Traktat: Verantwortung und Werte

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Verantwortung und Werte

Quelle: Name des Autoren ist der Redaktion bekannt

aus der Traktattrilogie:

  1. Verantwortung und Werte
  2. Wissen, Erkenntnis
  3. „Soziale“ Nachhaltigkeit

I.

Gegenstand meiner Zeichnung sind die Aspekte der „Verantwortung“ und der "Vermittlung von Werten“.

1. Verantwortung

Bei „Verantwortung“ geht es zunächst einmal um eine Pflicht, die einer Person gegenüber einer anderen Person bzw. Personenmehrheit zugeordnet wird, die von einer Instanz eingefordert werden kann und gegenüber der man für sein Handeln Rechenschaft abzulegen hat.

Je nach dem, ob die Pflicht erfüllt wird oder nicht, resultieren hieraus Konsequenzen wie Belohnung oder Sanktion, Kompensation oder dergleichen.

„Verantwortung“ erhält ihre Legitimation durch gesellschaftliche Forderungen wie Gesetze, religiöse Gebote oder moralische Verhaltensnormen.

„Verantwortung“ kann aber auch freiwillig entstehen, so beispielsweise durch Übernahme einer (ehrenamtlichen) Aufgabe, Versprechen, Bürgschaften und dergleichen.

2. Soziale Verantwortung

Hierzu gehört in gewissem Umfang auch eine soziale Verantwortung gegenüber unverschuldet Benachteiligten unserer Gesellschaft.

a) Außerhalb des Wirkbereichs gesetzlicher oder religiöser Instanzen ist der Betreffende selbst seine Instanz. Maßstab der Beurteilung sind sein Gewissen und die Werte- und Moralvorstellungen. Er kann grds. selbst entscheiden, ob sein Handeln/Unterlassen gerechtfertigt ist oder nicht; er muss sich also vor sich selbst rechtfertigen.
b) Doch ist der Mensch auch ein soziales Wesen. Er lebt nicht isoliert, sondern in Wechselbeziehung mit der Gemeinschaft. Alles, was er tut oder unterlässt, hat zwangsläufig positive oder negative Auswirkungen auf andere. Aus der „Selbstverpflichtung“ heraus folgt – unmittelbar oder mittelbar – auch eine gewisse „Fremdverantwortung für andere“. Auch nur individuell gültige Normen stehen daher in Wechselwirkung mit der Gesellschaft. Bei jeder Handlung sind daher zwingend auch die Interessen des sozialen Umfelds und der Gesellschaft zu beachten.

3. Werte und Vermittlung

Doch woran messen WIR uns und UNSER Gewissen, geht es doch gerade um Auswirkungen unseres Handelns auch auf andere?

a) Orientierungspunkt dürften zunächst die gängigen gesellschaftlichen Normen und Werte sein. Doch welche sind diese?
b) Nun haben sich die Wertvorstellungen der Menschheit durch die Jahrhunderte der Menschheitsgeschichte hindurch geändert: An die Stelle einer (lokalen) Religion als Verantwortungsinstanz oder des Staates als Machtmonopol traten - mitunter bedingt durch die Industrialisierung, die Wissens- und Informationsrevolution und die zunehmende Globalisierung – verstärkt weitere, hiervon mehr oder weniger losgelöste gesellschaftliche, insbesondere humanistische Werte und Ideologien aus aller Welt hinzu.

Konnte man sich früher an eindeutigere festgelegte Werte orientieren (ohne diese an dieser Stelle als „gut“ oder „schlecht“ beurteilen zu wollen), besteht heute nicht nur ein Nebeneinander verschiedener Wertvorstellungen, sondern dieser Pluralismus an gesellschaftlichen Normen vermischt sich vereinzelt auch zu neuen Formen.

c) Gegen diesen zwangsläufigen Prozess ist im Grundsatz nichts einzuwenden, im Gegenteil: Das Zusammenwachsen der Weltgemeinschaft erfordert dies sogar.

Sorge bereitet allein der Umstand, dass die Weltgemeinschaft immer schneller zusammenwächst und der Mensch all zu oft hinterher zu hinken scheint. Die Vermittlung und Weitergabe von tragenden Werten wird von Generation zu Generation, ja sogar innerhalb einer Generation, zunehmend schwieriger. Die Weitergabe alter und neuer Wertvorstellungen scheitert zudem oftmals an Fähigkeit, Willen oder schlichtweg an Zeit und Muße. Tragende Werte und Normen der Gesellschaft verwässern. Verunsicherung und Orientierungslosigkeit bis hin zur Ahnungslosigkeit bei der Frage, welche Werte denn nun verbindlich sein sollen, durchdringen zunehmend die Gesellschaft. Viele handeln ohne Rücksicht auf andere.

Und darin liegt das Problem: Menschen (und vor allem Kinder) orientieren sich zur Entwicklung ihrer Persönlichkeit vor allem an dem Wertesystem, das ihnen – neben der Schule – vor allem vom Elternhaus vermittelt wird. Wenn aber allgemeinverbindliche Werte nicht oder nicht richtig vermittelt werden, WIE sollen sich die Menschen entwickeln? WOHIN soll sich die Gesellschaft entwickeln?

II.

Die herkömmlichen Institutionen vermögen aktuell eine Vermittlung von Werten und den richtigen Umgang nur unzureichend zu gewährleisten.

1. Postulat an die Gesellschaft

Die GESELLSCHAFT wird zunehmend gefordert, unterstützend neben Staat und Familie Werte zu vermitteln. Gerade in einer pluralistischen Gesellschaft ist es wichtig, diesen existenziellen Prozess aus allen Richtungen zu fördern, sich mit ihnen auseinanderzusetzen und Normen neu zu definieren. Die Gesellschaft kann sich nur entwickeln, wenn sie – letztlich für sich selbst – Verantwortung übernimmt und sich hierfür in die Verantwortung nimmt. Dabei geht es nicht nur um das Aufzeigen der Einhaltung einer Norm, sondern auch um die Vermittlung von deren Sinn & Zweck.

2. Appell an den Einzelnen

Auch wenn es nicht jedermanns auferlegte Aufgabe ist, freiwillig Verantwortung zu übernehmen, als Vorbild durch Rat und vor allem durch Taten Werte zu vermitteln, so wäre es dennoch wünschenswert, dass JEDER VON UNS dazu beiträgt, in welchem Umfang auch immer.

Verständlicherweise wird sich jeder die Frage stellen, inwieweit er überhaupt „Verantwortung“ übernehmen will, zumal er per se nicht immer eine Gegenleistung erhält. Dass muss jeder für sich selbst entscheiden.

Es sei wenigstens darüber nachzudenken, dass es letztlich nicht nur darum geht, die Verantwortung über sein eigenes Leben in die Hand zu nehmen. Wir leben in einer Welt mit vielen anderen Menschen. Wichtig sind auch Mitgefühl, das Bewusstsein von Pflicht, Verantwortung und Respekt anderen gegenüber. Ohne jemandem vorzuschreiben, welche Werte entscheidend sind und wie er gar Verantwortung wahrzunehmen hat, so können wir doch als Vorbild und Entscheidungshilfe einen Hinweis auf den richtigen Weg geben. Ob und wie er seinen Weg beschreitet, ist ihm dann selbst überlassen.

Dieser Art der freiwilligen Selbstverpflichtung als verantwortlicher Umgang mit dem Leben und der Umwelt kann eine harmonische Ordnung der Gesellschaft schaffen - und damit vielleicht auch Teil einer Voraussetzung für ein eigenes gutes Leben werden.

Siehe auch