lag der Knecht zwischen den Pferden, und endlich wurden wir auf das Schrecklichste umgeworfen, ich habe meine Brust und Rippen so gequetscht, daß ich mich noch voller Schmerzen befinde.“

Der umfangreiche Briefwechsel zwischen den Goslaern und der neuen masonischen Obrigkeit war schließlich erfolgreich. Die Altschottische Loge »Hermann zu den neun Sternen« wurde 1822 von den 3WK reaktiviert. Sie bestand bis 1935 - dem Unglücksjahr, als Hitler die deutsche Freimaurerei zudrehte.

Mit dieser Transkription hat Peter Reimer in Zusammenarbeit mit dem Forschungsbeirat Johann Friedrich Zöllner der Großen National-Mutterloge „Zu den drei Weltkugeln“ eine maurerische Kulturtat vollbracht. Er selbst verwendet diesen Ausdruck bescheidenerweise nicht - indem er seine Leistung ganz prosaisch einfach so bewertet: „Um dem Vergessen vorzubeugen und das Wissen weiterzugeben, wurde dieses historische Dokument aus der deutschen Kurrentschrift transkribiert und für nachfolgende Generationen lesbar gemacht. Wünschen wir, dass hiervon einstmals Gebrauch gemacht wird.“

Peter Reimer: Die Altschottische Loge »Hermann zu den neun Sternen« 1811 im Orient Goslar - Aktenstücke zur Geschichte der Schottenmaurerei - Berlin 2023 - Herausgegeben vom Forschungsbeirat »Johann Friedrich Zöllner« der GNML zu den drei Weltkugeln.