Moderner Swedenborg-Ritus

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Emanuel Swedenborg, Gemälde von Carl Frederik von Breda

Swedenborg-Ritus, Moderner

Quelle: Lennhoff, Posner, Binder

in Amerika 1859 entstanden, von dort über Kanada 1876 nach England gelangt und 1877 als "Supreme Grand Lodge and Temple for Great Britain and Ireland" feierlich installiert, besteht aus den drei symbolischen Graden und mehreren Hochgraden. Beziehungen zu anerkannten freimaurerischen Körperschaften existieren nicht. Der Ritus wurde 1902 von Theodor Reuß in Deutschland verbreitet. Reus errichtete auf Grund eines von dem englischen General-Großmeister John Yarker erhaltenen Freibriefes in Berlin die "Provinzial Großloge Nr.15 und Tempel zum heiligen Gral", deren Ziel die Erteilung der Hochgrade dieses Systems an "suchende Freimaurermeister" sein sollte, die Erkenntnis der "sämtlichen Grade der ägyptischen Freimaurerei".

In drei Stufen wurden die Grade des Erleuchteten Freimaurers oder Blauen Bruders und Vollkommenen Freimaurers oder Roten Bruders erteilt, die (nach Eberhardt, "Winkellogen", S. 91) den Graden IV bis XVIII und XXX des A. u. A. Schottischen Ritus entsprachen. Die wirklichen Swedenborgianer (Svedenborg-Gesellschaft) bestreiten jedweden Zusammenhang mit diesem Ritus.

Swedenborg-Ritus

Quelle: Wikipedia, https://de.wikipedia.org/wiki/Swedenborg-Ritus

Vollzitat

Entstehung

Der Name dieses Hochgradsystems beruft sich auf Emanuel Swedenborg, obwohl das System keine Zusammenhänge mit seinem Werk aufweist und auch die Swedenborg-Gesellschaft jedweden Zusammenhang mit diesem Ritus von sich weist.

Die Geschichte des Ritus lässt sich in ein kurzlebiges System im 18. Jahrhundert, welches in den Wirren der Französischen Revolution unterging, und ein jüngeres — bis heute in kleinen Resten fortbestehendes — aus dem 19. Jahrhundert einteilen.

Der ältere Swedenborg-Ritus wurde von Dom Antoine Joseph Pernéty (eigentlich „de Pernetti“) (1716 – 1796), einem ehemaligen Benediktinermönch, 1786 mit der Gründung der „Société des Illuminés d’Avignon“ ins Leben gerufen und stand in Kontakt sowohl zu Martinisten als auch zu Theosophen einer Gruppe, die sich um 1787 Illuminés Théosophes (bzw. in England Illuminated Theosophists) nannte. Es beschäftigte sich in insgesamt sechs Graden (einschließlich der Johannis-Grade) mit hermetischen, theosophischen, numerologischen und alchemistischen Spekulationen, der Traumdeutung, der Suche nach dem Stein der Weisen, bunt gemischt mit katholisierenden Elementen, wie der Verehrung der Jungfrau Maria und der Rezitation des Athanasianums.

Das zweite nach Swedenborg benannte System entstand durch Samuel Beswick (1822-1903), einen (später suspendierten) swedenborgianischen Geistlichen, der auch die (sogar für ein damaliges Hochgradsystem) überaus langatmigen Rituale verfasste, angeblich um 1859 in USA und wurde 1876 über Kanada nach England exportiert. 1877 installierte sich in London die Supreme Grande Loge and Tempel for Great Britain and Ireland des Swedenborg Ritus. Theodor Reuß führte ihn 1902 in Deutschland ein.

Grade, Inhalt

Inhaltliche Bezüge bestehen zum Memphis-Misraim-Ritus, wodurch sich dieses System als hermetisch klassifizieren lässt. Über den Graden der Johannis-Maurerei, welche Voraussetzung für die Aufnahme bilden, jedoch vom Ritus nicht bearbeitet werden, erheben sich (nach der "Constitution" von Theodor Reuß) folgende weitere Grade:

Der Swedenborg-Ritus vermittelt die Kenntnis der saemtlichen Grade der Aegyptischen Maurerei, und erteilt in drei Graden die Grade der Erleuchteten, Erhabenen und Vollkommenen Freimaurer-Meister, welche den Graden 4*, 18* und 30* des alten und angenommenen Schottischen Ritus (ancien et accepte) entsprechen. Der Rosenkreuzer-Grad und der Grad der Auserwaehlten des Grales bilden den Abschluss des ganzen Systems.

Literatur

  • Eugen Lennhoff, Oskar Posner: Internationales Freimaurerlexikon. Herbig, München 2006, ISBN 3-7766-2478-7.
  • Karl R. H. Frick: Die Erleuchteten. Gnostisch-theosophische und alchemistisch-rosenkreuzerische Geheimgesellschaften bis zum Ende des 18. Jahrhunderts. Marix-Verlag, Wiesbaden 2005, ISBN 3-86539-006-4.
  • Karl R. H. Frick: Licht und Finsternis. Gnostisch-theosophische und alchemistisch-rosenkreuzerische Geheimgesellschaften bis zur Wende des 20. Jahrhunderts. Marix-Verlag, Wiesbaden 2005, ISBN 3-86539-044-7 (enthält "Ursprünge und Anfänge" und "Geschichte ihrer Lehren, Rituale und Organisationen")
  • Arthur Edward Waite: Martinism and the Masonic Rite of Swedenborg. Kessinger Publishing, 2007, ISBN 9781430436799
  • Reinhard Breymayer: 'Elias Artista': Johann Daniel Müller aus Wissenbach/Nassau, ein kritischer Freund [Emanuel] Swedenborgs, und seine Wirkung auf die schwäbischen Pietisten F[riedrich] C[hristoph] Oetinger und P[hilipp] M[atthäus] Hahn. In: Literatur und Kultur im deutschen Südwesten zwischen Renaissance und Aufklärung. Neue Studien, W[alter] E[rnst] Schäfer zum 65. Geburtstag gewidmet. Hrsg. von Wilhelm Kühlmann. Rodopi, Amsterdam; Atlanta, G[eorgi]a 1995 (Chloe. Beihefte zum Daphnis, Bd. 22), S. 329-371. - Johann Daniel Müller (* 1716) war unter dem Pseudonym "Elias Artista"/"Élie Artiste" ein wichtiger Patron der Illuminaten von Avignon.

Siehe auch

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