Rolf Appel

Aus Freimaurer-Wiki
Br Rolf Appel starb am 03. April 2019 um 08:30 h
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Rolf Appel

Schriftsteller
geboren am, 16. Juni 1920, verstorben am 3. April 2019
Loge "Die Brückenbauer" i.O. Hamburg

Rolf Appel war einer der wahrscheinlich bedeutendsten Freimaurer unserer Zeit. Schon der Vater war Logenmitglied und als solches dem massiven Druck der Nazis ausgesetzt. Dass er sich dennoch stets unbeugsam zum Bund bekannte, beeindruckte den Sohn so sehr, dass er sich später ebenfalls einer Loge anschloss.

Für die Bruderkette ein Gewinn! Um nur einige wenige Verdienste zu nennen: Appel schrieb bisher mehr als 50 Bücher über Freimaurerei, verhandelte mit dem Vatikan die Annäherung von Freimaurerei und katholischer Kirche (Lichtenauer Erklärung) und war lange Zeit u. a. freimaurerischer Weggefährte von Br. Axel Springer. Ein kleiner Teil der Lebenserfahrung wurde auf DVD festgehalten.

Quelle des folgenden Textes: Pegasus

Freimaurerei und Literatur

Stets haben sich Freimaurerei und Literatur wechselseitig beeinflusst. Immer wieder haben Freimaurer das, was sie während der rituellen Arbeiten ihrer Logen erlebten, was sie anregte, innerlich bewegte und was sich in ihnen zum Ausdruck formte, niedergeschrieben und veröffentlicht.

Andererseits haben sich freimaurerische Autoren mit Wesen und Geschichte der Freimaurerei befasst. So hat die von Historikern nicht ausreichend erfasste Frühgeschichte dieses Männerbundes immer wieder Anlass gegeben, auf eigene Faust und oft mit nur ungenügenden Kenntnissen sich aufzumachen, um neue Erkenntnisse aufzudecken oder auch nur gutgemeinte Mutmaßungen zu verbreiten. Wiederum galt es oftmals, auf feindselige Äußerungen und die Verbreitung von Vorurteilen zu reagieren und die Freimaurerei in Schutz zu nehmen und unberechtigte Verdächtigungen zurückzuweisen.

Schließlich verlangte die von der diskreten Gesellschaft der Freimaurer ausgeschlossene Öffentlichkeit Aufklärung und Information über Absichten und Wirkungsweise dieser Männer-Vereinigung.

Das alles hat immer wieder Mitglieder des Bundes veranlasst, zur Feder zu greifen und schriftlich festzuhalten, was dem jeweiligen Autor besonders am Herzen lag. Gerade diese Liebe zur Sache bei den zahlreichen Schreibern macht es denjenigen, die ernsthaft über Freimaurerei arbeiten wollen, so schwer, die vielfach vorhandenen Materialien auf ihren Wert zu prüfen und zu beurteilen, welche Schriften für die eigene Forschungsarbeit denn nun rechtens sind und welche Schriften nicht den gestellten Anforderungen entsprechen.

Reichtum an ethischem Gedankengut

Darüber hinaus hat der zu allen Zeiten in den Logen entwickelte Reichtum an ethischem Gedankengut schriftstellerisch Begabte veranlasst, davon möglichst viel und möglichst intensiv in die Öffentlichkeit zu tragen, in dem Bewusstsein, auf diese Weise etwas für die Gesellschaft Wertvolles zu tun. Ich nenne als Beispiele Lessings dramatisches Gedicht „Nathan der Weise" und Goethes „Faust", oder aus der neueren Zeit Alexander Gieses Roman „Licht der Freiheit" oder „Spiegelsäule" von Rolf Appel.

Richtig vom Rituellen her aufgenommene Freimaurerei drängt geradezu danach, in die Nachbarschaft des einzelnen Bruders oder in die Öffentlichkeit des freimaurerischen Schriftstellers zu wirken.

"Ich war 15 Jahre alt, als mein Vater mit mir die Stelle besuchte, wo Handwerker das frühere Logenhaus abbrachen. Zuvor konnte man das Logenhaus mit seiner Einrichtung besichtigen. Überall Knochen, und dann hämmerten sie an einer Statue. Es müsste Schröder gewesen sein......" Rolf Appel (links) im Gespräch mit Jens Rusch am 21 Juli 2017 im Alter von 97 Jahren. Siehe auch: Schröder Rekonstruktion

„Wer Freimaurer ist, der muss gegen die Ausländerfeindlichkeit in der Bundesrepublik Deutschland auftreten. "

Dieser Beitrag von Rolf Appel erschien 1984 als Titelthema der Zeitschrift "Humanität". Siehe auch Ausländerfeindlichkeit Studie 1984.

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„Asylantenschwemme"- „Ausländerflut"-„Überfremdung"

Das sind die Schlagworte, die uns die Medien gegenwärtig präsentieren. Das sind die Schlagworte, die man sogar in den Parlamenten zu hören bekommt. Das sind die schnell gefällten Vorurtei­le, die sich pauschal gegen die in unse­rem Lande arbeitenden Türken, Jugoslawen, Afrikaner, Perser und Afgha­nen richten.

Das geht so weit, daß sich die „ Aus­länderfeindlichkeit" sogar gegen die in unserem Lande stationierten amerika­nischen Soldaten richtet.

Was ist hier geschehen?

Zunächst einmal reichten unsere ei­genen Arbeitskräfte nicht aus, um den angestrebten Wohlstand unseres Vol­kes zu erreichen, weshalb man Gastar­beiter ins Land holte, und nun ist die zu erwarten gewesene, aber für viele zu plötzlich gekommene wirtschaftliche Krise angebrochen, und schon ertönt das Wort "Ausländerstop" und das noch bösere „ Wirtschaftsflüchtlinge". Wer das sagt, der meint damit Men­schen, denen er anhängt, sie seien aus reiner Geldgier in unser Land gekom­men. Als ob es nicht gerade in unserem Volk Geldgier genug gäbe!

Man stelle sich vor, man selber lebte in einem nicht so industriealisierten Land wie der Bundesrepublik und be­käme nicht genügend Geld für die ge­leistete Arbeit, um damit die Kinder ausreichend ernähren zu können, und höhere Löhne sind nicht durchsetzbar, weil die betreffende Regierung Ge­werkschaften verboten hat. Würde man dann nicht auch jede Gelegenheit wahrnehmen, um mehr Sicherheit für die eigene Familie zu gewährleisten, und, wenn das daheim nicht möglich ist, im Ausland?

Aber lassen wir die Gefühlsmomente beiseite, richten wir unser Augenmerk auf die Zeit vor 60 Jahren, die viele von uns noch miterlebten. Da wurde das deutsche Volk irregeleitet zum Haß ge­gen alles „ Undeutsche", gegen alles „Artfremde", da hatten dann bald die Juden und die Zigeuner unmenschli­che Verfolgungen, ja Vernichtungen zu erleiden, so daß man sich im Aus­land fragte, „ist das noch das Volk der Dichter und Denker?", ist das das Land, in dem ein Kant und ein Herder, ein Goethe und ein Schiller, ein Lessing und ein Beethoven, ein Max Reinhardt und ein Bertolt Brecht leben und wir­ken konnten und der Welt die große Idee von der Humanität vermittelten?


Es treibt einem die Schamröte ins Gesicht, wenn man die Gegenüberstel­lung von gemeinster Menschenver­nichtung in Auschwitz und Bergen­ Belsen und den hehren Gedanken der Menschlichkeit bei Lessing, Goethe und dem Freiherrn vom Stein wagt.

Und nun beschleicht uns mehr und mehr das finstere Gefühl, daß erneut eine Zeit anbrechen könnte, wo das „ Artfremde" gebrandmarkt und die Feindlichkeit gegen Ausländer erneut aufbrechen könnte.

Immer wieder warten die Medien mit spektakulären Berichten auf, daß fried­lichen Türken die Häuser über dem Kopf angezündet werden, daß „Initiati­ven" gegen „Andersrassige" gebildet werden.

Meine Brüder: Wir haben es in unse­rer Verfassung festgelegt, daß wir die Schranken der Rasse als Freimaurer nicht anerkennen. Also haben wir uns auch dementsprechend zu verhalten! Oder soll es wieder dazu kommen, wie in jenen unseligen Jahren unserer Ge­schichte, daß SA-Schlägertrupps die „Andersartigen" terrorisieren?

Wer Freimaurer ist, der muß gegen die Ausländerfeindlichkeit in der Bundesrepublik auftreten. Sprechen wir nicht immer wieder von der uns auszeichnenden Toleranz? Dann beweisen wir sie doch! Täglich haben wir ausreichend Gelegenheit, unser Freimaurer­tum vorzuleben.

Wie?

Indem wir unseren Kindern nicht verbieten, mit den ausländischen Kin­dern zu spielen, sondern sie in unserem freimaurerischen Geist zur Toleranz und Nächstenliebe erziehen, indem wir dem ausländischen Arbeitskolle­gen ein wenig Aufmerksamkeit für dessen Probleme widmen, indem wir unsere ausländischen Nachbarn ein­mal zu uns einladen, indem wir in un­serem Bekanntenkreis gegen ober­flächliche Vorteile auftreten, uns nicht beteiligen an abwertenden Witzen, in­ dem wir gegen alles Menschenverach­tende kämpfen und uns für die Menschenrechte eines jeden einsetzen, ganz gleich, ob es sich um einen Afri­kaner, Türken oder Eskimo handelt.

Und wenn in unserer Tageszeitung ein unserer Meinung nach oberflächli­cher, falscher oder herabsetzender Ar­tikel erschienen ist, dann sind wir verpflichtet, sofort einen Leserbrief zu schreiben und der betreffenden Zei­tung einzusenden, selbst wenn -natür­lich unter Bezugnahme auf den betref­fenden Artikel -nur das Missfallen zum Ausdruck gebracht und betont wird, daß es gegen die Menschenrechte und -würde verstößt, wenn eine Gruppe an­derer Hautfarbe, Rasse oder Staatsan­gehörigkeit lächerlich gemacht oder verunglimpft wird. Haben wir doch Mut, deutlich unsere Meinung zu sa­gen!

Wir müssen als Freimaurer bewei­sen, daß es uns ernst ist mit unseren humanitären Zielen. Die allgemeinen Menschenrechte gelten auch für die Ausländer in unserem Land; diese dür­fen nie und nimmer konjunkturabhän­gig sein.

Bitte, meine Brüder: Tut meine War­nung nicht mit einem Achselzucken ab. Das hat man auch damals im Jahre 1933 getan, als vom Bürger die Mei­nung vertreten wurde, „ mit Hitler kön­ne es gar nicht so schlimm werden, dazu sei der Mann doch viel zu unge­bildet". Und was war dann das Ende nach kümmerlichen 12 Jahren? Ein in unserer Geschichte noch nie dagewe­sener Trümmerhaufen materieller wie geistiger Art.

Leider hat die Nachkriegsentwick­lung es mit sich gebracht, daß die ma­teriellen Werte in der Bundesrepublik weitaus höher als die geistigen einge­schätzt wurden. Das darf so nicht weitergehen.

Es ist der Geist, der einem Volke das Profil gibt, es ist die sittliche Haltung, die beispielgebend, sichtbar werden muß. Bei wem ? Na, bei uns Freimaurern. Also fangen wir damit an.

Kultur der Freiheit

Freimaurerei hat sehr viel mit dem Schreiben zu tun, weil das Schreiben mit der Kultur der Freiheit zusammenhängt. Schreiben ist eine einsame Tätigkeit. Vor sich das in die Maschine eingespannte Papier, ist es unumgänglich, sich vom unmittelbaren Leben zu isolieren und in die Innenwelt der Erinnerung zu dringen, der Sehnsucht, der Intuition und dem Instinkt nachzuspüren, jener Elemente, von denen sich die schöpferische Fantasie nährt. Ich weiß nicht, ob es allen Schriftstellern so geht, aber in meinem Fall ist es so, dass ich noch so sehr nach Klarheit streben kann, eine rationale Kontrolle über die Geschichte und ihre Personen zu bewahren, nie kann ich eine gewisse Dunkelheit vermeiden, die dem Schreiben im Augenblick der Schöpfung wie ein Schatten anhaftet. Das hat auch mit dem Ringen nach dem allein richtigen Satz mit den allein richtigen Wörtern zu tun, und doch bleibt immer ein Unergründliches, ein Geheimnis, wie dieses auch der Freimaurerei anhaftet. Dieses Element, das unwillkürlich aus dem verborgensten Innern des Schriftstellers hervortritt, färbt dann die Geschichte, die man schreibt, in besonderer Weise, stellt zwischen den geschilderten Personen Beziehungen her, die bisweilen – und gänzlich ungewollt – die bewusste Absicht auf subtile Weise verkehren.

Bauhütten-Verlag

Schattenbereich

Manche Schilderung erhält dann einen Symbolismus, der in manchen Fällen nicht nur von der eigenen Idee abweicht, sondern ihr überraschend widersprechen kann. Denn im Augenblick des Schreibens besitzt ein Schriftsteller etwas mehr als Intelligenz, Ratio, Ideen. Es ist jener Schattenbereich unserer Persönlichkeit, den unser Tagesbewusstsein unterdrückt oder ignoriert. Im schöpferische Prozess, dem viel Magisches innewohnt, setzt sich oft etwas durch, was bisher nur oberflächlich und reduziert vorhanden war. Aber das Schreiben stellt nicht nur dar, sondern orientiert sich stets – wenn es glaubhaft sein will – an der Wahrheit.

Wer ernsthaft das Schreiben als harte Arbeit betreibt, der muss bewusst machen, dass Literatur Feuer ist, das sie Abweichung vom Üblichen und Gewohnten ist, dass sie Rebellion bedeutet, dass die raison d’être des Schriftstellers der Protest, der Widerspruch, die Kritik ist. Wer wirklich ernsthaft schreibt, der kennt keinen Mittelweg, keinen Kompromiss. Der Schriftsteller muss das Wagnis eingehen, als ein unbequemer Störenfried ausgegliedert zu werden.

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So laufen die Dinge. Niemand, der mit der Wirklichkeit einverstanden, mit ihr versöhnt ist, würde sich zu der ehrgeizigen Ungereimtheit versteigen, sprachliche Wirklichkeiten zu erfinden. Die literarische Bestimmung eines Schriftstellers entsteht aus der fehlenden Übereinstimmung mit seiner sozialen Umwelt, aus der unmittelbaren Erkenntnis der Mängel in seiner Umgebung.

Die Umwelt aufwecken

Das ist nichts Neues, das ist schon in den Märchen vorhanden. Die Literatur mag verboten werden, aber sie wird niemals konformistisch sein. Nur wenn sie diese Bedingung erfüllt, nützt die Literatur der Gesellschaft, trägt sie zur Vervollkommnung der Menschen bei. Und an diesem Punkt läuft die Literatur – nicht die, die nur unterhalten will – parallel zu den Bestrebungen der Freimaurer: Die Umwelt aufwecken, ändern und verbessern.

Wenn ein Schriftsteller in dem Sinne seiner inneren Berufung treu bleibt, dann kämpft er gegen geistigen Stillstand, gegen Selbstgefälligkeit, gegen Erstarrung und Lähmung, vor allem gegen Zwang. Literatur muss agitieren, beunruhigen, alarmieren, die Leser in Unzufriedenheit mit sich selbst versetzen, sie zumindest zur Selbsterkenntnis heranführen. Der Schriftstellerarbeitet daran, dem Leser einen Spiegel über sich und die Verhältnisse vorzuhalten, ohne dass dieser etwas von dem Spiegel merkt.

Jeder Kompromiss, etwa, um die Gunst des Publikums oder gar staatlicher oder finanzieller Kräfte zu erlangen, ist seitens des Schriftstellers ein Verrat. Nicht anders als gestern, so auch heute und morgen müssen Schriftsteller auch in der neuen Gesellschaft nein sagen, rebellieren, fordern, dass ihr Recht auf Abweichung akzeptiert wird, müssen sie auf jene lebendige magische Weise, wie nur die Literatur dies vermag, aufzeigen, dass Willkür, Dogmatik und Zensur Todfeinde des Fortschritts und der Menschenwürde sind. Schriftsteller müssen auf ihre oft symbolische Weise darauf hinwirken, dass das Leben weder einfach, noch in Schemata zu pressen ist. Sie müssen mit ihren Büchern immer wieder Zeugnis ablegen von der fundamentalen Komplexheit und Vielfalt der Welt, von der so widersprüchlichen Vielfalt aller menschlichen Dinge, die der Schreibende nicht einengen, nicht auf ein vorgegebenes Maß zuschneiden darf, sondern denen er den weitesten Spielraum einräumen muss. Und damit ist die Arbeit des Schriftstellers dem Wollen und Wirken eines die Freimaurerei auslebenden Bundesbruders gleich.

Freimaurerei ist international, stellt sich als eine Kette rund um die Welt dar, in der alle Glieder das Verlangen nach Menschenrecht, Freiheit und Verbrüderung haben. Dem steht die nationalistische Kultur entgegen in der der Untergang des freien Schriftstellers beschlossen liegt. Wir brauchen nicht lange zu suchen, um in der Kulturgeschichte derartige Entwicklungen aufzuspüren. Die kirchliche Inquisition – nicht nur die römisch-katholische – bekämpfte nicht allein den Andersgläubigen, sondern auch die Ergebnisse freien Schöpfertums. Und dann denken wir an Hitlers Deutschland, an Mussolinis Italien, an Francos Spanien, an Stalins Sowjetunion, an Maos China, nicht zuletzt an die Kultursteuerung in der Deutschen Demokratischen Republik: überall wurde ein kultureller Nationalismus verlangt und gefördert. Die Diktatoren versuchten, eine nach außen abgeschlossene, nicht durch fremde Einflüsse „verunreinigte" Kultur zu schaffen, die durch Zensurmaßnahmen vor dem grenzüberschreitenden Begegnen der Kulturen "schützen" sollten.

Diesem kulturellen Nationalismus begegnen wir heute ganz besonders in der Dritten Welt, wo man meint, die eigenen Kulturgüter müssten vor dem gierigen Kapitalismus geschützt werden. Diese Schützabsicht bedeutet aber immer zugleich auch Unterdrückung des schöpferisch Tätigen, besonders des Schriftstellers.

Genauso wie die Freimaurerei die Menschen einander näher bringen und verbrüdern will, so sieht auch der Schriftsteller seine Aufgabe darin, auf das menschlich Verbindende hinzuweisen und die ausgebreiteten Arme der Menschen deutlich zu machen, die sich nach Versöhnung ausstrecken, nach Versöhnung und einem Miteinander-vertraut-Werden. Und gerade auch in der Beziehung ist der Schriftsteller dem auf das Ausleben seines Freimaurertums bedachten Mann auf das innigste verwandt, verbrüdert.


Nekrolog

Ein starker Wille ist erloschen

Schlaglichter auf ein erfülltes Leben

Von MvSt. Br. Walter Plassmann

Es soll das Licht, das Dich hinaufführt, in Deinem freien Willen so viel Nahrung finden, wie Du zu dem strahlenden Gipfel hinaus brauchst.

Diese wundervollen Zeilen stammen aus Dante Alighieris „Göttlicher Komödie“ (Purgatorio VII, 112 ff. in der Übersetzung von Hartmut Köhler).

Der Rätselvers enthüllt auch ein wenig das Leben und den Weg von Br. Rolf Appel, der uns am 3. April in den Ewigen Osten vorausgegangen ist. Dante hat uns mit diesem wie mit allen andere Versen seines Epos‘ in gedrängtester Form Wahrheiten über die Welt und das, was sie im Innersten zusammenhält, enthüllt. So sagt er hier – in freimaurerische Terminologie übersetzt -, daß es ein Licht ist, das uns leitet – und das, wenn wir es recht verstehen, uns hinauf leiten wird, zum größeren Licht. Das Wichtigste aber ist, daß die Nahrung, die das Licht benötigt um zu leuchten, von jedem selbst kommt. Jeder Mensch hat genügend Willen, um das Licht so lange leuchten zu lassen, bis es am Gipfel angekommen ist – jeder genau so viel Nahrung, wie das Licht braucht, um zum individuellen Gipfel vordringen zu können. Aber jeder muß selbst dafür sorgen, daß der Wille auch eingesetzt wird.

Br. Rolf Appel hatte einen unbändig großen Willen. Mit ihm meisterte er ein Leben, das ihn mehr als einmal auf schreckliche Proben gestellt hat. Und mit ihm drückte er der deutschen Freimaurerei seinen Stempel auf, wie kein anderer zeitgenössischer Bruder. Schließlich war es auch pure Willenskraft, die das rückblickend eigentlich unmöglich erscheinende Projekt des Aufbaus der Freimaurerei in Litauen zum Erfolg geführt hat. Der ungemein starke Wille von Br. Rolf hatte – wie alles – aber auch noch eine andere Seite. Ungezählt sind die Berichte von Brüdern, die sich – zu Recht oder Unrecht – gemaßregelt gefühlt hatten, sind die Auseinandersetzungen in Logen, die er unerbittlich in der von ihm für richtig gehaltenen Art ausfocht – meistens mit Erfolg. Und Widerspruch duldete auch sein Vermitteln von freimaurerischen Inhalten nicht.

Der Wille von Br. Rolf steht auch einem möglichst objektiven Rückblick auf sein Leben im Weg. Die moderne Neuro-Forschung hat herausgefunden, daß Erinnerungen in unserem Gehirn nicht als fertige Erzählung abgespeichert sind, sondern jedes Mal, wenn sich ein Mensch erinnert, jeweils neu zusammengesetzt werden. Dafür war Br. Rolf ein anschauliches Beispiel. Lebhaft und ausdauernd konnte er aus seinem Leben berichten, aber es fielen immer wieder Variationen in den Geschichten auf; sie entwickelten sich einfachweiter.

Auf die Welt gekommen ist Br. Rolf am 16. Juni 1920 in der kleinen Gemeinde Süderbrarurp in Schleswig-Holstein. Seinem Vater Ludwig, den Br. Rolf sehr verehrt hat, gehörte eine Druckerei, die Familie zählte zum Bürgertum. Auch Ludwig Appel war Freimaurer, was in der Familie auch nicht verschwiegen wurde. „Wir hatten immer mal wieder Besuch von Männern,die sich dann mit meinem Vater zurückzogen“, erinnnerte sich Br. Rolf.Br. Rolf erhielt eine gediegene Ausbildung.

Sein größter Wunsch war, Konzertpianist zu werden. Erste Auftritte in Hamburg, wohin die Familie gezogen war, zeigten sein großes Talent. Doch dann erfaßte der Nazi-Terror auch die Familie Appel.

Der Vater erhielt Besuch von der NSDAP, die ihn zum Mitglied machen wollte. Sein Vater habe entgegnet: „Dies ist ausgeschlossen, ich bin Freimaurer.“

Daraufhin verlor er seine Druckerei und wurde eingezogen. Br. Rolf berichtete immer mal wieder, sein Vater habe gemeinsam mit anderen Freimaurern Juden in die Schweiz gebracht. Er sei schließlich auf ein Minensuchboot abkommandiert worden, das vor der Küste Norwegens versenkt worden sein soll. Er habe an die Küste schwimmen können und den Rest des Krieges in Norwegen verbracht.Br. Rolf wurde auch eingezogen. Zwar hatte er sich mit Rückendeckung seines Vaters geweigert, der Hitler-Jugend beizutreten, aber der Wehrmacht konnte er nicht entfliehen. Sie steckte ihn in einen Panzer und schickte ihn an die Ostfront. Die Kriegserlebnisse waren für Br. Rolf immer sehr lebendig geblieben, er schilderte sie aber mit immer neuen Anekdoten, so daß die „Wahrheit“ nicht mehr zu rekonstruieren ist.

Unbestritten sind zwei Begebenheiten: Erstens das Zusammentreffen mit einem Mitglied der Herrnhuter Gemeinde. Dies ist eine Bruderschaft, die auf den Reformator Jan Hus zurückgeht und wohl schon im 15. Jahrhundert gegründet worden war. Man kannte sie unter dem Namen „Böhmische Brüder“. Anfang des 18. Jahrhunderts fanden sie in Herrnhut in der Oberlausitz Schutz vor religiöser Verfolgung.

Br. Rolf traf in einem Lazarett hinter den Truppen einen Offizier, der dieser Bruderschaft angehörte und war fasziniert von dem Welt- und Gottesbild, das er dabei erfahren durfte. Wie wichtig ihm dies Begegnung war, zeigt die Tatsache, daß er niemals Einzelheiten dieser Gespräche preisgab. Für die Herrnhuter Gemeinde war er später tätig – unter anderem verlegte er Bücher und leitete die Jugendarbeit der Gemeinde.Die zweite unbestreitbare Tatsache ist, daß der Panzer von Br. Rolf abgeschossen wurde, nachdem seine Einheit offenbar auf Befehl von Hitler höchstpersönlich in ein Himmelfahrtskommando geschickt worden war. Der Panzer explodierte und Br. Rolf konnte sich nur mit äußerster Mühe aus dem brennenden Wrack befreien.

Er war schwer verbrannt und verletzt und kroch zurück zur Front. Wie durch ein Wunder wurde er von einem Sanitäter gefunden und in ein Lazarett gebracht.Es folgte eine sehr lange Zeit der Heilung, währenddessen er nach Deutschland zurückgebracht wurde. Als er wieder einsatzfähig war, sollte er von Schleswig-Holstein mit einem Trupp vom „Letzten Sturm“ nach Berlin aufbrechen, um den Führerbunker zu verteidigen. Er nahm die Fahrzeuge, fuhr aus dem Ort und schickte dann alle Jungen nach Hause. Er selbst fuhr nach Süderbrarurp, wo seine Frau lebte und wartete dort das Kriegsende ab. Seine Frau Gerda hatte er kurz vor seinem Kriegseinsatz kennengelernt und dann per „Fernehe“ geheiratet: sie sagte „Ja“ auf dem Amt im Süderbrarup, er vor dem Offizier an der Front.

Sie war jedenfalls die Liebe seines Lebens. Ihr Tod am 10.1.2004 war ein schwerer Schlag für ihn. „Ich weiß, es klingt abgedroschen, in jeder zweiten Biographie steht dieser Satz. Aber deshalb ist die Aussage nicht falsch: ‚Ohne meine Frau hätte ich das alles nicht geschafft.‘“Die Kriegsverletzungen waren so stark, daß an Klavierspielen nicht mehr zu denken war; er stieg in die Druckerei seines Vaters ein. Aus dieser Zeit waren drei Geschichten für ihn essentiell: Die Begegnung mit der Bibel. „In zwei Jahren durch die Bibel“ – so habe das Angebot eines Pfarrers aus Barmbek gelautet, das Br. Rolf annahm – weil er (irrig) der Meinung war, es werde dabei etwas zu essen geben. Br. Rolf blieb trotzdem dabei und wurde zwei Jahre zwei Mal durch die Bibel geführt.

Sein Lohn war die offizielle Erlaubnis, Religionsunterricht geben zu dürfen und ein Ruf als Bibelkenner, der ihm noch einen ganz besonderen Auftrag einbringen sollte. Zweitens die Begegnung mit Springer. Ohne ausgereiften Plan bemühte sich Br. Rolf unmittelbar nach Kriegsende um die Lizenz, einen Verlag betreiben zu dürfen. Als er bei der britischen Besatzungsbehörde diesbezüglich vorsprach, traf er auf einen eleganten, schlaksigen und schlagfertigen Mann, der sich um eine Zeitungslizenz bemühte: Axel Cäsar Springer. Die beiden Männer verstanden sich wohl auf Anhieb und hielten viele Jahre Kontakt.

Drittens Die Begegnung mit der Freimaurerei. „Du mußt jetzt etwas Gültiges in Dein Leben bringen.“ Mit diesen Worten soll Vater Ludwig Br. Rolf aufgefordert haben, einer Loge beizutreten. Br. Rolf gehorchte wohl mehr, als daß er von der Freimaurerei angezogen gewesen wäre. Er bat um Aufnahme bei der Loge Globus, die damals in Harburg arbeitete.

Die Aufnahme fand statt am 22. Februar 1948 in einem eiskalten Logenhaus. „Wir hatten alle unsere Mäntel an und immer wieder schlugen wir uns mit dem Kutscherschlag warm“, erinnerte sich Br. Rolf, „von dem Ritual selbst habe ich überhaupt nichts mitbekommen, mir war nur kalt.“ Nach dem Ritual bekam Br. Rolf aber nicht nur ein großes, warmes Essen, sondern auch einen neuen Wintermantel und – schuhe: Spenden der Brüder aus Lateinamerika.

„Hier bin ich richtig“, habe er nach seiner Rückkehr zu seiner Frau gesagt.In der Tat. Br. Rolf hatte seinen Lebensinhalt gefunden: Bücher und Freimaurerei. Er war Mitgründer und viele Jahre Vorsitzender des Norddeutschen Buchhändler- und Verleger-Verbandes, gründete einen eigenen Buchverlag, baute den freimaurerischen Buch- und Regalia-Verlag „Die Bauhütte“ auf, kümmerte sich um das Hanseatische Logenblatt, gründete die Zeitschriften Euro Mason und Die Bruderschaft und verlegte die Blaue Reihe – noch heute Grundlage vieler Lehrlings- und Gesellenunterrichte.

Er schrieb ungeheuer viel und war bald auch ein begehrter Lehrer und Redner. Sein Aufstieg in der Freimaurerei führte ihn über das Amt des MvSt. in der Loge Globus über den Distriktsmeister (1960-1962) bis hin zum zug. Großmeister der GL AFuAM (1962-1967). Als er Großmeister werden sollte, warf er hin: „Ich arbeite lieber in einer Loge als auf dem großen Parkett“, war seine Begründung.

Dabei war er mit dem „großen Parkett“ schon als junger Freimaurer in Berührung gekommen. Er sei am Vorabend einer Logenarbeit, zu der der damalige GM Br. Theodor Vogel eingeladen gewesen sei, gebeten worden, die Zeichnung auszuarbeiten. Der etatmäßige Redner der Loge – ein Pastor – sei erkrankt. Br. Rolf wollte nicht, doch er fügte sich schließlich und erarbeitete über Nacht eine Zeichnung. Die gefiel Br. Vogel so gut, daß er Br. Rolf zu sich nach Schweinfurt einlud.

Der knurrige Architekt der Nachkriegs-Freimaurerei und der engagierte junge Mann aus Hamburg verstanden sich ausgezeichnet. Br. Rolf genoß es, in der Bibliothek des Großmeisters zu stöbern und in der Familie aufgenommen zu sein. Bis 1977, als Br. Vogel in den Ewigen Osten voranging, blieben sie befreundet und tauschten sich immer wieder aus. Br. Rolf verstand sich als legitimer freimaurerischer Erbe von Br. Vogel und kämpfte für eine Freimaurerei in dessen Verständnis, die auch die seine war. Es war im Frühsommer 1968, als Br. Rolf mit seiner Frau die Koffer packte für einen Urlaub in Bayern. Da ereilte ihn ein Anruf von Br. Vogel, der ihn „bat“ (die Nachdrücklichkeit der Bitten hatte Br. Rolf von seinem großen Vorbild übernommen), in einer Kommission mitzuarbeiten, die sich um eine Aussöhnung der Freimaurerei mit der evangelischen und der katholischen Kirche bemühen sollte. Br. Vogel war das Bibelstudium von Br. Rolf nicht unbekannt geblieben: „Die bist der einzige von uns, der bibelfest ist“, soll er Br. Rolf gesagt haben.

Doch aller Widerstand war zwecklos, als Br. Vogel erfuhr, daß der Urlaubsort der Appels nicht weit von Schloß Lichtenau lag, wo die Kommissionen tagen sollten. Br. Rolf fügte sich, brachte seine Frau und sich im Isabella-Coupé (Br. Rolf liebte schnelle Autos und schnell zu fahren) nach Bayern und schrieb an einem Traktat über die Freimaurerei, mit der den Kirchenmännern verständlich gemacht werden sollte, daß sich die Bruderschaft nicht gegen die Kirche richtet oder ihr Konkurrenz machen will.

Dies war der Auftakt zu einer Vielzahl von Gesprächen. Mit der evangelischen Kirche waren sie schnell abgeschlossen: das Verhältnis der Protestanten zu den Freimaurern ist seither friedlich und geklärt. Selbst Pastoren dürfen sich der Bruderschaft anschließen.

Anders bei der Katholischen Kirche. Die Gespräche zogen sich hin, aus Österreich entsandte der Papst Kardinal König, um die Gespräche zu Ende zu führen. Am 5. Juli 1970 schien es so weit zu sein. Die Kommission einigte sich auf die „Lichtenauer Erklärung“, in der die Brüder „in Ehrfurcht von dem Großen Baumeister aller Welten“ unter anderem feststellten: „Die Freimaurer haben keine gemeinsame Gottesvorstellung. Denn die Freimaurerei ist keine Religion und lehrt keine Religion.

“Mit diesem Papier ging Kardinal König nach Rom und schlug dem Papst vor, die Verurteilung der Freimaurerei (eine Mitgliedschaft konnte zur Exkommunikation führen) aus dem „Codex canonicum“, dem Gesetzeswerk der Katholischen Kirche, zu streichen. Dies geschah - allerdings erst 1981 und mit einem Widerhaken. Der Vorsitzende der Glaubenskongregation, der damalige Kardinal Ratzinger, sorgte mit einer sophistischen Auslegung der neuen Formulierung im Codex dafür, daß das Verhältnis von Katholischer Kirche und Freimaurerei bis heute ungeklärt ist. Auf den späteren Papst Benedikt XVI. war Br. Rolf deshalb nicht besonders gut zu sprechen...

Ein zweites Riesenprojekt wurde ihm 1979 übertragen. Gemeinsam mit den Brr. Klaus Horneffer und Wolfgang Scherpe sollten die Rituale der AFuAM-Maurerei überarbeitet werden. Die Zusammensetzung dieser Kommission war ein genialer Schachzug des damaligen Großmeisters Otto Trawny.

Während Br. Horneffer als Wissenschaftler nur gelten ließ, was sich auch wissenschaftlich beweisen ließ, pflegte Br. Scherpe die mystische Tradition der Freimaurerei.

Br. Appel mußte mehr als einmal vermitteln. Er erzählte gerne davon, wie sich die Brr. Horneffer und Scherpe stundenlang darüber gestritten hätten, ob ein Hinweis auf ein Leben nach dem Tod in das Ritual aufgenommen werden sollte.

Während Br. Scherpe dies für selbstverständlich hielt, wollte Br. Horneffer das Thema als „nicht belegt“ vom Tisch wischen. Br. Rolf habe sich das eine Weile angehört und dann vorgeschlagen zu schreiben: „Es bleibt ein Geheimnis.“ So steht es heute noch im Ritual.

„Die haben uns einen Riesenstapel an Ritualen hingelegt und gesagt, wir sollten das Beste als Allem nehmen“, erinnerte sich Br. Rolf. Drei Jahre traf man sich, meistens über das Wochenende. Br. Rolf vermittelte, sorgte aber auch für den lyrischen Ton den Ritualtexten. Entstanden sind drei Rituale, die formvollendet komponiert sind, eine Unmenge an Symbolenenthalten und so tiefgründig gehalten sind, daß man auch beim zigsten Erleben noch Neues entdeckt – Rituale für das Wachsen des Selbst. Die Ausgewogenheit der Rituale dürfte das Verdienst von Br. Rolf gewesen sein.

Nach seinem Rückzug vom „großen Parkett“ kümmerte er sich in der Tat vor allem um Logen. Gab es irgendwo ein Problem, drohte beispielsweise eine Loge schließen zu müssen, ließ sich Br. Rolf nicht lange bitten und half. Unter anderem war er in fünf unterschiedlichen Logen Meister vom Stuhl. „Die hatten herausgefunden, daß man dafür nicht Mitglied der Loge sein mußte. Ehrenmitglied reicht auch.“ In sage und schreibe zwölf Logen war er Ehrenmitglied – und er war Ehrengroßmeister der Großloge von Litauen.

Rückblickend auf sein Leben waren es zwei Dinge, die Br. Rolf zufrieden machten mit seinem Freimaurer-Leben: die Arbeit an der Lichtenauer Erklärung („Ich hätte mir niemals träumen lassen, mit einem katholischen Kardinal zu verhandeln, der direkt im Auftrag des Papstes handelt.“) und der Aufbau der Freimaurerei in Litauen.

„Das hat es noch nie gegeben, daß eine kleine Loge so etwas hinbekommen hat.“Mit „kleiner Loge“ meinte er die Brückenbauer, bei der er 1991, als die Aufbauarbeit begann, „nur“ Ehrenmitglied war. Angefangen hatte es mit dem Besuch eines Bruders aus Wiesbaden im gerade aus sowjetischer Herrschaft befreiten Litauen.

Im litauischen Landesmuseum in Litauen kam Br. Jockel Salfeld mit dem Museumsleiter ins Gespräch, der sehr gut Deutsch sprach. Dieser fand heraus, daß Br. Salfeld ein Kenner von Abzeichen und Ehrenzeichen war und zeigte einige Stücke, die er nicht zuordnen konnte. Br. Salfeld konnte es: es waren (vor allem russische) Logenbijous.

Der Name des Museumsleiters war Vytautas Kavaliauskas, der eine wichtige Role bei der Unabhängigkeit von Litauen gespielt hatte. Kavaliuaskas besuchte Br. Salfeld in Wiesbaden und begeisterte sich für die Idee der Freimaurerei, die er auch in seinem Heimatland verankern wollte. Aber alleine würde er das nicht bewerkstelligen können; die Wiesbadener Brüder fühlten sich überfordert und wandten sich an die VGL. Diese wiederum rief bei Br. Rolf an und dieser stellte sich der Herausforderung.

Mit letztlich nur einer Handvoll Brüder unterrichtete er interessierte Männer in den Ideen und Riten der Freimaurer, nahm diese in Hamburg in Mammut-Ritualen auf, beförderte und erhobsie schließlich. Die Reisen nach Vilnius waren beschwerlich und umständlich. Das Geld ging schnell aus, so daß Br. Rolf eine erfolgreiche Spendenaktion in Gang setzte. Alles wurde dieser Arbeit untergeordnet.

1994 war es soweit: die erste (Deputations-)Loge konnte in Vilnius eingesetzt werden: Renaissance. MvSt.: Br. Vytautas. Doch für eine Großloge braucht es fünf Logen. Vier Jahre später war auch das geschafft. Die Großloge von Litauen konnte installiert werden, Br. Rolf wurde Ehren-Großmeister, die Brückenbauer die „Ehrenloge Nr. 1“. Das Band, das Br. Rolf von Hamburg nach Litauen schlang, ist so stark, daß es noch heute trägt: regelmäßig besuchen sich die Brüder im Baltikum oder an der Elbe.

Unter der Mammutarbeit hatte die innere Arbeit bei den Brückenbauern gelitten. Die Loge hatte keinen Nachwuchs und nach Installation der litauischen Großloge auch keine Aufgabe mehr. Wieder übernahm Br. Rolf die Initiative, ließ sich zum MvSt. wählen und belebte die Loge erneut. Heute ist sie erheblich verjüngt und eine quirlige, lebendige Loge.

Br. Rolf versäumte keinen Logenabend ohne Grund und Entschuldigung. Früh schon kam er in das Logenhaus und setzte sich im Restaurant an seinen Stammplatz gleich hinter dem Eingang. Er lobte und kritisierte, erteilte Ratschläge und erzählte vor allem aus seinem schierunerschöpflichen Anekdotenschatz. Jeder junge Bruder empfand es als eine ganz besondereEhre, mit einer „Freimaurer-Legende“ in derselben Loge sein zu können – Br. Rolf war zwischenzeitlich offizielles Mitglied der Brückenbauer geworden.

Doch nun setzten ihm sein Alter und die Folgen der erheblichen Kriegsverwundungen zu. Sein 60jähriges Freimaurerjubiläum hatte er 2008 noch feiern können – mit über 120 Brüdern platzte der Große Tempel schier aus den Nähten, doch sein 70jähriges Fest hatten die Brückenbauer kurz vor dem avisierten Termin absagen müssen.

Br. Rolf hatte schon zuvor nicht mehr zu den Arbeiten kommen können. Er war mehrfach in seiner Wohnung hingefallen, am übelsten dürfte ein Sturz im Bad gewesen sein, bei dem er mit dem Kopf auf der Badewanne aufschlug und erst viel später gefunden wurde. Viele Freunde redeten auf ihn ein, er möge in ein Altenheim ziehen, wo er versorgt werden könnte.Aber sein Wille war dagegen. Besorgt bemerkte man bei Besuchen, daß er nicht mehr gepflegt war und die Variationen seiner Geschichten sehr verworren wurden.Versorgt wurde er liebevoll von der Gattin eines Altstuhlmeisters, die einige Straßen weiter entfernt wohnt. Diese fand ihn dann auch eines Morgens auf dem Boden liegen und alarmierte den Rettungsdienst, der ihn ins Krankenhaus brachte. Dort päppelte man ihn einigermaßen auf, verbot ihm aber, in seine Wohnung an der Mundsburg, die er 70 Jahre lang bewohnt hatte, zurückzukehren.Seine letzte Wohnung fand er im Elisabeth-Altenheim der Freimaurer auf der Schanze. Er wurde nachgerade aufgepäppelt und sah deutlich besser aus als die Jahre zuvor. Auch war sein Kopf wieder klar, er verfolgte interessiert die Gespräche.

Aber es hatte sich etwas verändert. Am sichtbarsten war dies, als er seine Schreibmaschine nicht mehr nutzen wollte. Die elektrische Schreibmaschine war sein wichtigstes Kommunikationsmittel. Dort entstand die Unzahl von Briefen, Beiträgen, Zeichnungen und Bücher, mir der Br. Rolf die Geschicke der Freimaurerei ein Stück weit lenkte. Seine Maschine war 2010 kaputt gegangen.

Über das Internet trieben die Brückenbauer noch ein gleiches Modell auf, was ihn so glücklich machte, als hätte man ihm ein Stück Leben zurückgegeben.

Aber jetzt wollte er nicht mehr. Und dann wollte er auch keine Bücher mehr lesen. Er verzichtete auf die beiden wichtigsten Dinge in seinem Leben: Literatur und Freimaurerei. An Vertraute sandte er hin und wieder noch einen mühevoll mit der Hand geschriebenen Brief (übrigens durchaus immer noch mit Ermahnungen und Weisungen). Er las noch Logennachrichten und freute sich über Besuch.

Auch legte er eine letzte Zeichnung auf, als die Brückenbauer im September 2018 eine Feldloge im Altenheim zelebrierten. Er erzählte aus seinem Leben, vor allem vom Krieg und seiner Begegnung mit Springer.

Innerlich aber zog er sich zurück. „Ich hatte so viel Glück“, bemerkte er immer wieder, „ich hatte so ein tolles Leben – wer hat das schon?“ Und dann deutete er mit der Hand nach oben und sagte: „Der weiß schon, wann er mich abholt. Ich bin nur dankbar und warte hier.“Am 3. April war es dann so weit. „Er“ holte ihn ab. Er tat es so freundlich, wie der Tod nur konnte: Br. Rolf ist aus seinem Schlaf einfach nicht mehr aufgewacht. Der große Baumeister aller Welten hat einen seiner wichtigsten Architekten zu sich gerufen.

Biographische Daten

  • 1920 Geboren in Süderbrarup /Schleswig-Holstein
  • 1945 Lizenz der Brit. Militärregierung als Buchverleger
  • 1945 Mitgründer Nordd.Buchhändler- u. Verleger-Verbandes
  • 1946 -1970 Buchverleger der Herrnhuter Brüdergemeine
  • 1948 Aufnahme als Freimaurer
  • 1949 - 1953 Hamburger CVJM (Vorstand)
  • 1950 Gründer der Initiativgruppe Guinness
  • 1950 - 1962 Leiter der Jugendarbeit (Flensburg bis Göttingen) in der *Herrnhuter Brüdergemeine
  • 1952 Predigt in der Petrikirche zur Allianzgebetswoche
  • 1952- 1955 Sprecher aller deutschen CVJM
  • 1952 - 1960 Meister vom Stuhl der Loge „Globus
  • 1958 - 2002 Redakteur der freimaurerischen Zeitschrift Hanseatisches Logenblatt (mit Unterbrechungen)
  • 1960 Vorstandsmitglied des Freimaurer-Krankenhauses
  • 1960 - 1962 Distriktsmeister der Distriktloge Hamburg/Schleswig-Holstein
  • 1962 Ehrenmitglied in der JL „Roland
  • 1962 Ehrenmitglied in der JL „Die Brückenbauer
  • 1963 - 1983 Aufbau und Erweiterung des Bauhütten-Verlags
  • 1964 - 1967 Zug. Großmeister der Großloge AFuAMvD
  • 1965 Ehrenmitglied in der JL „Armin zur Treue und Einigkeit
  • 1965 Antragsteller zur Verleihung eines Literaturpreises
  • 1965 - 1967 Vorstand der Junioren-Handelskammer Hamburg
  • 1965 - 1970 Redakteur der freimaurerischen Zeitschrift Die gelben Blätter
  • 1966 Laudatio auf den Literaturpreisträger Max Tau
  • 1966 - 1975 Schöffe
  • 1967 Anreger zur Gründung des Forum Masonicum (Loge 67)
  • 1967- 1969 Redakteur der freimaurerischen Zeitschrift EURO MASON
  • 1968 - 1970 Meister vom Stuhl in der Loge „Eidora zum Schwan“
  • 1968 - 1981 Kommissionsmitglied „Dialog mit der Kath. Kirche“
  • 1969 Ehrenmitglied in der JL „Friederike zur Unsterblichkeit“
  • 1969 Mitgründer des Y’s Men Club
  • 1970 Ehrenmitglied in der JL „Selene zu den drey Thürmen
  • 1971 - 1979 Vorstandsmitglied des Norddeutschen Buchhändler- *und Verleger-Verbandes
  • 1973 - 1978 Redakteur der freimaurerischen Zeitschrift Die Bruderschaft
  • 1974 Verleihung der „Matthias-Claudius-Medaille““
  • 1975 Ehrenmitglied in der JL „Zum goldenen Schwerdt
  • 1975 Ehrenzeichen der GL AFuAM in Gold
  • 1976 - 1979 Geschworener
  • 1977 - 2002 Vorstand des Sozialwerks des Deutschen Buchhandels
  • 1979 - 1982 Erarbeitung des Ritualwerks der GL AFuAM (zusammen mit Wolfgang Scherpe und Klaus Horneffer)
  • 1980 - 1984 Meister vom Stuhl der Loge „Frithjof zum Nesselblatt
  • 1980 - 1984 Gutachter für Verlagsrechtsfragen beim OLG
  • 1983 Laudatio auf den Literaturpreisträger Lew Kopelew
  • 1984 Ehrenmitglied in der JL „Theodor Vogel
  • 1985 Handelsrichter
  • 1987 Ehrenmitglied in der JL „Absalom zu den drei Nesseln
  • 1989 Ehrenmitglied in der JL „Zur Siegenden Wahrheit
  • 1990 - 1994 Meister vom Stuhl der Loge „Die Brückenbauer
  • 1990 - 1995 Redakteur der freimaurerischen Zeitschrift Humanität
  • 1991 - 2002 Aufbau der Freimaurerei in Litauen
  • 1993 Ehrenmitglied in der Loge „St Georg zur grünenden Fichte
  • 1993 Laudatio auf den Literaturpreisträger Reiner Kunze
  • 1994 Archivar und Bibliothekar, Distriktsloge Hamburg
  • 1994 Ehrenmitglied in der JL „Fritjof zum Nesselblatt
  • 1995 Mitgründer der Künstlergesellschaft PEGASUS
  • 1996 Ehrenmitglied der JL „Renaissance“, Litauen
  • 1996 Verleihung des CICERO-REDNERPREISES
  • 1997 - 2000 1. Vors. der Lessing-Gesellschaft zu Hamburg
  • 1998 Verleihung der Paulskirchenmedaille in Silber
  • 1999 Ehrenmitglied in der Gesellschaft „Pegasus
  • 2000 Verleihung der „Bernhard-Beyer-Medaille“
  • 2000 Laudatio auf den Literaturpreisträger Arno Surminski
  • 2002 - 2005 Erneut 1. Vors. der Lessing-Gesellschaft zu Hamburg
  • 2003 Mitgl. des Ältestenrats der Herrnhuter Brüdergemeine
  • 2004 Verleihung des LESSING-RINGS
  • 2005 Ehrenmitglied in der JL „Ferdinand zum Felsen
  • 2005 Ehrenkreuz der Großloge von Lettland
  • 2005 Ehrengroßmeister der „Großloge von Litauen
  • 2006 Ehrenvorsitzender der Lessing-Gesellschaft zu Hamburg

Quelle: Br Jürgen Boll

Buchbesprechung

Quelle: Kater

"Das kurze Glück des Gustav Otto Meyer " von Rolf Appel.

Es geht um drei Freimaurer, deren Charakter und Lebenssituation grundverschieden ist.

Gustav Otto Meyer - in der Jugend lebensbejahend und tatenfroh. Mit 17 Jahren erkrankt er an einer Verkrümmung des Rückgrads. Durch eine Art Mobbing verschlechtern sich seine Lebensumstände derart, daß er Elternhaus und Heimatort verläßt.

Er versteckt sich vor der Welt, bis er durch Zufall einen Vers von Eichendorff liest.

Zitat:

"Der Verfasser hieß Eichendorff. Gustav Otto Meyer war unlustig und durchblätterte es oberflächlich, aber am Ende des mit -Sängerleben- überschriebenen Abschnitts fiel ihm ein Vierzeiler ins Auge:
Schläft ein Lied in allen Dingen,
Die da träumen fort und fort,
Und die Welt hebt an zu singen,
Triffst du nur das Zauberwort.
Und die Welt hebt an zu singen, wenn man das richtige Zauberwort trifft' In allen Dingen schläft ein Lied?
Auch in ihm, dem Gustav Otto Meyer?
War der Sinn in allen Dingen, der Sinn des Lebens im Verborgenen?
Ein Lied, das erst zum Erklingen gebracht werden mußte? Geht es also nur darum, den richtigen Schlüssel zu finden, das Zauberwort?"

Diese Zeilen ermutigen Meyer, sein Leben auf sich zu nehmen und zu meistern. Sie bringen ihn sozusagen auf die "SUCHE" Er bleibt allerdings menschlich und seelisch alleine, bis er Freimaurer wird.

Zitat:

"Ich kann nicht in Worte fassen, was ich empfinde, weil meine Sprache nicht ausreicht. Ich stamme aus sehr bescheidenen Verhältnissen, und dann mein Wachstumsschaden. Ich müßte Musik machen, aber das kann ich nicht. Da reichen meine Fähigkeiten nicht aus. So bleibt alles bei mir im Innern."

Er schwieg. Warum offenbarte er sich in dieser Weise einem Menschen, den er eigentlich gar nicht kannte? Mit dessen Vater er im Grunde nur einmal zwei Versicherungen abgeschlossen hatte? Doch er fuhr fort: -Mein inneres Ich kann nicht zur Welt kommen."

Der Gedanke, wie man sein "Inneres zur Welt bringen kann" , kann einen schon ganz schön beschäftigen. Ich denke, daß die Freimaurerei sehr gute Möglichkeiten bietet den "inneren Menschen zur Welt zu bringen."

Mehr verrate ich nicht über Herrn Meyer. (Und keine Sorge: Die Mitgliedschaft in der Freimaurerei beschert ihm kein "Friede- Freude- Eierkuchen-Dasein")

Der zweite Mann ist Norbert Nonis. Gegenüber dem jähzornigen Vater eher ängstlich.-In der Schule braver Durchschnitt. Schwach im Sport - bei seinen Mitschülern ein Mitläufer...er wartete ab, wo es etwas zu gehorchen gab.Wird später von einer herrschsüchtigen Frau geheiratet. Als Aufseher über Zwangsarbeiter ist er bemüht den Menschen ihr herbes Los zu erleichtern.

Später muß er Steine klopfen und putzen. Hierbei gerät er in Kontakt zur Freimaurerei, die unmerklich einen anderen Menschen aus ihm machen wird.

Auch hier wird nicht mehr verraten.

Der dritte Mann, Herr Rolf Obenhaupt, weiß Menschen zu begeistern und an sich zu binden. Zitat:

"Er wußte, wofür er sich mit Wort und durch die Tat einzusetzen hatte. Seine zahlreichen Reden in den Logen standen dafür, und manche seiner Leitsätze waren wie Fanfarenstöße, etwa:
Für Zwang und Gewalthandlungen darf es nie und niemals eine Rechtfertigung geben- oder:
Toleranz ist der Raum, in dem die Wahrheit gefunden werden kann. Darum brauchen wir von Mensch zu Mensch die gegenseitige brüderliche Anerkennung oder:
Wenn Toleranz so praktiziert wird, daß man sich lediglich unverbindlich und neutral verhält, dann ist man dabei, die Toleranz zu zerstören« oder:
Wahrheit duldet keinen Zwang."

oder....

Zitat:

" Norbert Nonis war hingerissen, als er Rolf Obenhaupt reden hörte: -Wir sind von denen, die an ein Glück auf dieser Erde glauben. Wir sind von denen, die das Leben nicht für einen sinnlosen Betrug halten, sondern die in ihm ein Streben nach dem Glück erblicken. Und wir wollen daran glauben trotz der seelenwürgenden Armut der Großstädte und trotz des Elends auf den Schlachtfeldern, trotz der Maßlosigkeit und Beschränktheit der Massen. Wir wollen von denen sein, die das nicht für Glück halten, was auf der Spielbühne des Lebens als solches gepriesen wird: Rausch und Reichtum, Erfolge und Ehrungen, Besitztum und Macht. Nimmer wurde der glücklich, der eines dieser Dinge für Glück hielt. Diese Güter sind nichts als Spiegelungen und Scheinbilder, und nichts ist gewisser als ihre Ungewißheit. Wir wollen für Schein halten, was Schein ist, und fallen uns solche Gaben zu, so laßt sie uns tragen, als hätten wir sie nicht.
Wir sind von denen, die das wirkliche Glück suchen, nicht das kleine Los, mit dem man es flüchtig und ohne Mühen zu ergreifen sucht, sondern wir wissen: Glück ist immer ein Werden, nie ein Fertiges. Glück ist die jubelnde Gewißheit des Wachsens und Reifens. Es ist nie ein Zustand, sondern ist immer im Werden, und wir tun gut daran, uns auf unserer Lebenswanderung dessen stets eingedenk zu sein."

Nicht nur Norbert Nonis lauschte gebannt den meisterlichen Worten. Dann hörte er ihn das Gebet der rituellen Versammlung sprechen:

Großer Meister! Wecke und mehre in uns die Kräfte der Verantwortung! Auch an uns liegt es, daß andere bekommen, was sie benötigen, denn wir gehören alle als ein Ganzes zusammen. Wir wollen als Brüder unser Leben mit allen Menschen teilen. Laß uns sehen, wo wir einander entfremdet sind, damit wir Versöhnung leben und Trennendes überwinden! Amen.-"

Auch Herr Obenhaupt wird eine späte Wandlung erfahren.

Alle drei Männer verändern sich, aber nicht nur durch das Leben an sich, sondern durch den brüderlichen Einfluß, den sie als Freimaurer aufeinander ausüben, genau da, wo Wort zur Tat wird.

Hier noch ein paar Stellen, die zum Nachdenken einladen:

Zitat:

"Das läßt mich an einen Bildhauer denken«, versetzte er. -Der hat einen ungefügen Stein vor sich, aber in sich eine Idee, was in diesem Stein an Ausdrucksmöglichkeiten verborgen ist, und er beginnt, diese seine Vorstellung mit Hammer und Meißel aus dem Stein herauszuarbeiten.

Was ihm vorschwebt, was er gleichsam im Traum vor sich sieht, das versucht er aus dem Stein herauszuschlagen. Nein, eigentlich schlägt er das Überflüssige weg, damit seine Phantasie Wirklichkeit wird. Er darf dabei keinen Fehlschlag tun, sonst sind Stein und Phantasie verdorben. Vielleicht verhält es sich ähnlich bei einem derartigen Traum, daß man abwarten muß, wie er sich weiterentwickelt.

Und, wie um sich selbst zu bekräftigen, fügte Rolf Obenhaupt hinzu: "Wenn ich einen Stein behaue, dann bringe ich ihn in meine Vorstellung hinein. Dann beseele ich ihn."

Zitat:

"Als eins der Mitglieder der Gemeinde böse erkrankte und sich bei einem Besuch des Rolf Obenhaupt bitter darüber beschwerte, daß es im Leben so ungerecht zuginge, antwortete er in einem Brief: -Die Ungerechtigkeit und das Beschweren über sie schiebe beiseite. Liebe ist das einzige, das zunimmt und wächst, wenn wir es verschwenden. Sie muß sich nicht nur der Schwachen erbarmen, sondern auch derer, die ungerecht und hart gegen uns waren. Trotzdem haben wir die Verpflichtung, immer dort der Ungerechtigkeit entgegenzutreten, wo sie sich uns stellt.
Lieber Freund, wir sollten nicht die Finsternis beklagen, sondern wir haben in der Finsternis ein Licht anzuzünden, damit die Menschen sehen, aber auch, damit wir selber uns erkennen und recht urteilen können."

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