Adam Friedrich Öser

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Adam Friedrich Öser

Öser, Adam Friedrich

Quelle: Internationales Freimaurer-Lexikon von Eugen Lennhoff und Oskar Posner (1932)


Maler und Bildhauer aus Preßburg, erster Direktor der Leipziger Kunstakademie, Lehrer Winckelmanns und Goethes, der ihm in "Wahrheit und Dichtung" ein Denkmal setzte, war Mitglied der Leipziger Loge "Balduin zur Linde". *1717, †1799

Über Öser im Leipziger Kunstblatt für gebildete Kunstfreunde

Quelle: Leipziger Kunstblatt für gebildete Kunstfreunde, insbesondere für Theater und Musik, Band 1, Brockhaus, 1818


Adam Friedrich Öser wurde zu Presburg in Ungarn, den 18. Februar 1717 von evangelischen Eltern geboren. Seinen Vater, welcher ein Pelzhändler, und aus Obersachsen gebürtig war, verlor er in der ersten Kindheit, weshalb seine Erziehung dem Großvater zufiel. Schon in früher Jugend zeigte sich in ihm eine lebhafte Neigung zum Zeichnen, welche er durch fleißiges Nachzeichnen von Kupferstichen, die er sich für sein erspartes Geld kaufte, zu befriedigen suchte.

In seinem elften Jahr sollte er die Zuckerbäckerei erlernen, wozu er aber so wenig Lust bezeigte, daß sich seine Verwandten entschlossen, ihn von dem Becker weg zunehmen und seinem Wunsche gemäß bei einem Maler (Kannauf) in die Lehre zu thun, welcher ihn Kupferstiche mit der größten Aengstlichkeit copiren ließ. Diese Beschäftigung genügte dem lebhaften Geiste des Jünglings nicht, und er entschloß sich deshalb, seinen Lehrer und Presburg zu verlassen, um in Wien seine Studien fortzusetzen (1730).

Sieben Jahre lang besuchte er hier den Zeichenunterricht der Akademie, und studierte seine Kunst mit großem Eifer, geleitet von van Schuppen, dem damaligen Direktor der Akademie.

Auch hatte die Bekanntschaft Meytens (Martin van Meyten) und Trogers (Paul Troger) auf seine künstlerische Ausbildung vielen Einfluß. Bibiena (Giuseppe Galli Bibiena), welcher ihn anfangs gebrauchte, seine Architekturstücke mit Figuren zu staffiren, lehrte ihn die Regeln der Architektur und Perspective, und brauchte ihn später, seine flüchtigen Entwürfe architektonischer Darstellungen auszuführen. Auch waren die Streitigkeiten zwischen Bibiena und Metastasio über die Verbindung der malerischen, und poetischen Anordnung für ihn von großem Nutzen.

Nach einigen Jahren kehrte der Jüngling von Wien nach Presburg zurück. Während dieser Zeit war es, daß er für Kosten des Erzbischofs von Presburg, Grafen von Kevenhüller eine Reise nach Italien machen sollte. Alles war schon zu dieser Reise bereitet, als der Graf plötzlich an einem Schlagflusse starb, und Oeser´s sehnlicher Wunsch dadurch vereitelt wurde.

Weil aber sein Fleiß in seiner Vaterstadt nicht hinglänglich belohnt wurde, so ging er wieder nach Wien zurück. Hier erwarb er sich durch sein Bild, das Brandopfer Abrahams, in einem Alter von 18 Jahren, die goldene Prämie, welche ihm viel Neider zuzog, die ihn öfters verfolgten, ja sogar seinem Leben nachstellten.

Um diese Zeit studirte er ferner unter Raphael Donner die Modellir- und Bildhauerkunst; doch entschied sich sein Geist, der die verschiedensten Gebiete der bildenden Kunst mit Liebe umfaßte, schon damals vorzüglich für die Malerei. Auch verdankte er diesem gelehrten Bildhauer seine ausgezeichnete Kenntniß des Costüms und der Antike. Beide wurden die innigsten Freunde.

Zu Ende des Jahres 1739 verließ er Wien, als schon ausgebildeter Künstler, und reiste nach dem damals als Kunstsitz aufblühenden Dresden, wo sich um dieselbe Zeit Dietrich und Mengs ausgebildet hatten, und wurde gleich bei seiner Ankunft von dem Direktor Ludwig Sylvestre, durch den er späterhin viel in der Freskomalerei gewann, sehr ehrenvoll aufgenommen. Hier begann die schönste Zeit seines Lebens. Hier lebte er mit mehreren Künstlern in freundschaftlichem Verhältniß, besonders mit dem Bildhauer (Lorenzo) Matielli. Später ward Johann Joachim Winckelmann sein vertrauter Freund. Dieser logirte im Jahr 1754 bei ihm, und schreibt in einem Briefe an Hieronymus Dietrich Berendis (s. Göthe´s Winkelmann und sein Jahrhundert): "Hr. Oeser ist hier mein einziger Freund, und wird es bleiben." An einem anderen Orte nennt er "den wahren Nachahmer des Aristides, der die Seele schildere, und für den Verstand male." Auch war es Oeser, der Winckelmann's erste Schritte bei seinem Studium der alten Kunst leitete.

Als er den russischen Gesandten, Grafen Bestuschef [Anmerkung: Alexei Petrowitsch Bastuschew-Rjumin, russ. Алексeй Петрович Бестужев-Рюмин] malte, und dieser hörte, daß sich Oeser vorzüglich mit Historienmalerei beschäftige, gab ihm derselbe den Auftrag, eine liegende Venus zu malen, und veranlaßte dadurch, daß Oeser den Antrag erhielt, nach Petersburg zu kommen, mit dem Versprechen, außer einem jährlichen Gehalte von 1.000 Rubeln, noch auf 3 Jahre bestimmte Beschäftigung zu erhalten. Die Bedingungen, welche Oeser machte, und die vorzüglich darin bestanden, als sächsischer Maler nur unter dem sächsischcn Gesandten in Petersburg zu stehen, und nach Dresden zurückkehren zu können, wenn er wolle, wurden genehmigt, und alles zur Reise vorbereitet, als die plötzliche Regierungsveränderung in Rußland diesen Plan vernichtete. Im Jahr 1745 verheirathete sich Oeser mit Rosina Elisabeth Hoburg, mit welcher er lange Zeit glücklich verbunden lebte, und zwei Söhne, ebenfalls Maler, welche er überlebte, nebst zwei Töchtern, (von welchen die eine den verdienten Kupferstecher Geyser heirathete, die andere noch jetzt am Leben ist,) gezeugt hat.

Während des siebenjährigen Krieges hielt er sich meistens bei dem Grafen Bünau in Dahlen auf. Gegen das Ende desselben zog er nach Leipzig, und wurde, da er daselbst zu bleiben wünschte, 1764 als Direktor der neuen Zeichnungs-Malerei-und Architektur-Akademie daselbst angestellt, in welchem Wirkungskreise er durch die Aufstellung guter Modelle und fleißigen Unterricht der Zöglinge bis in sein hohes Alter große Verdienste erwarb, und auf die Veredlung des Kunstgeschacks, vorzüglich in Sachsen, einen großen Einfluß ausübte. Unter seinen Schülern zeichneten sich aus: Johann Samuel Bach, Carl Friedrich Fechelm, der genannte Kupferstecher Christian Gottlieb Geyser, seine Söhne, und der zu früh verstorbene Menzel, von welchem das Leipziger Liebhabertheater einen gemahlten Theatervorhang besitzt.

Über Öser in der "Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen"

Quelle: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen: Von der Mitte des sechzehnten Jahrhunderts bis auf die neueste Zeit : 1553 - 1831, Perthes, 1831, Seite 391


Aber noch besondere Erwähnung verdient einer der trefflichsten Künstler Sachsens, Adam Friedrich Öser, geboren 1717 zu Presburg, welcher in Wien gebildet, seit 1739 in Dresden lebte und jetzt Director der leipziger Akademie wurde. Er gehörte dem schönen Zirkel mit an, der sich zu Nöthenitz um den edlen Graf Bünau so oft versammelt hatte, und welchen Heyne, Winckelmann und der große Kunstkenner Graf Algarotti, den August III. zum Geheimenrath und Friedrich II. zum Ritter und Kammerherrn gemacht, zierten. Leipzig ehrt noch Ösers viele Werke.

Nachtrag

  • Churfürstlichen Hofmahler; Sein Verlangen Alles zu umfassen was zu dem zeichnenden Künstler gehört, machte ihn allen Künstlern lieb, besonders dem Raphael Denner, bei welchem er sich in einem Zeiträume von zwei Jahren im Bossiren sehr vervollkommnete. (Geschichte der zeichnenden Künste in Deutschland,Johann Dominik Fiorillo, Brüder Hahn, 1818)
  • Nach Öser ist heute (2012) eine Schule in Leipzig benannt.

Künstlerisches Schaffen

Das Monogramm von Adam Friedrich Oeser, deutscher Maler und Kupferätzer (Kupferstecher) lautete Oe.

Goethes Verhältnis zu Öser

Quelle: "Göthe´s Briefe an Leipziger Freunde", Johann Wolfgang von Goethe, Breitkopf und Härtel, 1867


Öser war der Zeichenlehrer von Johann Wolfgang von Goethe. Goethe nannte ihn seinen Lehrer für alles Aesthetische, für ihn war Oeser "einer der talentiertesten Menschen unseres Jahrhunderts".

Aus einem Brief von Goethe an Oeser:

Was binn ich Ihnen nicht schuldig, Theuerster Herr Professor, dass Sie mir den Weeg zum Wahren und Schönen gezeigt haben, dass Sie mein Herz gegen den Reitz fühlbaar gemacht haben. Ich binn Ihnen mehr schuldig, als dass ich Ihnen dancken könnte. Den Geschmack den ich am Schönen habe, meine Kenntisse, meine Einsichten, habe ich die nicht alle durch Sie? Wie gewiss, wie leuchtend wahr, ist mir der seltsame, fast unbegreifliche Satz geworden, dass die Werckstatt des grossen Künstlers mehr den keimenden Philosophen, den keimenden Dichter entwickelt, als der Hörsaal des Weltweisen und des Kritickers. Lehre tuht viel, aber Aufmunterung tuht alles. Wer unter allen meinen Lehrern hat mich jemals würdig geachtet mich aufzumuntern, als Sie. Entweder ganz getadelt, oder ganz gelobt, und nichts kann Fähigkeiten so sehr niederreissen.
Aufmunterung nach dem Tadel, ist Sonne nach dem Reegen, fruchtbaares Gedeyen. Ja Herr Professor wenn Sie meiner Liebe zu den Musen nicht aufgeholfen hätten ich wäre verzweifelt. Sie wissen was ich war da ich zu ihnen kam, und was ich war da ich von Ihnen ging, der Unterschied ist Ihr Werck.

Bildhauerische Werke

Statue des Kurfürsten auf der Esplanade in Leipzig, Monument der Königin Mathilde von Dänemark in Celle, und das Gellert-Monument kurz vor seinem Tod vollendete er noch einen Christuskopf;

Werke als Kupferstecher

  • Buchillustration: Titelvignetten zu Gellert´s Gesamtausgabe,
  • Freskoausmahlung der Nicolaikirche