Schauberg: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei Teil 2: Unterschied zwischen den Versionen

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#REDIRECT[[Josef Schauberg - Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Band I]]
== Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei ==
 
Erstveröffentlichung: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei
 
mit besonderer Rücksicht auf die Mythologieen und Mysterien des Alterthums
 
von Dr. Jos. Schauberg, Zürich 1861
 
 
 
Quelle: [[Internetloge]]
 
 
 
 
 
== Teil 1  ==
 
B a n d I. - Kapitel XVII.
 
 
 
 
 
Im Alterthum und ganz vorzüglich in Aegypten war
 
 
 
 
 
 
 
1) Vergl. irgend ein englisches Wörterbuch und Lenning, Encyklopädie, II. S. 552.
 
 
 
 
 
 
 
 
 
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ursprünglich das Wissen, und also auch die Baukunst mit allen ihren Hülfswissenschaften und Hülfskünsten, nur ein priesterliches, weil die Priester die einzig Wissenden - die Theologen, Gesetzgeber und Richter, Astronomen und Astrologen, Aerzte, Philosophen und namentlich auch die Schreiber, Maler, Baumeister und Bildhauer u. s. w. des Volkes waren. Wenn die Alten z. B. die Rechtsgelehrten justitiae sacerdotes, Priester der Gerechtigkeit nennen, wie Ulpian §. 1. Inst. de just. et jur., ist dieser Ausdruck nicht blos bildlich, sondern für die Aegypter, Phönicier, Juden, alten Römer u. s. w. ganz wörtlich zu verstehen. 1) Auch die Gesetzgebung war daher eine durchaus priesterliche und zwar nicht blos bei den Aegyptern und Phöniciern, sondern auch bei dem Zendvolke diejenige des Zarathustra (besonders im Vendidad), bei den Juden die mosaische, bei den Indern die Gesetze des Menu u. s. w. Die Priesterwissenschaft wurde als Geheimniss, Mysterium streng bewahrt und nur den Eingeweihten stufenweise mitgetheilt; insofern sind die alten, wenigstens die ägyptischen Mysterien auch Lehr- und Bildungsanstalten, wissenschaftliche Geheimbünde, wie namentlich der Bund oder die Schule des Pythagoras, mit welchem erst die eigentliche Wissenschaft in Griechenland anhebt, noch ein solcher wissenschaftlicher Geheimbund, eine förmliche, aber streng geschlossene Erziehungsanstalt, eine Art Hochschule war.
 
 
 
Die verschiedenen Grade der alten ägyptischen und pythagoräischen Mysterien, der alten Priesterschulen, dürfen in dieser Richtung den verschiedenen Classen unserer Schulen oder Gymnasien und besonders den akademischen Würden in den verschiedenen Wissenschaften verglichen werden, wie die grossen Priesteranstalten und Priestercollegien zu Theben, Memphis und Heliopolis als die ägyptischen Hochschulen angesehen werden können und müssen. Darauf, dass die ägyptischen Mysterien in solcher Art Bildungsanstalten, Hochschulen und gelehrte Akademien waren, beruht es, dass viele Griechen, welche sich eine besondere wissenschaftliche Bildung verschaffen wollten, nach Aegypten oder auch nach Asien zogen und in die dortigen My-
 
 
 
 
 
 
 
1) Bachofen, Gräbersymbolik, S. 169.
 
 
 
 
 
 
 
 
 
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sterien sich einweihen, d. h. an den Priesterschulen unterrichten liessen. Ob schon Homer, wie behauptet wird, in die ägyptischen Mysterien eingeweiht gewesen sei, mag dahingestellt bleiben; jedenfalls waren eingeweiht z. B. Lykurg (eingeweiht im Jahr 807 vor Christus) und Solon, Thales (eingeweiht in die Mysterien der Isis), Pythagoras (eingeweiht zu Theben, wozu er sich sogar der Beschneidung unterworfen hatte), der göttliche Platon (eingeweiht im Tempel zu Heliopolis), Pittakus (soll im Jahr 585 vor Christus eingeweiht worden sein), Herodot (eingeweiht in die Mysterien der Isis im Tempel zu Memphis 483 v. Chr.), Eudoxus (eingeweiht zu Sais im Jahr 371 vor Chr. nach dem Temple mystique, Paris 1856, S. 140), Demokrit von Abdera u. s. w. Sehr berühmt waren auch bei den Griechen und Römern die Mysterien oder der Dienst der 7 Kabiren auf Samothrace. In den alten, bis an das Ende des zweiten oder den Anfang des dritten Jahrhunderts christlicher Zeitrechnung bestandenen Mysterien von Samothrace wurde der Tod des jüngsten der Kabiren, des Cadmilos, von den Eingeweihten mit Weinen und Seufzen gefeiert. Cadmilos wurde von seinen zwei Brüdern getödtet, welche entflohen und seine Zeugungstheile in einem Körbchen oder Kästchen mit sich nahmen. 1)
 
 
 
In den Mysterien der Korybanten wurde in ähnlicher Weise der Tod des jungen Attis dargestellt und beklagt und zwar um die Zeit der Tag- und Nachtgleiche des Frühlings, welchem Trauerfeste zuletzt ein wildes Freudenfest über die Rückkehr des Attis in das Leben folgte. 2) Nach Schelling, über die Gottheiten von Samothrace, Stuttgart und Tübingen 1815, ist der Dienst der Kabiren der älteste des ganzen Griechenlands, der mit dem ersten Licht höheren und besseren Wissens in den samothraciischen Gegenden aufging und der nicht eher als mit dem alten Glauben selbst untergegangen zu sein scheint. Aus den Wäldern Samothraciens erhielt Griechenland mit der geheimeren Göttergeschichte zuerst den Glauben an ein
 
 
 
 
 
 
 
:1) Sainte-Croix, Versuch über die alten Mysterien, übersetzt von Lenz, Gotha 1790, S. 52.
 
:2) Sainte-Croix, a. a. O., S. 72 ff.
 
 
 
 
 
 
 
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künftiges Leben. Besser und für das Leben wie für den Tod fröhlicher wurden nach allgemeiner Ueberzeugung die dort Eingeweihten. Eine Zuflucht des Unglücks, ja des Verbrechens, so weit es durch Bekenntniss und Entsündigung versöhnt werden mochte, hielt in Zeiten früherer und späterer Wildheit, samothraciischer Gebrauch menschliches Gefühl aufrecht. - Zufolge Jamblichus in vit. Pyth. cap. 28 soll auch Pythagoras in Samothrace Weisheit gesucht und gefunden haben, welche Nachricht Schelling weder für unwahrscheinlich noch für unrichtig hält. Bunsen, a. a. O., V. S. 325 findet in dem geheimen phönicischen Dienste auf Lemnos und Samothrace die Keime des Osiris- und Dionysos-Mythus. Die alten heiligen Urkunden Phöniciens berichteten, dass der Dienst der Kabiren, d. h. der Dienst der 7 weltschaffenden Kräfte mit dem obersten Gotte, dem Achten, dem Eröffner oder dem bewusst schaffenden Gotte, einst von der Küste Phöniciens nach Aegypiten gebracht worden sei. In die Geheimnisse zu Eleusis in Attika, welche aber weniger wissenschaftlicher als religiös-sittlicher Natur waren, pflegten fast alle gebildeten Griechen zur Zeit der Blüthe derselben sich aufnehmen zu lassen, wie dieses auch viele Männer anderer Nationen, besonders der Römer, z. B. Cicero, thaten.
 
 
 
Die Mysterien im engern und eigentlichen Sinne waren die mit Einweihungen verbundene und nur den schon Eingeweihten zugängliche, also wesentlich geheime Feier des Hauptfestes desjenigen Gottes oder derjenigen Göttin, welche von den Eingeweihten vorzüglich verehrt wurde, z. B. des Osiris und der Isis, der Demeter und des Dionysos oder Jacchos, Bacchos, des maurerischen Hiram oder auch Johannes des Täufers. Ehe man die Weihe erhielt, musste man vorbereitet und unterrichtet sein, wodurch der Unterricht und die Weihe unzertrennlich verbunden, jener die Bedingung, die Vorstufe für diese war. Der Unterricht, die Lehren waren auch ein Mysterium, wie die Weihe und Festfeier selbst und insofern gelangte man durch das Mysterium (den Unterricht) zu dem Mysterium oder zu den Mysterien. Den Hauptinhalt der letztern bildete die dramatische Darstellung der Geschichte oder des Leidens, Sterbens und Wiederauferstehens des
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
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verehrten Gottes ganz in derselben Weise, wie dieses noch heute in der christlichen Kirche bei den Katholiken bezüglich Jesus und bei der Meisteraufnahme der Maurer mit Hiram geschieht, ja sogar bei den Japanesen an ihrem Feste Matsuri mit einer dem Adonis ähnlichen Person geschehen soll. Durch diese Darstellung, womit ergänzend und erläuternd der Vortrag oder die Erzählung der heiligen Sage  der Gottheit verbunden war, gerade wie bei den Maurern der Vortrag der Hirammythe damit verbunden ist, sollten die Eingeweihten sterben, die Schrecken des Todes überwinden und an Gott und Unsterblichkeit, an die ewige Gerechtigkeit glauben lernen.
 
 
 
Da aber der Mensch den Glauben an einen Gott und an die Unsterblichkeit seines eigenen Geistes blos aus der Betrachtung der unendlichen Weltschöpfung, des Himmels und der Erde, der auf- und untergehenden Sonne, der stets aus ihrem Grabe wiedererstehenden Naturkraft, des wiederkehrenden Frühlings mit der Sonnenpracht und Macht geschöpft hatte, sind die Mysterien ursprünglich auch nur die Feier des Sonnen- und Jahreslaufes, die Darstellung des Vergehens und des Wiedererstehens der Sonnen- und Naturkraft, des Herbstes oder Winters und des Frühlings. Osiris, Isis, Demeter, Dionysos, Hiram, selbst Johannes der Täufer und Jesus sind von dieser Seite blose Personificationen der scheinbaren und wirklichen Geschichte der Sonne und der Erde, sind insofern blose mythische Personen. Die geheime Lehre ist desshalb zunächst nur die Lehre von dem Laufe der Sonne, des Mondes wie der übrigen Sterne und ihres Einflusses auf das jährliche Schicksal der Erde und der Menschen, - man dürfte fast sagen, der Himmels- und der Erdkunde, wobei aber die Erdkunde, wesentlich auf das einzelne in Frage stehende Land, z. B. Aegypten, oder Attika, oder auch Griechenland, beschränkt und fest localisirt erscheint. Auf diese Weise ist die Feier der Mysterien mehr oder weniger zu einer Feier des Landesschicksales und Landeslebens, [[Osiris]] z. B; bei den Aegyptern zum Nilgotte, zum Nile geworden und ebenso Isis zu dem von dem Nile befruchteten, nach den Anschwellungen des Niles in der trockenen Jahreszeit sich sehnenden, den verlorenen Nilgatten beklagenden und
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
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suchenden Lande Aegypten, der ägyptischen Erde. An die Himmels- und Erdkunde schloss sich aber alles übrige Wissen nothwendig an; die Mysterien umfassten alles Wissen, so lange sie die einzigen Bildungsanstalten und die Priester die einzigen Leiter und Lehrer derselben waren. In den heiligen Büchern der ägyptischen Priester, in den 42 sog. hermetischen Schriften ist daher die ganze ägyptische Wissenschaft in allen ihren Theilen niedergelegt. 1) Aller Unterricht daraus wurde aber nur mündlich als eine treu zu bewahrende Geheimlehre, als ein Mysterium ertheilt. Auch die gallischen Druiden, welche gleichfalls ein religiös-wissenschaftlicher Geheimbund mit verschiedenen Graden waren, ertheilten ihren Unterricht ohne Bücher nur mündlich, damit die Lehre besser geheim bleibe. 2)
 
 
 
Ebenso hielt es [[Pythagoras]] in seiner Schule zu Crotona in Unter-Italien oder Gross-Griechenland und sollten es wenigstens die Maurer halten. Selbst das Christenthum war in den ersten Jahrhunderten ein bloser Mysteriendienst, wurde nur durch eine besondere Weihe, die Taufe, ertheilt und der ganze christliche Gottesdienst war ein geheimer der Eingeweihten, wozu freilich auch die äussern Verhältnisse und die Verfolgungen und Bedrängungen im römischen Reiche nöthigten. Im Mittelalter waren die christlichen oder geistlichen Mysterien zu blosen Schauspielen oder Schauspielaufzügen herabgesunken, in denen an den Festen Christi oder der Heiligen deren Schicksale oder auch sonstige testamentalische Geschichten durch die Kirche oder die Geistlichen dem Volke vorgestellt wurden.
 
 
 
Alle [[Mysterien]] hatten in religiöser Hinsicht sich die schöne Aufgabe gestellt, in den Aufzunehmenden den Glauben an den allmächtigen Gott, welcher Himmel und Erde, - die Sonne, den Mond und die Sterne geschaffen hat, mit aller Stärke zu erwecken und lebendig zu erhalten. Die reine Lehre von Gott als dem Schöpfer des
 
 
 
 
 
 
 
1) Röth, Geschichte unserer abendländischen Philosophie, I. S. 110 ff.
 
2) Döllinger, Heidenthum und Judenthum, Regensburg 1857, S 558.
 
 
 
 
 
 
 
 
 
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Lichts oder der Sonne, des Mondes und der Sterne hat vorzüglich auch Moses, der Lehrling der ägyptischen Priester, in der Genesis 1, 14 ff., den Juden verkündet: "Da sprach Gott, es sollen werden Lichter an der Feste des Himmels, zu scheiden zwischen Tag und Nacht, und zu geben Zeichen für Zeiten, und für Tage und Jahre, und die seien Lichter an der Feste des Himmels, dass sie leuchten auf die Erde. Und es geschah also. Und Gott machte die beiden grossen Lichter: das grosse Licht, das den Tag regiere, und das kleine Licht, das die Nacht regiere; dazu auch die Sterne. Und Gott setzte sie an die Feste des Himmels, dass sie scheinen auf die Erde, und den Tag und die Nacht regierten, und schieden zwischen Licht und Finsterniss. Und Gott sah, dass es gut war.
 
 
 
Und es ward Abend und ward Morgen, vierter Tag." - Also Gott ist der Schöpfer der Sonne, des Mondes und der Sterne, durch sie erleuchtet und beherrscht er die Welt, den Tag und die Nacht. Gott ist das ewige, unerschaffene, unveränderliche und unsichtbare, oder nach der Sprache der Aegypter verborgene Licht; die Sonne, der Mond und die Sterne sind die von Gott erschaffenen zeitlichen, veränderlichen und sichtbaren Lichter. Der einfache und doch unendlich grosse Gedanke war, Gott sei es, welcher Himmel und Erde erschaffen hat und erhält, - der der Sonne, dem Monde und den Sternen ihre Bahnen angewiesen hat, - der Licht werden lässt. Die Wurzel, aus welcher sämmtliche japhetische oder arische Benennungen der Gottheit, das Sanskrit dêwas, das Griechische  , - das Lateinische deus, womit auch dies, der Tag, sich berührt, - das Litthauische diewas, - das Lettische dews, das Preussische deiws und das Keltische dia stammen, ist das Zendwort div oder dju, welches leuchten, glänzen bedeutet. Gott ist der Leuchtende, der Glänzende, das Licht, der Himmel. Auch Zeus, Jupiter, der deutsche Gott Tyr und der gallische Gott Dis, von welchem nach Cäsar de bello gall. VI, 18 alle Gallier abzustammen glaubten, tragen ihren Namen nur von dem Leuchten, von dem Lichte. Gott ist das Wesen, die Macht, welche sprach: "Es werde Licht;" Gott ist der Herr des Lichtes, der Himmelskönig, divaspati, djupatar, djupitar, lateinisch
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
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Djupiter, Diespiter, Jupiter. 1) Es muss ein Gott, ein Schöpfer sein, weil die Schöpfung ist, weil Sonne, Mond und die Sterne leuchten. Daher sind bei den arischen oder indo-germanischen Völkern die Sonne, der Mond und dazu auch die Sterne das ursprünglichste und allgemeinste Symbol der Gottheit, gleichsam die lebenden Zeugen und Bürgen Gottes. Das Feuer und das Licht sind nur die Symbole der Symbole. Die höchste Vorstellung Gottes bei den Indern ist eine unendlich strahlende Sonne. Da'her heisst es in der Bhagavad-Gitá als Krischnas auf die Bitten des Ardchunas sich diesem in seinem wahren Wesen zeigt:
 
 
 
"Wenn hoch am Himmel urplötzlich von tausend Sonnen rings empor Licht flammte, gliche sein Strahlen dem Glanze dieses Erhabenen."
 
 
 
Ebenso wird Indra als der Gott des unermesslichen Glanzes geschildert. 2)
 
 
 
Im ägyptischen Todtenbuche, herausgegeben von Lepsius, Leipzig 1842, sagt Osiris von sich selbst: "Ich bin der Lichtgott, der Sohn des Lichtes; ich wohne im erhabenen Lande des Lichtes, geboren und gezogen im erhabenen Lande des Lichtes."
 
 
 
Die erhabenste Vorstellung von der Gottheit haben die Juden; denn ihnen ist Gott nicht allein der unsichtbare, sondern auch der unerblickbare; der Sterbliche vermag den Anblick des unendlichen Lichtes und Glanzes Gottes nicht zu ertragen. Daher wird Moses V. 4, 10 ff. gesagt, dass Gott vom Berge Horeb herab aus dem Feuer zu dem Volke Israels gesprochen und man ausser der Stimme keine Gestalt gewahrt habe. Noch schöner wird dieses bei Moses II. 33, 18 ff. dargestellt. Als Moses den Ewigen bittet, ihn doch seine Herrlichkeit sehen zu lassen, antwortet der Ewige:
 
 
 
" Er aber sprach, lass mich doch deine Herrlichkeit sehen. Und er sprach: Ich will vor deinem Angesicht
 
 
 
 
 
 
 
1) Lassen, indische Alterthumskunde, I. S. 756; Gfrörer Urgeschichte des menschlichen Geschlechts, Schaffhausen 1855, I. S. 180 vergl. mit S. 165; Spiegel, Avesta, I. S. 6; Wollheim, Mythol. des alten Indien, S. 96.
 
2) Lassen, a. a. O. I. S. 638, Anm. 1.
 
 
 
 
 
 
 
 
 
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vorübergehen lassen alle meine Schöne, und will ausrufen den Namen, der Ewige vor dir. Denn wem ich gnädig bin, dem bin ich gnädig; und wess ich mich erbarme, dess erbarme ich mich. Und sprach weiter: Mein Angesicht kannst du nicht sehen; denn kein Mensch bleibt leben, der mich siehet. Und der Ewige sprach weiter: Siehe, es ist eine Stätte bei mir; da sollst du stehen auf dem Felsen. Wenn nun meine Herrlichkeit vorübergehet, will ich dich in der Felskluft stehen lassen, und meine Hand über dich decken, bis ich vorübergegangen bin. Und wenn ich meine Hand von dir wegthue, wirst du meine Rückseite sehen; aber mein Angesicht kann man nicht sehen. - - Da kam der Ewige hernieder in einer Wolke und stellte sich daselbst zu ihm, und rief aus den Namen, der Ewige. Und da der Ewige vor seinem Angesicht vorüberging, rief Er, der Ewige! der Ewige! ein barmherziger und gnädiger, langmüthiger Gott, und von grosser Gnade und Treue; der da bewahret Gnade in's tausendste Glied, und vergibt Missethat, Uebertretung und Sünde, der aber keine Missethat ungestraft lässt, sondern die Missethat der Väter heimsuchet an Kindern und Kindeskindern, bis in's dritte und vierte Glied.
 
 
 
Und Moses neigete sich eilends zur Erde und betete an und sprach: Habe ich, Herr, Gnade vor deinen Augen gefunden, so ziehe doch der Herr in unserer Mitte, denn es ist ein halsstarriges Volk, und vergib unsere Missethat und Sünde, und mache uns zu deinem Eigenthum. - - Denun Moses vom Berge Sinai hinabstieg, hatte er die zwei Tafeln des Zeugnisses in seiner Hand, und wusste nicht, dass die Haut seines Angesichts glänzete, davon, dass er mit Ihm geredet hatte. Und Aaron und alle Kinder Israel sahen Moses: und siehe, die Haut seines Angesichts glänzete, und sie fürchteten sich, zu ihm heranzutreten. Da rief ihnen Moses; und sie kehrten zu ihm zurück, Aaron und alle Fürsten der Gemeinde; und Moses redete mit ihnen. Darnach aber traten herzu alle, Kinder Israel. Und er gebot ihnen Alles, was der Ewige mit ihm geredet hatte auf dem Berge Sinai. Und nachdem Moses mit ihnen zu Ende geredet, legte er eine Hülle auf sein Angesicht. Und wenn er hineinging vor den Ewigen, mit ihm zu reden, that er die Hülle ab, bis er wieder
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
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herausging. Und wenn er herauskam und redete zu den Kindern Israel, was ihm geboten war; so sahen die Kinder Israel, dass die Haut seines Angesichts glänzete. Dann that er die Hülle wieder auf sein Angesicht, bis er wieder hineinging, mit ihm zu reden." -
 
 
 
Wird noch in Betracht gezogen das Gebot, von dem Ewigen sich kein Bildniss und Gleichniss zu machen, so wie neben ihm keinen andern Gott zu verehren, erhält man den höchsten Begriff des einzigen und allmächtigen Gottes. Moses V. 3, 24 sagt daher mit Recht: "Denn welcher Gott ist im Himmel und auf Erden, der es deinen Werken und deiner Macht könnte gleichthun?"
 
 
 
Moses V. 6, 5 ff. ruft: "Höre, Israel, der Ewige ist unser Gott, der Ewige allein. Und du sollst den Ewigen, deinen Gott, lieb haben von ganzem Herzen, von ganzer, Seele und aus allen Kräften. Und diese Worte, die ich dir heute gebiete, sollen in deinem Herzen sein. Und da sollst sie deinen Kindern einschärfen und davon rede, wenn du in deinem Hause sitzest, oder auf dem Wege gehest, und wenn du dich niederlegest, oder aufstehest; und sollst sie binden zum Zeichen auf deine Hand, und sie tragen als Denkbinde zwischen deinen Augen; und du sollst sie über deines Hauses Pfosten schreiben, und an deine Thore." - Moses V. 101 17 ff. heisst es: "Denn der Ewige, euer Gott, ist der Gott der Götter und Herr der Herren; der grosse, mächtige und furchtbare Gott, der keine Person ansiehet und kein Geschenk nimmt; der Recht schaffet den Waisen und Wittwen, und hat die Fremdlinge lieb, dass er ihnen Speise und Kleider gebe.
 
 
 
Darum sollt ihr die Fremdlinge lieben; denn ihr seid auch Fremdlinge gewesen in Aegyptenland. Den Ewigen, deinen Gott, sollst du fürchten, ihm sollst du dienen, und ihm sollst du anhangen, und bei seinem Namen schwören. Er ist dein Preis und Er dein Gott, der für dich solche grosse und furchtbare Dinge gethan hat, die deine Augen gesehen haben. Mit siebzig Seelen zogen deine Väter hinab nach Aegypten; aber nun hat dich der Ewige, dein Gott, so zahlreich gemacht, wie die Sterne des Himmels."
 
== Siehe auch: ==
 
*[[Schauberg: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei Teil 1]]
 
*[[Schauberg: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei Teil 2]]
 
*[[Schauberg: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei Teil 3]]
 
*[http://books.google.com/books?id=gpo4AAAAMAAJ&printsec=frontcover&hl=de#v=onepage&q&f=false Digitalisierung der Originalausgabe]
 

Aktuelle Version vom 13. Oktober 2011, 19:55 Uhr