Hermann Settegast

Aus Freimaurer-Wiki
Quelle: Wikipedia

Settegast, Hermann

Quelle: Lennhoff, Posner, Binder

Professor, Dr. h. c., hervorragender deutscher Gelehrter, * 1819 in Königsberg, † 1908, war 1847—1881 Landwirt dann Lehrer der Landwirtschaft in Proskau Direktor der landwirtschaftlichen Akademien Waldau und Proskau, Verfasser bahnbrechender Werke über Landwirtschaft, angewandte Zoologie und Tierzucht, 1881—1889 Professor und zweimal Rektor der Landwirtschaftlichen Hochschule in Berlin.

Nachdem Settegast 70jährig von seinem Lehramt zurückgetreten war, widmete er sich ganz der Freimaurerei. 1854 wurde er in Oppeln in den Bund aufgenommen (Loge "Psyche", 3 Weltkugeln), 1858 in Königsberg in der Johannisloge "Totenkopf und Phönix" (Große Landesloge) affilliert; in Berlin schloß er sich der Loge "Friedrich Wilhelm zur gekrönten Gerechtigkeit" der Großloge "Royal York" an. Dank dieser Zugehörigkeit zu allen drei altpreußischen Systemen erwarb er sich gründlichste Kenntnisse. 1884 wurde er zum Zugeordneten, 1889 zum Großmeister von "Royal York" gewählt. Der gläubige Christ Settegast faßte sein hohes Amt im schönsten Sinne der "alten Pflichten" auf: die innere Arbeit an der Veredelung und der sittlichen Vervollkommnung des einzelnen Menschen und der Menschheit überhaupt war ihm von jeher als Zweck des Lebens und zugleich als Zweck der Freimaurerei erschienen.
Diese Arbeit sollte ausgebaut werden auf alle redlich Strebenden ohne Unterschied der Abstammung und des religiösen Bekenntnisses. Settegast wagte den Versuch einer durchgreifenden Reform, als unmittelbar nach seinem Amtsantritt eine Revision des Grundgesetzes seiner Großloge stattfand. Er wollte die Hochgrade (Innerer und Innerster Orient) beseitigt wissen und das Ballotagewesen in einer Weise ändern, die das in der damaligen Zeit antisemitischer Strömungen vielfach systematische Schwarzkugeln jüdischer Kandidaten unmöglich machen sollte. Er verlangte Rechtfertigung aller abgegebenen schwarzen Kugeln wobei ein Hinweis auf das Religionsbekenntnis als Ablehnungsgrund unstichhaltig sein sollte. Als Settegast mit beiden Anträgen in der Minderheit blieb, legte er fünf Monate nach seiner Wahl sein Großmeistersamt nieder. Im folgenden Jahre trat er aus der Großloge aus und schloß sich der Loge "Ferdinande Caroline" der Hamburger Großloge an.

Sein Versuch, deren humanitärer Lehrart durch Gründung einer Berliner Loge Hamburger Systems auch in Preußen Eingang zu verschaffen, stieß auf unüberwindlich erscheinende Hindernisse. Die drei altpreußischen Großlogen besaßen laut Königlichem Edikt von 1798 (s. d.) das Sprengelrecht, d. h. das ausschließliche Recht, in Preußen Logen (naturgemäß ihrer Systeme) zu Gründen. Da es Settegast darauf ankam, dem wahren Humanitätsgedanken trotzdem auch in Preußen zum Sieg zu verhelfen, suchte er 1891 zunächst um die landesherrliche Genehmigung für die beabsichtigte Logengründung nach, wurde aber nach anderthalb Jahren vom Innenminister Herrfurth abgewiesen. Da die Hamburger Großloge es nicht auf einen aussichtslos erscheinenden Streit ankommen lassen wollte und von der Logongründung abging, nahmen der 73jährige und seine Berliner Freunde voller Begeisterung den Kampf allein auf. Am 1. August 1892 beschlossen sie die Gründung einer "Großen Freimaurerloge von Preußen, genannt Kaiser Friedrich zur Bundestreue", die am 27. November d. J. feierlich eingeweiht wurde, zugleich mit einer Tochterloge "Victoria". Das Polizeipräsidium verbot nach Einreichung der Statuten die Führung der Bezeichnung "Große Freimaurerloge". Nun beschritt Settegast durch Rechtsanwalt Dr. Alexander-Katz den Rechtsweg. Er legte beim königlichen Bezirksausschuß Berlin Revision ein und erfocht einen ersten Sieg, indem dieser die polizeilichen Verbote aufhob. Es erfolgte Berufung des Polizeipräsidiums an das Königliche Oberverwaltungsgericht als letzte Instanz: es bestätigte das Erkenntnis trotz aller Gegenmaßnahmen von altpreußischer Seite am 22. April 1893.

Damit war das Edikt von 1798 für rechtsungültig erklärt, das Sprengelrecht der altpreußischen Großlogen beseitigt. Die settegastsche Großloge entfaltete eine rege Tätigkeit. Die Großlogen von Hamburg und Frankfürt gründeten Tochterlogen in Berlin. Die altpreußischen Großlogen wollten aber die Settegast-Logen trotzdem nicht anerkennen. Auch der deutsche Großlogenbund stellte sich, obwohl Settegast doch auch für dessen humanitäre Mitglieder den Sieg errungen hatte, auf den ablehnenden Standpunkt. Wieder entwickelte sich ein heftiger Kampf, in den Settegast mit einer Reihe glänzender Schriften eingriff, deren Angabe im einzelnen sich erübrigt, da zehn von ihnen unter dem Titel "Der Deutschen Freimaurerei Gegenwart und Zukünft" gesammelt erschienen. Die Großloge wuchs hatte bald zwölf Logen und eine eigene Zeitschrift "Bausteine".
Daß Settegast in seinem Ringen um die wahre Kunst auch mit der ganz unzeitgemäßen Geheimniskrämerei mancher Kreise brach, wurde ihm besonders verübelt. Obwohl die Großloge von der Symbolischen Großloge von Ungarn und dem Großosten der Niederlande anerkannt wurde, blieb ihre Isolierung in Deutschland bestehen. Infolgedessen entschloß sie sich unter Settegasts Nachfolger als Großmeister, dessen Schwiegersohn Professor Heinrich Möller (s. d.), nach achtjährigem Bestehen zum Anschluß an die Große Loge von Hamburg, die in Carl Wiebe mittlerweile ebenfalls einen neuen, zum Entgegenkommen bereiten Großmeister erhalten hatte. Die Settegast-Großloge löste sich auf, ebenso ihre Tochterlogen, worauf die Mitglieder in das Hamburger System neu aufgenommen wurden, um am 28. Oktober 1900 die Provinzial-Großloge von Hamburg in Berlin (Provinzial-Großmeister Möller) zu errichten. Bei der feierlichen Installierung wurde Settegast zum Ehrenmitglied der Hamburger Großloge proklamiert. Die altpreußischen Großlogen, noch immer nicht zufriedengestellt, nahmen Anstoß an der Art der Überführung der Settegast-Logen in die Hamburger Großloge und brachen den brüderlichen Verkehr zwischen den beiderseitigen Tochterlogen ab.

Erst 1903 erfolgte der Friedensschluß.

Settegast starb, fast 90 Jahre alt, am 11. August 1908. An seiner Bahre erschienen auch die Führer der altpreußischen Maurerei. Von Settegasts Werken ist noch besonders zu erwähnen: "Die Deutsche Freimaurerei, ihre Gründlagen und ihre Ziele" (vergl. Dr. Alfred Oehlke "Hermann Settegast", Berlin 1908).

Große Freimaurerloge von Preußen

Quelle: Wikipedia

Aus der persönlichen Sammlung von Arturo de Hoyos: St. Johannes-Loge "Psyche" in Oppeln" (1817) Oppeln liegt in Oberschlesien und wurde nach dem 2. Weltkrieg dem Lande Polen zugeteilt. Literaturnachweis: Francke/Geppert: Die Freimaurer-Logen Deutschlands, im Verlag der Forschungsloge Quatuor Coronati, Bayreuth 1988, Seite 191: Oppeln: Psyche, P 06.02.1817 G3W, I 24.01.1818, + 15.07.1935 Das heißt: Die "Psyche" wurde am 6.2.1817 gegründet, gehörte zur Großloge 3WK, erhielt ihr Installationspatent am 24.1.1818 und wurde am 15.7.1935 geschlossen.
Die Loge "Psyche" war eine 3WK-Loge. Sie arbeitete nicht nach Zinnendorf, sondern nach dem 3WK-Ritual. Übrigens ist Hermann Settegast in dieser Loge aufgenommen worden, der dann in der frm. Geschichte eine besondere Rolle gespielt hat (Später wurde er Mitglied der Loge Zum Todtenkopf und Phönix in Königsberg, einer FO-Loge.)

Settegast wurde 1854 in der Loge Psyche in Oppeln in den Bund der Freimaurer aufgenommen. 1859 trat er der Johannisloge Zum Todtenkopf und Phoenix in Königsberg bei. Dort bearbeitete er auch die drei Johannisgrade der Großen Landesloge der Freimaurer von Deutschland.

1884 wurde Settegast ohne vorhergehende Erfahrung mit Ämtern in der Loge das Amt des zugeordneten (abgeordneten) Großmeisters der Großloge Royal York zur Freundschaft gewählt. Dies geschah auf Empfehlung des damaligen Großmeisters, Ludwig Herrig. Als Herrig im Jahre 1889 verstarb, übernahm Settegast das Amt des Großmeisters der Royal York Großloge.

Settegast wollte die veralteten Statuten der Großloge reformieren und setzte daraufhin eine Kommission von vierzehn Brüdern ein, die sich mit der Überarbeitung der Statuten beschäftigen sollten. Am 15. November 1889 legte Settegast sein Amt als Großmeister nieder, weil die Kommission zwei seiner Anträge mit sechs gegen vier Stimmen ablehnte. Diese Anträge bezogen sich auf:

Abänderung des Grundgesetzes betreffs der beiden Abteilungen der Großen Loge. Antrag auf Aufnahme von Suchenden ohne ein christliches Bekenntnisses. Nachdem auch die Revision des Grundgesetzes der Großloge nicht Abänderung in Settegast Sinn gebracht hatte, schied er aus dem Verband seiner Großloge gänzlich aus, und trat 1891 der Hamburger Loge Ferdinande Karoline bei.

Am 15. April 1892 reichten Brüder in Hamburg zugehörig – aber in Berlin lebend – ein Gesuch, ein welches ihnen erlaubte, in Berlin eine Tochterloge der Hamburger Loge gründen zu dürfen. Dieses Gesuch wurde mit der Begründung abgelehnt, weil es das 1798 aufgestellte Drei Großlogen Edikt verletze, welches nur die Existenz von drei Großlogen in Preußen toleriert.

Settegast versuchte zunächst eine Genehmigung der Regierung zu bekommen, wurde aber 1892 von Innenminister Ernst Ludwig Herrfurth abgewiesen, kurz darauf trat er als Reaktion auf die Ablehnung aus der Hamburger Loge aus und gründete im selben Jahr mit seinen Anhängern, von denen ein Großteil jüdischen Glaubens war, eine irreguläre Großloge mit dem Namen: Große Freimaurerloge von Preußen; Kaiser Friedrich zur Bundestreue.

Aufgrund des Ediktes wurde die neue Großloge von der Polizei verboten. Settegast beschloss nun, sein Recht gerichtlich durchzusetzen. Der Weg durch die Instanzen endete siegreich für Seetegast am 22. April 1893 vor dem Preußischen Oberverwaltungsgericht, dass das alte Edikt von 1798 außer Kraft setzte.

Die neue Großloge von Settegast entfaltete eine rege Tätigkeit. Innerhalb weniger Jahre hatte die neue Großloge zwölf Tochterlogen und eine eigene Großlogenzeitschrift (Bausteine). Es existierten auch Logen in Breslau und New York. Eine Anerkennung für seine Großloge erhielt Settegast aber weder von den altpreußischen Großlogen noch von den humanitären Großlogen des Deutschen Großlogenbundes. Anerkennung bekam die Settegast-Großloge aus dem Ausland von der Symbolischen Großloge von Ungarn und dem Großosten der Niederlande.[1]

In Folge der Isolation beschloss dessen Schwiegersohn und Amtsnachfolger Prof. Heinrich Möller den Anschluß an die Große Loge von Hamburg. Die Settegast-Großloge löste sich auf, ebenso ihre Tochterlogen, worauf die Mitglieder in das Hamburger System neu aufgenommen wurden, um am 28. Oktober 1900 die Provinzial-Großloge von Hamburg in Berlin (Provinzial-Großmeister Möller) zu errichten. Bei der feierlichen Installierung wurde Settegast zum Ehrenmitglied der Hamburger Großloge proklamiert.

Settegast starb, fast 90 Jahre alt, am 11. August 1908 in Berlin.

Der "Settegast-Streit"

Den kompletten PDF-Download finden Sie hier: Google Internet-Archive

Die deutsche Freimaurerei, ihre Grundlagen, ihre Ziele

Den kompletten PDF-Download finden Sie hier: Google Internet-Archive


Literatur

  • Die deutsche Freimaurerei, ihr Wesen, ihre Ziele und Zukunft im Hinblick auf den freimaurerischen Nothstand in Preussen. Berlin 1892; 2.-7. Aufl. 1892–1894; 8. Auflage. unter dem Titel: Die deutsche Freimaurerei, ihre Grundlagen, ihre Ziele für Freimaurer und Nichtfreimaurer dargestellt mit Anhang: Der Darwinismus in seinem Verhältnis zur Naturforschung, Religion und Freimaurerei. Berlin 1908.
  • Traugott Keßler: Settegast, Hermann Gustav. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 24, Duncker & Humblot, Berlin 2010, ISBN 978-3-428-11205-0, S. 277 (Digitalisat).
  • Alfred Oehlke: Hermann Settegast. Sein Leben, Wollen und Wirken. Eine biographische Studie. Verlag von Alfred Unger, Berlin 1904.
  • Alfred Oehlke: Hermann Settegast. In: Schlesische Lebensbilder. Band 2, 1926, S. 242–246.
  • Otto A. Sommer: Hermann Gustav Settegast (1819–1908). In: Günther Franz und Heinz Haushofer (Hrsg.): Große Landwirte. DLG-Verlag, Frankfurt am Main 1970, S. 192–205.
  • Eugen Lennhoff, Oskar Posner: Internationales Freimaurer-Lexikon. Almathea-Verlag, München 1980, ISBN 3-85002-038-X. (Reprint der Auflage von 1932)
  • Jürgen Holthoff: Die Logen der Freimaurer, Einfluss-Macht-Verschwiegenheit. Nikol-Verlag, 1982. (Lizenzsausgabe 2006, ISBN 3-930656-58-2)

Siehe auch