Carl Eberhard Wachter

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Carl Eberhard Wachter

Quelle: Lennhoff, Posner, Binder


später Freiherr v., * 1746, † 1825, eine der eigenartigsten Persönlichkeiten im Getriebe der Strikten Observanz und der deutschen Freimaurerei des 18. Jahrhunderts. Sehr wohlhabender Stuttgarter Advokat mit Neigung zur Politik, betätigte er sich auch außerhalb seiner Heimat intensivst auf freimaurerischem Gebiet. Vielfache Beziehungen, die er dadurch erlangte, verhalfen ihm zu einer großen Karriere. Er wurde erst Sachsen-Meiningenscher Hofrat, dann Geheimer Legationsrat auf dem Regensburger Reichstag, schließlich auf Empfehlung des Landgrafen Karl von Hessen-Kassel dänischer Kammerherr und außerordentlicher Gesandter und bevollmächtigter Minister Dänemarks für Südwest-Deutschland. Als solcher übte er eine umfangreiche diplomatische Tätigkeit aus. Daneben gelangen ihm eine Zeitlang große Finanztransaktionen. Während der Französischen Revolution als Diplomat in Paris, ließ er sich von der Königin Marie Antoinette gewinnen, Hilfsaktionen für daß wankende Königshaus einzuleiten.

Französische Revolution

Die nach Deutschland geflohenen Brüder des Königshauses erhielten dort unter seiner Bürgschaft 500.000 Livres, die er dann nicht mehr wiedersah. Nach Stuttgart zurückgekehrt, wurde durch Neider auch seine diplomatisehe Stellung erschüttert. 1799 wurde er von seinem Gesandtenposten abberufen. Schwer gekränkt, lehnte er anderweitige Verwendung ab, war dann bis 1805 offizieller Vertreter der Reichsritterschaft am Hofe Napoleons. 1810 verbannte ihn der König von Württemberg wegen wahrscheinlich wieder angeknüpfter Beziehungen zu den Bourbonen aber auch wegen seines engen Verhältnisses zu dem mit dem König zerfallenen Kronprinzen. In London verlor Wachter den Rest seines Vermögens in einem industriellen Unternehmen. 1816 wurde die Verbannung aufgehoben. Die nach Frankreich zurückgekehrten Bourbonen zahlten ihm zwar die alte Schuld nicht zurück, setzten ihm aber eine Leibrente aus.

Stuttgarter Schottenloge

Als Freimaurer gründete er zunächst die Stuttgarter Schottenloge "Karl zu den drei Cedern". Er wurde dann Kanzler der achten Ordensprovinz der Strikten Observanz (Eques a Ceraso), schloß sich als einer der ersten dem "Wahren Templerorden" von Gugomos (s.d.) an, trug dann aber wesentlich zu dessen Entlarvung bei. Vom Herzog Ferdinand von Braunschweig 1777 mit der Errichtung eines Kapitels der Strikten Observanz in Neapel betraut, übernahm er die Mission, die Erzählungen von Gugomos, an die immer noch manche glaubten, nachzuprüfen und sich auch sonst nach den "unbekannten Oberen" der Strikten Observanz umzusehen, zumal der Prätendent Karl Eduard Stuart, damals in Florenz lebte.

Entlarvungen

Die Ergebnisse seiner Nachforschungen waren, wie er in einem Brief an den Herzog aus Rom mitteilte, vernichtend. Von "geheimen Oberen" hatte er keine Spur entdeckt, auch nichts von geheimem Templerwissen, dagegen war ihm die Bestätigung geworden, das Gugomos "seinen Beruf selbst gemacht hatte".

Dazu kam noch eines: der angebliche geheime "Ordens-Großmeister" Karl Eduard erklärte, niemals Freimaurer gewesen zu sein und von einer Großmeisterschaft und dem Templerorden nichts zu wissen. Wachter drang infolgedessen auf gründliche Ordensreformation und offenen Verzicht auf daß gegenstandslos gewordene "Tempelherrentum" und erbot sich, der neuen Gesellschaft daß zu geben, was ihr fehlte: Kenntnis einer wirklich wertvollen Geheimlehre.

Die Weisen im Osten

Er wollte nämlich von "Weisen vom Osten" wichtige übernatürliche Kenntnisse erlangt haben, auf Grund deren die Maurerei künftig die Bearbeitung eines edleren Zwecks als die Wiederherstellung des Templerordens sich vorsetzen möge. Nach Schröder war diese Lehre wohl wesentlich nichts anderes als die christliche Heilslehre. Wachter selbst betätigte sich aber dann nicht in diesem Sinn. Er zog sich kurz nach seiner Rückkehr ganz von der Freimaurerei zurück.