Glückauf zum Licht

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Glückauf zum Licht

Festschrift anlässlich "Freimaurer Ruhr 2010"

Quelle: Website der Freimaurer Ruhr 2010

Loge Glückauf zum Licht, Gelsenkirchen - Günther Detlof

Geschrieben am 23.02.2010 15:12:06

Loge Glückauf zum Licht, Gelsenkirchen: Eine bodenständige Loge als Spielball und Fixpunkt der Zeiten
Günther Detlof

In einem dreiseitigen, beidseitig bedruckten Flyer mit dem Titel Freimaurer in Gelsenkirchen, herausgegeben Ende der 90er Jahre von der Johannis-Freimaurer-Loge Glückauf zum Licht in Gelsenkirchen, der seinerzeit für Werbezwecke und aus Informationsgründen heraus produziert worden ist, heißt es einleitend über das Wesen der Freimaurerei:

Das Wesen des Freimaurerbundes besteht in der Einheit von leitender Idee und vertiefendem symbolischen Erlebnis. Als Glieder eines ethischen Bundes treten die Freimaurer für Menschlichkeit, Brüderlichkeit, Toleranz, Friedensliebe und soziale Gerechtigkeit ein. Als Gemeinschaft brüderlich verbundener Menschen ist die Loge Übungsstätte dieser Werte. Als Symbolbund dient die Freimaurerei der Verinnerlichung von Idee und Gemeinschaft. Hierin liegt ihre Besonderheit gegenüber allen anderen Zusammenschlüssen mit verwandten Zielen.

Mit genau diesem Gedankengut beschäftigen sich Anfang des 20. Jahrhunderts einflussreiche Männer von gutem Ruf in der Stadt von Kohle und Stahl. Die Freimaurerei beginnt bekanntlich nicht erst zu dieser Zeit, sondern setzt bereits im Mittelalter ein. Der Freimaurerbund hat seinen Ursprung in den Steinmetzbruderschaften und Dombauhütten des Mittelalters. 1737 entsteht in Deutschland die erste Freimaurerloge mit dem Namen Absalom zu den drei Nesseln in Hamburg. Weitere folgen wenig später.

Die Grundlage allen freimaurerischen Wirkens ist immer die Loge. Sie ist das Zentrum der geistigen Arbeit, Stätte der Begegnung und Ort ernster Besinnung, aber auch ein Trainingscamp für die Arbeit an sich selbst. Ehrliches und offenes Umgehen miteinander ist ebenso Voraussetzung wie ein hilfsbereites Miteinander. Zum Zeichen der Verbundenheit und Vertrautheit nennen sich die Freimaurer untereinander Brüder.

Eine Idee reift...

Freimaurer sind sich bewusst, dass sinnvolles Leben einzelner Menschen wie gesellschaftlicher Gruppen zweierlei erfordert: Bescheid zu wissen über die Welt, in der man lebt, und den Besitz von Überzeugungen, die das Handeln leiten. Die Freimaurer wissen nicht, wie eine menschliche Welt im Einzelnen auszusehen hat, deshalb verzichten sie auch darauf, gesellschaftspolitische Utopien zu formulieren. Die Begriffe von Menschlichkeit und Toleranz geben ihnen jedoch die Möglichkeit, Bedrohun-gen aufzudecken und verantwortlich zu handeln.

Dies alles haben unsere Altvorderen durchaus richtig erkannt und deshalb auch danach gehandelt, als man sich dessen bewusst wird. Sie nähern sich mit vorstehenden Gedanken der Königlichen Kunst, wie man die Freimaurerei auch nennt, um ihr künftig in der Stadt Gelsenkirchen ebenfalls zu huldigen.

Nun ist das allerdings nicht ganz so einfach, wie es sich hier liest. Da sind schon noch einige Vorbereitungsarbeiten einzuleiten, ehe in Gelsenkirchen das freimaureri-sche Licht eingebracht werden kann. Die Gedanken der Königlichen Kunst gutzuheißen, reichte da allein noch nicht aus, denn eine Loge lässt sich nun mal nicht so mir nichts dir nichts gründen und eröffnen. Da steckt ein System dahinter.

Dieses System beinhaltet zunächst die Entstehung eines sog. Kränzchens bzw. eines Vereins, der es sich zur Aufgabe macht, die Gründung einer Loge vorzubereiten. In diesem Kränzchen vereinen sich Personen, die bereits Brüder in anderen Logen sind und vorhaben, eine eigene Loge in der eigenen Stadt zu installieren, um in häuslicher Nähe, weitestgehend befreit von weiten Wegen in benachbarte Städte, hier freimaurerisch arbeiten zu können.

Im Allgemeinen Handbuch der Freimaurerei, das ein Bruder namens Lennings im Jahre 1900 im Max Hesse Verlag in Leipzig herausgebracht hat, schreibt dieser auf Seite 347 unter dem Stichwort Gelsenkirchen, dass bereits im Juli 1877 ein Kränzchen in Gelsenkirchen gegründet worden sei, das aber zur Zeit der Herausgabe des vorgenannten Buches nicht mehr existiert habe. Offenbar muss es zu jener Zeit bereits Bestrebungen in Gelsenkirchen gegeben haben, hier eine Loge ins Leben zu rufen. Nur ist dieses Unternehmen offenbar gescheitert, woran auch immer. Immerhin: Ein paar Jahre später geht es dann schließlich doch noch.

Ein derartiger Verein bedarf natürlich einer bereits existierenden Loge, die ihre Hand über dieses Kränzchen hält und es ideell unterstützt. Eine solche Loge muss gesucht werden. In unserem Falle ergibt sich ein enger Kontakt zu der Loge Zu den drei Rosenknospen in Bochum, in der bereits Brüder aus Gelsenkirchen arbeiten.

Insofern haben es die Gelsenkirchener Brüder leicht, denn der Kontakt zur Bochumer Loge ist nicht nur vorhanden, sondern auch herzlich, so dass die Unterstützung der Bochumer Brüder den Gelsenkirchenern gewiss ist. Das zeigt sich dann auch in den fortschreitenden Bemühungen der Gelsenkirchener Brüder, beharrlich ihr Ziel zu verfolgen, was ja letztendlich gelingt, wie man heute weiß.

Das Kränzchen ist sozusagen der Vorläufer der heutigen Loge und kann nicht umgangen werden. Es leistet die gesamte notwendige Vorarbeit bis hin zum entscheidenden Tag, an dem der eigentliche Gründungsbeschluss gefasst wird.

Gründung eines Logenvereins

Am 1. April 1903 entsteht durch den Anschluss von sechs angrenzenden Gemeinden an Gelsenkirchen die Großstadt Gelsenkirchen. Bewohner der sieben nun vereinten Gemeinwesen, die sich bis dahin fremd sind, treffen sich bei Beratungen und ande-ren Zusammenkünften, die dieser Zusammenschluss so mit sich bringt, in verschiedenen Vereinen und Gesellschaften in den unterschiedlichsten Stadtteilen.

So fasst auch eine Anzahl honoriger Männer dieser neuen Großstadt, die bereits als Freimaurer-Brüder Logen u.a. der benachbarten Städte Bochum, Essen, Dortmund und Witten angehören, den Entschluss, zum Zwecke der späteren Gründung einer Gelsenkirchener Loge die Einrichtung eines Logenkränzchens. Die Anregung dazu geht von dem Bruder Martin Schneider aus. Er findet damit bei allen ortsansässigen Brüdern lebhafte Zustimmung. Der Plan zur Gründung eines freimaurerischen Vereins wird in zwei Vorbesprechungen gründlich beraten. Und dann geht am 18. Mai 1903 in einem Raum der Ge-sellschaft Verein die Gründungsversammlung über die Bühne. Alle anwesenden Brüder erklären ohne Ausnahme ihren Beitritt.

Die Mitglieder beschließen nach der Vorstandswahl sofort, den neuen Verein der Loge Zu den drei Rosenknospen in Bochum als stiftende Loge zu unterstellen und bitten diese, ihrerseits die erforderlichen Schritte beim Bundesdirektorium der Großen National Mutterloge Zu den drei Weltkugeln in Berlin zu unternehmen, damit die Genehmigung zur Bildung des Vereins noch im laufenden Maurerjahr erteilt wird.

Der Grund für den Anschluss an die Große National Mutterloge Zu den drei Weltkugeln ist darin zu suchen, dass die meisten Brüder, die an dieser Gründungsversammlung beteiligt sind, der Lehrart dieser Großloge bereits angehören.

Nach kurzer Zeit geht ein Schreiben vom 26. Juni 1903 beim neuen Verein ein, in dem die Johannisloge Zu den drei Rosenknospen in Bochum mitteilt, dass sie infolge eines Beschlusses ihrer Meisterschaft sehr gern den Verein unter ihren Schutz nehmen und bei der Großen National Mutterloge Zu den drei Weltkugeln beantragt haben, ihnen diesen Schutz zu gestatten, wie auch die Satzungen des neuen Vereins zu genehmigen.

Mit Schreiben vom 10. Juni 1903 entsprach die Berliner Großloge Zu den drei Weltkugeln dem Bochumer Begehren und teilte mit, dass die Gründung genehmigt und die Satzung anerkannt sei.

Damit beginnt die gedeihliche freimaurerische Arbeit in Gelsenkirchen. Der offizielle Titel des Gelsenkirchener Freimaurer-Vereins (Kränzchen) ist damit genehmigt und kann verwendet werden. Aber aller Anfang ist schwer. Es beginnt die Suche nach einer geeigneten Räumlichkeit für die Zusammenkünfte.

Dank der Bemühungen eines Bruders, der Mitglied der geschlossenen Gesellschaft Verein ist, gelingt es, die Sonderräume für die Versammlungen des Freimaurer-Vereins unentgeltlich überlassen zu bekommen. So trifft man sich hier an jedem ersten und dritten Montag im Monat. Die Gesellschaft Verein tagt im Gasthaus von Ernst Heuser, das später abgebrochen wird, da hier das Hans-Sachs-Haus entsteht.

Es ist ein eigenartiges Zusammentreffen, dass in den Jahren nach dem Zusammenbruch des nationalsozialistischen Regimes die wieder auflebende Loge Glückauf zum Licht, die in der Hitler-Zeit ihr Logenhaus verliert, ihre ersten regelmäßigen Zusammenkünfte und – nach der Lichteinbringung im Jahre 1949 – auch ihre Logenarbeiten im Hans-Sachs-Haus, also örtlich gesehen wieder an der gleichen Stelle, abhält. Aber davon später mehr

So hat jedenfalls vorerst der Freimaurer-Verein Gelsenkirchen eine Unterkunft im Mittelpunkt des Stadtgebietes gefunden, die für alle Mitglieder leicht erreichbar ist. In diesen Räumlichkeiten verbleiben die Brüder bis zum Umzug ins eigene Logenhaus.

Wie richtig es ist, die Gelsenkirchener Brüder in einem Verein zusammen zu fassen, beweist die lebhafte Teilnahme an den Vereinsabenden. Sie kommen zusammen und lernen sich untereinander näher kennen und schätzen. Es entwickelt sich ein lebhaftes geistiges und gesellschaftliches Leben, das dem guten Zusammenhalt sehr zuträglich ist. Es gibt Vorträge maurerischen und anderen Inhaltes, denen sich stets angeregte Aussprachen anschließen. Um die Brüder über das Logengeschehen auf dem Laufenden zu halten und ihre Anteilnahme an der Königlichen Kunst zu vertiefen, werden stets auch Fragen der Freimaurerei und der Großloge besprochen.

Bei der Gründung des Vereins stehen 18 Brüder in der Mitgliederliste. Am Ende des Vereinsjahres 1904/05 zählt man bereits 33 Brüder, die eingeschrieben sind. Der 34. Bruder ist inzwischen leider in den Ewigen Osten eingegangen, d.h. verstorben.

Die Logengründung

Inzwischen werden bei der Berliner Großloge alle nötigen Schritte unternommen, um die Bildung und Einrichtung einer eigenen Loge in Gelsenkirchen zu forcieren. Gleichzeitig sind Verhandlungen angeknüpft, um der geplanten neuen Bauhütte eine jährliche finanzielle Unterstützung zu sichern.

Zur großen Freude aller hiesigen Brüder hat die Großloge volles Verständnis für die Gelsenkirchener Bestrebungen und verspricht für mehrere Jahre eine weitgehende Beihilfe zur Förderung dieses Projekts, zumal sich einige Brüder bereit erklärt haben, eine selbstschuldnerische Bürgschaft zu übernehmen.

Nachdem ein Bruder dem Bundesdirektorium sachliche Mitteilungen über den Verlauf der Vorarbeiten gemacht hat, erscheint der Großarchivar in Gelsenkirchen, um dem Kränzchen namens des Bundesdirektoriums herzliche Glückwünsche zu überbringen.

Die entscheidende und denkwürdige Sitzung findet am 2. Juli 1906 statt. In ihr sind neun Meister sowie 13 Gesellen und Lehrlinge anwesend. Die Brüder Meister erklären sich bereit, die Loge zu gründen. Die anwesenden Brüder Gesellen und Lehrlin-ge erklären sich ihrerseits ebenfalls bereit, der neu gegründeten Loge sofort beizutreten.

Es ergeht der einstimmige Beschluss, der neuen Loge den Namen Glückauf zum Licht zu geben. Das von einem Ingenieur entworfene Mitgliedsabzeichen (Logenbi-jou) findet sofort ein positives Echo und wird angenommen.

Alle anwesenden Brüder bezeugen durch Unterschrift ihr Einverständnis zu den gefassten Beschlüssen. In der folgenden Sitzung am 16. Juli 1906 werden die an das Bundesdirektorium gerichteten Schriftstücke unterzeichnet und das in der Meisterversammlung gewählte Beamtenkollegium bekannt gegeben. Die Satzungen der Loge werden entworfen und der Jahresbeitrag auf 60 Reichsmark festgesetzt.

Zur großen Freude aller Brüder erteilt die Große National Mutterloge Zu den drei Weltkugeln am 29. September 1906 die Genehmigung zur Logengründung.

Da gibt es zunächst in Gelsenkirchen noch dank irrtümlicher Auffassung bis weit in die 60er Jahre hinein die Annahme, der Tag, an dem das offizielle Schreiben des Bundesdirektoriums die Stiftung bekannt gibt, sei als Stiftungstag der Loge anzusehen. Nach einem Entscheid des Bundesdirektoriums vom 22. Juli 1931 ist jedoch der 29. September 1906 eindeutig als Gründungsdatum festgesetzt, da an diesem Tage der Gründungsantrag genehmigt und die Stiftung der Loge beschlossen worden ist.

In den Räumen der Gesellschaft Verein findet am 27. November 1906 die letzte Sitzung des Logenkränzchens und praktisch zugleich die erste Sitzung der Loge Glückauf zum Licht statt, verbunden mit einer Festtafel. An dieser Sitzung nehmen 28 Brüder teil. Nach Vorlage der Kassenunterlagen und der Entlastung des Schatzmeisters beschließen die Brüder einstimmig die Auflösung des Freimaurer-Vereins Gelsenkirchen (Kränzchen). Das Gesamtvermögen, einschließlich Bücherei nebst Bücherschrank, wird der neugegründeten Loge Glückauf zum Licht zur Verfügung gestellt. Bruder Hermann Feldmann, der erste gewählte Stuhlmeister dieser Loge, verliest die Gründungsurkunde und erklärt die neue Loge für eröffnet. Er dankt für das ihm bis-her gezollte Vertrauen und bittet alle Brüder, sich weiterhin rege an den Arbeiten zu beteiligen.

Besonders freuen sich die Brüder über die Tatsache, dass die Gesellschaft Verein ihre Räumlichkeiten auch künftig weiterhin an jedem ersten und dritten Dienstag im Monat der Loge zur Verfügung stellt. Die Anschaffung der Inneneinrichtung, obwohl durch vielseitige Stiftungen kräftig unterstützt, verursacht erhebliche finanzielle Anstrengungen. Alle sind bemüht, die bestmögliche Ausstattung zu beschaffen.

Durch eine hochherzige Spende in Höhe von 170 Reichsmark durch den 1. Vorsitzenden ist der Grundstock für eine eigene Bücherei gelegt. Das Geld dient der Be-schaffung von entsprechender freimaurerischer Literatur. Die Überlassung von Schriften durch die Logen in Essen und Münster erweitert den Bestand. Zum weiteren Ausbau überweist die Große National Mutterloge 50 Reichsmark aus Berlin.

Bei allen Zusammenkünften, die abgehalten werden, wird stets der Armen gedacht. Weihnachtsspenden erfreuen manchen Bedrückten.

Ein Logenhaus muss her

Bereits am 7. November 1904 stiftet ein Bruder, seines Zeichens ein Mühlenbesitzer, die unglaubliche Summe von 1.000 Reichsmark als ersten Baustein für das zu schaffende Haus, denn früh schon setzt sich der Gedanke fest, ein eigenes Logenhaus zu haben. Ein Jahr später verpflichten sich die Brüder, monatlich eine Reichsmark in den Baufonds einzuzahlen. Für die Aufnahme von freiwilligen Beiträgen für den Bau-fonds wird eine Sammelbüchse aufgestellt. Die erste Sammlung ergibt bereits 42,20 Reichsmark.

Alle Brüder sind sich der Tatsache bewusst, dass zur Erreichung des gesteckten Zie-les noch erhebliche Opfer gebracht werden müssen. Aber die Spendenfreudigkeit hat bei den Brüder in all den Jahren nie nachgelassen.

Im Februar 1906 wird ein Ausschuss ins Leben gerufen, der die erforderlichen Vorbereitungen entweder für einen Neubau oder den Kauf eines entsprechenden Hauses treffen soll. Aus Zweckmäßigkeitsgründen rückt man von dem Plan eines Neubaues ab und entscheidet sich nach gründlicher Aussprache und Abwägung sämtlicher Argumente für den Ankauf des Hauses Essener Straße Nr. 23. Das Haus steht zu dem verhältnismäßig günstigen Preis von 30.000 Reichsmark zum Verkauf, wobei der Besitzer den größten Teil des Kaufpreises hypothekarisch stehen lassen will.

Neben dem Bauausschuss, der zugleich auch die finanziellen Angelegenheiten, die mit dem Erweiterungsbau zusammen hängen, zu regeln hat, werden noch weitere Ausschüsse ins Leben gerufen, die alle mit dem Logenzweck verbundene Fragen zu erörtern und den Brüder Vorschläge und Entschließungen vorzulegen haben. Der Bauausschuss hat zweifelsfrei die schwierigste Aufgabe zu erledigen, zumal er das benötigte Kapital zu beschaffen hat und bei der Großloge die Zustimmung zur Aufnahme eines bestimmten Darlehens erwirken muss. Da der Bauausschuss beides erreicht hat, kann frisch ans Werk gegangen werden. Begonnen wird mit dem Umbau im November 1906.

Die Spätherbstsonne des 6. Oktober 1907 erleuchtet die neue Loge vom Aufgang bis zum Untergang. Es ist ein herrlicher Tag für die Brüder der jungen Loge Glückauf zum Licht, die endlich in ihrer eigenen Bauhütte zu arbeiten beginnen können. Die Lichteinbringung in den neuen Tempel steht an. Nach regem und beharrlichem Stre-ben ist der Bau endlich gelungen. Mit Freude im Herzen haben sich mehr als 120 Brüder an diesem Tag eingefunden und versammelt.

Der 1. Weltkrieg naht

Vom Tag der Lichteinbringung bis zum Ausbruch des 1. Weltkrieges vergehen nur sieben Jahre. Aber auch in diesen sieben Jahren geschieht so einiges. Zunächst einmal haben die Gelsenkirchener Brüder einen Sammelpunkt für ihre Arbeit und Erholung. Jetzt setzen sich alle kraftvoll für den inneren Ausbau des Logenhauses ein. Das Logenleben nimmt insgesamt einen erfreulichen Aufschwung.

Die Zahl der Mitglieder wächst von Jahr zu Jahr, obwohl keinerlei Werbung betrieben wird. In der Wahl der Suchenden ist man sehr vorsichtig, schon wegen des schönen inneren Einvernehmens, das stets unter den Brüdern herrscht. Nur wer mit seiner ganzen Persönlichkeit und Veranlagung die Gewähr bietet, ein wahrer Maurer zu werden, findet in den Tempel Eingang. Und trotzdem: In der Zeit von 1903 bis 1931 müssen vier Brüder wegen „Ungeeignetheit“ – wie es in einer alten Aufzeichnung heißt und was immer man darunter versteht – aus dem Mitgliederverzeichnis gestrichen werden. Dies wird als Beweis dafür gewertet, dass nicht jedermann zum Freimaurer geeignet ist.

Zur gleichen Zeit sind finanzielle Probleme in den Griff zu bekommen. Das Logengrundstück wird durch Abrundung um sieben Quadratmeter erweitert, was den Betrag von 300 Reichsmark erforderlich macht. Zwei Anleihen müssen aufgenommen werden, die eine mit 48.000 Reichsmark zu 4 ¼ % und die andere mit 38.000 Reichsmark zu 4 ½ % unter Verpfändung des Gesamtbesitzes. Der Garten wird hergerichtet und das Hausinventar für den Betrag von 1.800 Reichsmark ergänzt. Der letztgenannte Betrag wird durch eine Stiftung und freie Zeichnungen erbracht.

Infolge der erhöhten Kosten, die der Loge entstehen, wird der Mitglieds-Jahresbeitrag auf 80 Reichsmark angehoben. Einige Brüder stiften einen Armen- und Unterstützungsfonds und weisen ihm sogleich 1.250 Reichsmark aus eigenen Mitteln zu.

1910 wird ein Harmonium für den Tempel III angeschafft. Dafür und für weitere Zwecke der Verbesserung der Logenausstattung werden 1.000 Reichsmark gestiftet. Drei Jahre später erfährt der Tempel eine gründliche Ausbesserung. Das Geld dafür wird wiederum durch freiwillige Beiträge aufgebracht.

Man nähert sich dem Beginn des ersten Weltkrieges und bemerkt im Umfeld eine ungeahnte Hektik im profanen Leben. Davon lassen sich die Brüder zunächst nicht weiter aus der Fassung bringen. Das ändert sich erst, als die ersten Einberufungen im heimischen Bereich Lücken aufreißen. Die Jüngeren werden einberufen. Das berührt selbstverständlich auch die Loge Glückauf zum Licht, die Brüder verliert.

Die Kriegsjahre 1914 bis 1918

Schöne und erfolgreiche Jahre liegen hinter den Gelsenkirchenern Brüdern, als im Herbst 1914 der erste Weltkrieg ausbricht. Die Mitgliederzahl ist inzwischen auf 71 gestiegen. Außerdem haben fünf ständig besuchende Brüder Annahme gefunden. 16 Brüder werden sofort einberufen. Zwölf von ihnen kämpfen an der Front, zwei stellen sich als Arzt zur Verfügung und zwei weitere Brüder sind im Garnisons- und Bewachungsdienst eingesetzt.

Bereits im ersten Kriegsmonat fällt ein geliebter Bruder als Offizier bei Lagar-de/Frankreich. Er ist – Gott sei Dank – das einzige Logenmitglied, das die Loge Glückauf zum Licht im gesamten 1. Weltkrieg als Opfer zu beklagen hat. Alle übrigen Mitglieder kehren hochdekoriert zurück und können ihren Feldrock wieder ausziehen und ins Zivilleben zurückkehren.

Die Daheimgebliebenen entfalten während der Kriegsjahre eine rege Tätigkeit für die im Feld stehenden Brüder und Truppen. Es werden Sammlungen für die verschie-densten Zwecke ins Leben gerufen. So kommen allein im Maurerjahr 1914/15 insgesamt 2.626,67 Reichsmark zusammen. Mit weiteren 200 Reichsmark unterstützt die Loge notleidende Ostpreußen, die in der Stadt leben.

Anfang März 1917 gerät die Loge in eine finanzielle Turbulenz. Die Kündigung der II. Hypothek bringt sie in Schwierigkeiten. Nur durch die großzügige Beihilfe zweier Brüder kann die Schuldenlast zur Hälfte abgetragen werden. Die gleichen Brüder übernehmen auch noch zusätzlich den Rest zum bisherigen Zinsfuß von 3 v.H. bei jährlicher Abtragung. Dank dieser warmherzigen Tat ist der heimischen Bauhütte ein ruhiger und sorgenloser Fortbestand beschieden.

Die Ruhrgebietsbesetzung

Während der Ruhrgebietsbesetzung stehen dem Logenhaus bange Stunden bevor. Vom 17. bis 21. Februar 1923 besetzen 85 französische Soldaten die Loge. Sämtliche Räumlichkeiten einschließlich der Küche und einigen Zimmern des Hausverwalters müssen zur Verfügung gestellt werden. Der Tempel wird von dieser Art Beschlagnahme ausgeschlossen. Der Festsaal, der gerade renoviert worden ist, dient als Massenquartier.

Alle fragen sich, wie wohl das Logenhaus aussehen wird, wenn die Besatzer wieder abgezogen sind. Aber zur Ehre der Franzosen ist zu vermelden, dass alles sehr schonend behandelt wurde. Um ihre Sachen abzulegen, schieben die Soldaten Tische an die Wände. Kein Nagel wird in Wände oder Türen getrieben. Nur einige Logenbestecke vergessen die Soldaten zurückzulassen, ein Verlust, der allerdings relativ leicht zu verschmerzen ist.

Bei der nochmaligen Besetzung der Stadt durch wiederum die Franzosen kann die Absicht des sicherlich von deutschen Logenfreunden aufgestachelten Quartiermeisters, die Räume als Unteroffizierskasino zu beschlagnahmen, nur dadurch verhindert werden, dass dem französischen Feldgeistlichen, der bei einem Direktor in der Kai-serstraße (heute: Kurt-Schumacher-Straße) einquartiert ist, auf sein Verlangen hin das große Harmonium aus dem Tempel I zur Benutzung in seinem Quartier überlas-sen wird.

Als der musikalische Feldgeistliche nach Düsseldorf versetzt wird, nimmt er das Harmonium einfach mit. Eine bescheidene Erinnerung zwecks Herausgabe des guten Stückes beantwortet der Mann mit dem Hinweis auf das Verhalten der deutschen Soldaten in seinem Heimatland. Als der französische Kommandant durch Zufall von der Entführung erfährt, wird das Harmonium sofort wieder zurückgebracht. Dies dürfte gewiss eine Handlung gewesen sein, die der französischen Freimaurerei zu verdanken ist, was ausdrücklich anerkannt werden soll. Später überweist das Besatzungsamt der Loge für die Inanspruchnahme der Logenräume und kleine Schäden 1.500 Reichsmark als Entschädigung.

Politische Wirren

Es darf nicht verschwiegen werden, dass gerade in den Jahren nach dem ersten Weltkrieg schwere Verdächtigungen und Anschuldigungen gegen die deutschen Lo-gen einsetzen. Obwohl während des Krieges an vielen Orten der von deutschen Truppen besetzten Gebiete sog. Feldlogen arbeiten, bei denen, dem Vorbild des großen Feldherrn Blücher folgend, hohe Offiziere den Hammer führen, sind es nach 1918 gerade übernationalistische Offiziere, die mit den stärksten Verleumdungen gegen die Freimaurerei auftreten.

Selbst ein Mann wie der General Erich Ludendorff (1865 – 1937), der sich während des ersten Weltkrieges als Chef des Generalstabs im Osten allgemein hohe Aner-kennung gewonnen hat und die Sympathie vieler Logen besitzt, der nachweisbar Gästeabende einer Münchener Loge besuchte und sich dort auch im Gästebuch verewigte, glaubt (angeregt durch seine Frau und einige nationalsozialistische Führer, wie sich später herausstellt), plötzlich Angriffe gegen die Freimaurerei und ihre Logen unternehmen zu müssen.

So bringt er im Selbstverlag eine in 50.000 Exemplaren aufgelegte Schmähschrift mit dem Titel Vernichtung der Freimaurerei durch Enthüllung ihrer Geheimnisse auf den Markt. Damit möchte Ludendorff der deutschen Freimaurerei den Dolchstoss verset-zen.

25 Jahre nach dem Erscheinen dieses angeblichen Enthüllungsbuchs kennt diese Schmähschrift kaum noch jemand. Einige ältere Brüder haben sie aus Interesse aufgehoben, um später noch die Wirkung dieser Kampfschrift zu beobachten. Diese Buchexemplare wandern als Kuriosum in die Bücherschränke der Freimaurer.

Ludendorff selbst stirbt, von seinen früheren nationalsozialistischen Freunden verlassen, 1937 vergrämt. Seine kämpferische Ehehälfte wird im Januar 1950 von einem Entnazifizierungsauschuss als belastet verurteilt, obwohl sie dort zur eigenen Verteidigung ihre Abneigung gegen den Nationalismus beteuert. Genutzt hat es ihr nicht. Später stirbt sie sehr einsam und verlassen.

Die Loge Glückauf zum Licht sieht sich damals veranlasst, in Aufklärungsabenden diesen Ludendorffschen Angriffen entgegenzutreten. Dazu werden Herren aus den verschiedensten Gesellschaftskreisen eingeladen. Die Vorträge werden angenommen und es schließen sich stets interessante Diskussionen an.

Seit 1922 überschreitet die Zahl der ordentlichen Mitglieder die 100er Marke. 1933 ist der Höchststand an Mitgliedern, den diese Loge je zu verzeichnen hat, mit 111 erreicht. Zu jener Zeit finden in jedem Monat zwei bis drei Tempelarbeiten statt. An den arbeitsfreien Dienstagen treffen sich die Brüder in den Gesellschaftsräumen.

Die Logenauflösung 1935

Das Maurerjahr 1931/32 verläuft noch ohne Störungen. Da die Freimaurerei unpolitisch ist, erblickt sie in den parteipolitischen Kämpfen des Jahres 1932 noch keine Gefahr für ihr eigenes Bestehen.

Auch die sog. Machtergreifung im Jahre 1933 durch die NSDAP im Deutschen Reich und der gleichzeitig erfolgende Umbruch, das heißt, die Umstellung aller politischen und wirtschaftlichen Verbände und Organisationen auf die Richtung der neuen Re-gierung, berührt die Loge zunächst noch nicht direkt. Erst im darauf folgenden Jahr 1934 setzt eine scharfe nationalsozialistische Verfolgung gegen das Freimaurertum ein. Es melden sich plötzlich keine Suchenden mehr, die in den Bund aufgenommen werden möchten. Das mag mit daran liegen, dass man den Logen sehr viel Böses nachsagt, obwohl alles jeglicher Grundlage entbehrt. Eine Verteidigung in der Öffentlichkeit ist zu dieser Zeit nicht mehr möglich. Presse und Rundfunk befinden sich in den Händen der nationalsozialistischen Machthaber, die eine derartige Verteidi-gung niemals zuließen. Nur noch bis zur Mitte des Jahres 1935 kann die deutsche Freimaurerei diesen ungleichen und einseitigen Kampf durchhalten. Unter dem Druck der Regierung erfolgt am 15. Juli 1935 laut Beschluss der Mitgliederversammlung die Auflösung der Loge Glückauf zum Licht. Mit der Liquidation der Johannisloge Glückauf zum Licht, mit der eine Schottenloge gleichen Namens verbunden ist, hört das freimaurerische Leben in der Stadt der tausend Feuer nach 29jähriger Logentätigkeit auf zu bestehen.

Die Zeit des Schweigens

Das ehrwürdige Logengebäude, in dem die Brüder so oft in froher und auch ernster Stunde beisammen saßen, um den Worten des Meisters oder der Redner zu lauschen, wird nun als Stabsgebäude der Hitlerjugend, der es von der Stadt für deren Zwecke zur Verfügung gestellt wurde, genutzt. Wo früher die Bibel, das Winkelmaß und der Zirkel die Handlungen der Bewohner und Besucher ordneten, herrscht jetzt das Hakenkreuz.

So hat man den Brüdern zwar das Gebäude, die Einrichtungen, die Akten, Schriftstücke und die Bibliothek genommen, doch der freimaurerische Geist lässt sich nicht ausrotten. Der alte Satz „Der Freimaurer schließt einen Bund für das ganze Leben“ bewahrheitet sich: Trotz aller Beaufsichtigung und Bespitzelung trifft sich eine Reihe von Brüdern regelmäßig. Auch ein Schwesternkreis besteht weiterhin. Und als der Tod Lücken in die freimaurerische Mauer reißt, schließt sich der restliche Teil der Brüder mit dem Fähnlein der Aufrechten der Essener Loge Alfred zur Linde zusammen. Es gibt immer irgendwo Zusammenkünfte. Sie bleiben zwar geheim, sind aber nicht immer ganz ohne Gefahr, denn alle Namen der Brüder, die je in einer Mitgliederliste auftauchten, sind der Gestapo bekannt. Die Wege dieser Brüder werden natürlich mit Misstrauen verfolgt.

Und dennoch: Der Geist der Freimaurerei wird über die Jahre der national-sozialistischen Gewaltherrschaft und über die Zeit des zweiten Weltkrieges hinaus weiter getragen. Erst am Ende des Dritten Reiches mit seinem chaotischen Abschluss leuchtet am Horizont wieder ein schwacher Schein der Freiheit des Geistes und der Gedanken auf.

Wie die ganze deutsche Freimaurerei, so hat auch unser altes Logengebäude im Krieg gelitten. Bei den schweren Luftangriffen im November 1944 fällt auch eine Sprengbombe auf den westlichen Teil des Hauses. Aber es ist, als will der Große Baumeister aller Welten das Haus beschützen. Die schwere Bombe ist ein Blindgänger, der das Dach durchschlägt, alle Etagen passiert und im Keller unexplodiert lie-gen bleibt. Ein Bombenräumkommando entfernt später den Blindgänger.

Es wäre leicht gewesen, mit ein paar wenigen tausend Reichsmark alles wieder instand zu setzen. Doch auf diese Idee kommt niemand. Und wenn doch, so wird diese Idee jedenfalls nicht umgesetzt. Stattdessen werden zum Kriegsende hin die Akten der HJ in den oberen Räumen zu einem Scheiterhaufen aufgetürmt und dann angezündet. Das Dach und die oberen Stockwerke hüllen sich in Flammen.

Ausgebrannt und verlassen steht der ursprünglich sehr schöne Bau am 9. April 1945, als die amerikanischen Truppen Einzug in Gelsenkirchen halten. Zuvor hagelt Artilleriefeuer vom bereits besetzten Stadtteil Buer aus auf die Altstadt herab. Die Ordnung hat zu bestehen aufgehört. Die ausgebombte Bevölkerung zieht durch die Straßen und sucht verzweifelt Unterkunft, wo sie sich gerade bietet. So findet sich schon bald für das zur Ruine degradierte alte Logenhaus eine neue Bewohnerschaft.

Die Freimaurerei lebt wieder auf

Nach dem Zusammenbruch des Hitler-Regimes im Jahre 1945 und dem Einmarsch der Besatzungstruppen ist es den Brüdern wieder möglich, zwischen Gelsenkirchen und den benachbarten Orten offen und frei Kontakte untereinander aufzunehmen und fester zu knüpfen. Doch es dauert noch, bis die Westmächte in ihren drei unter-schiedlichen Besatzungszonen die Wiedereröffnung von Freimaurerlogen erlauben.

Erst am 15. September 1947 wird von Großbritannien, Frankreich und den Vereinigten Staaten von Nordamerika eine Verordnung zur Wiederherstellung aufgelöster Vereine erlassen, nach deren Bekanntwerden sich die Brüder unserer Loge, soweit diese noch Kontakte untereinander haben, sofort zusammenfinden. In einer Altmitglieder-Versammlung wird am 4. Dezember 1947 die alte Johannis-Freimaurerloge Glückauf zum Licht formell wieder ins Leben gerufen.

Die wiederhergestellte Loge tritt dann der Frankfurter Arbeitsgemeinschaft von Freimaurerlogen bei und erhält die Matrikel-Nr. 123 zugeteilt.

Aber noch fehlt es an einem geeigneten Raum und an der nötigen Logeneinrichtung bzw. Ritualgegenständen, um maurerische Tempelarbeiten ausführen zu können. Zudem ist die Zahl der Logenmitglieder, die sich bis jetzt wieder gefunden haben, noch viel zu gering. Zunächst gilt es, eine Art Bilanz zu erstellen, um herauszubekommen, wen es von den ehemaligen Brüdern noch gibt und wo sie abgeblieben sind. Das Ergebnis dieser Bestandsaufnahme ist erschreckend.

Mehr als 60 der ordentlichen Mitglieder sind in den Ewigen Osten eingegangen. Viele Brüder sind verschollen. Erst nach ein oder zwei Jahren treffen Nachrichten von Brüdern ein, die jetzt ihren Wohnsitz in der sowjetisch besetzten Zone gefunden haben.

Bei der Wiedereröffnung im Jahre 1947 kommen nicht viel mehr als 20 Brüder zusammen. Das Durchschnittsalter bewegt sich weit über 60 Jahre hinaus. Es lohnt sich nicht, mit dieser geringen Zahl von Brüdern einen eigenen Tempel aufzumachen. Deshalb schließen sich die Gelsenkirchener Brüder der Essener Loge Alfred zur Linde an, wo sie eine herzliche Aufnahme finden.

Gemeinsam mit den Brüdern der Johannislogen aus Bochum, Dortmund, Essen und Herne versammeln sich die Gelsenkirchener Brüder verschiedentlich in einem Hotelsaal in Herne zu Tempelarbeiten, was ein Aufleben des Logengedankens im Herzen des Industriegebietes zur Folge hat. Eine große Zahl von ernsten Männern, die das Erlebnis des Krieges hinter sich haben und im Kreise von Gleichgesinnten nicht nur Entspannung und Erholung suchen, sondern auch moralischen Halt, klopfen an die Tempeltür und bitten um Aufnahme. In dem behelfsmäßigen Tempel entwickelt sich ein reges Maurerleben.

Getragen von dem Gedanken, dass nur dann mit einem Zustrom von reifen Suchenden zu rechnen ist, wenn die Loge im eigenen Orient auf festem Fuß steht und sie die Arbeiten in eigenen Räumlichkeiten durchführt, wird am 2. November 1948 beschlossen, die Loge Glückauf zum Licht wieder aufleben zu lassen.

Die Gelsenkirchener Brüder treffen sich regelmäßig zunächst in dem kleinen Klubraum der Hirth’schen Gaststättenbetriebe in der Arminstraße und dann, weil der Klubraum nicht mehr ausreicht, in den oberen Räumen des wiedereröffneten Hans-Sachs-Hauses (Hotel-Eingang von der Vattmannstraße aus). Damit ist die Loge wieder auf dem Grundstück, auf dem sie einst vor 45 Jahren die Gründung durch den Freimaurerischen Verein (Kränzchen) erfuhr. Krönung der Bemühungen aller Brüder der Loge Glückauf zum Licht um die Wiederbelebung des Logenlebens in Gelsenkirchen ist die erneute Lichteinbringung, die sich am 24. September 1949 im neu errichteten Tempel im Hans-Sachs-Haus vollzieht.

Bereits am 15. Oktober 1948 reicht die Loge ein Formular in englischer und deutscher Sprache beim Zentralamt für Vermögensverwaltung (Britische Zone) in Bad Nenndorf, Land Niedersachsen, ein, wie es nach Artikel I, Absatz I, der allgemeinen Verfügung Nr. 10 der Besatzungsmächte angeordnet ist. Nun ist das allerdings nicht ganz so einfach mit der Wiedergutmachung, wie man sich das zunächst vorstellt. Man kann zwar einen Prozess anstrengen, aber der zieht sich dann sehr in die Länge. Das müssen auch die Gelsenkirchener Brüder erfahren. Ein entsprechender Prozess wird natürlich Anfang der 50er Jahre angestrengt, schon um eine Entschädigung für die geraubten Dinge, einschließlich Haus und Grundstück, zu erhalten, egal, in welcher Höhe.

Am 1. April 1950 wird der Loge in einem Wiedergutmachungsverfahren gegen die Stadt Gelsenkirchen, das insbesondere durch die Initiative eines lieben Bruders vorwärts getrieben wird, das 1935 beschlagnahmte Grundstück wieder zugesprochen.

Ein Bruder Architekt dieser Loge erstellt mit Datum vom 1. April 1950 ein Gutachten für die Wert- und Kriegsschadenberechnung für das Haus Feldmarkstraße 23 (früher: Essener Straße 23; heute: Munckelstraße 54), das man in alle kommenden Verhandlungen mit einbezieht. Es geht lange hin und her, ehe der Loge endlich mitgeteilt wird, dass sie 70.000 DM als Entschädigung erhält und ihr ein Darlehen in Höhe von 50.000 DM zu 4 % Zinsen mit 2 %iger Tilgung gewährt wird. Dieses Darlehen wird durch Eintragung einer Hypothek innerhalb von 70 % des Bau- und Bodenwertes gesichert.

In einer Beamtenratsitzung am 18. März 1955 beschließen die Brüder nach Anhörung des Technischen Ausschusses, die alten Gebäudereste auf dem Grundstück Feldmarkstraße abzubrechen. Der Errichtung eines neuen Hauses auf diesem Grundstück wird zugestimmt. Die Kosten belaufen sich auf rund 225.000 DM. 1956 steht der neue Bau. Das Haus umfasst alle nötigen Logenräume und darüber hinaus sieben Wohnungen. Das Logenhaus ist schuldenfrei.

Zum dritten Male erlebt die Freimaurerloge Glückauf zum Licht in Gelsenkirchen eine Lichteinbringung. Sie erfolgt feierlich am 13. Mai 1956.

Die Weiterentwicklung

Für die Loge Glückauf zum Licht wird das Jahr 1977 zu einem ganz besonderen, gestaltet sie doch in diesem Jahr am 25. Juni eine übernationale Freimaurer-Tagung in den Mauern ihrer Stadt, die Freimaurer aus den verschiedensten Ländern anzieht. Eigentlich ist es „nur“ als ein Johannisfest der Logen Glückauf zum Licht Gelsenkirchen, Zum hellen Licht Hamm und Zum lebendigen Kreuz Lippstadt angedacht, zu dem Brüder und befreundete Logen eingeladen werden, doch es wird tatsächlich eine internationale Begegnung von interessierten Brüdern aus den verschiedensten Regionen Europas und den USA. Logenbrüder aus insgesamt 43 verschiedenen Städten sind erschienen.

Am 16. und 17. April 2005 kommt die erste Ausstellung Kunst in der Loge zustande. Im Klubzimmer, Foyer, Treppenhaus, dem unteren Flur und in der Bibliothek stellt ein Gelsenkirchener Bruder alle seine Exponate vor. Der Hauptraum, der Tempel, sowie das Foyer der Loge sind den Werken des international anerkannten Bruders Mamadou Diakharté aus dem Senegal, der im Sommer über in Meckenheim lebt und wirkt und Angehöriger einer Bonner Loge ist, und einer weiteren renommierten Gelsenkirchener Künstlerin vorbehalten. So sind Originale, Skulpturen und Kunstdrucke präsent.

Das 100. Stiftungsfest 2006

Der letzte große Höhepunkt unseres Logenlebens findet in der Zeit vom 29. September bis zum 1. Oktober 2006 statt. Wir begehen das 100jährige Bestehen unserer Loge. Viele Gäste erscheinen und überbringen uns ihre Glückwünsche und Erinnerungsgeschenke. In einer Feierstunde bedankt sich die Loge ihrerseits mit einer größeren Geldsumme, die als Spende für die engagierte Arbeit des Vereins Arzt Mobil überreicht wird. Dieser Verein betreut nicht nur Obdachlose medizinisch und psychologisch, sondern kümmert sich auch um Drogenabhängige. Auch das Freimaurerische Hilfswerk hat sich an dieser Spende beteiligt. Der Scheck löst große Freude bei Arzt Mobil aus.

Kontakt

Loge Glückauf zum Licht
Munckelstraße 54
45879 Gelsenkirchen

Siehe auch

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