Traktat: Winkelmass und Zirkel: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 8. Februar 2013, 22:24 Uhr

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Mit freundlicher Genehmigung von Eduardo Gonzalez


Zur Herkunft der Symbole Winkelmass und Zirkel

Quelle: Dr. phil. Roland Müller, Switzerland / Copyright © by Mueller Science 2001-2009 / All rights reserved (Mit freundlicher Genehmigung für das Freimaurer-Wiki)

Von den Höhlenbewohnern über die Alten Chinesen bis zu den Zürcher Freimaurern

Das Winkelmass ist schon viel länger als es die Freimaurerei gibt, in vielfältigem Gebrauch. Es ist ein faszinierendes Symbol, denn es erlaubt, fast die ganze Geschichte der Freimaurerei seit der Gotik anzutippen. Am auffälligsten ist, dass das Winkelmass selten allein steht, sondern meist die Gesellschaft anderer Symbole erfordert.

Inhalt

Werkzeuge des freien Menschen

Teil I: Vorgeschichte und Altertum


Zirkel.jpg


Schon die Höhlenbewohner … ... vereinten bereits Winkelmass und Zirkel

Ägypten: Gerechtigkeit

China: polare Zuordnung von Symbolen …

… Pflichterfüllung und Goldene Regel

Alte Symbolsprachen, Lambdoma und Gnomon

Japan: Frühling und Herbst

Bibel, Hellenismus

Teil II: Mittelalter, Renaissance und Barock

Praktischer Einsatz der Werkzeuge

Allegorien, Baumeister, Bauarbeiter

Steinmetzordnungen und Wappen

Nach 1500: Symbolisch und alchemistisch

Anthropos, Rebis und Gott-Vater

Mystische Mongramme oder Winkelhaken

Lose Darstellungen von Winkelmass und Zirkel mit Buch

Stammt das Bild des ersten Freimaurers aus Zürich?

Literatur


Werkzeuge des freien Menschen

Wunderschöne Formulierungen zu den Werkzeugen des Freimaurers hat Daniel Béresniak (1998, 50-59) gefunden. Darunter findet sich:

„Winkelmass und Zirkel sind die Werkzeuge des freien Menschen. Es sind die Werkzeuge jenes Denkens, das sich im Besitz der Fähigkeit glaubt, von der Wirklichkeit berichten zu können, ihre Gesetze zu offenbaren und sie - wenn es darum geht, das Leben der Menschen zu erleichtern und ihr Schicksal zum Positiven zu wenden – zu verbessern.

Sie treten an die Stelle der Talismane, sind also Gegenstände, die per se keine Macht ausüben können. Es sind Werkzeuge, die der Mensch hergestellt hat, damit sie ihm bei der Bewältigung der Realität zu Seite zu stehen.

Die Symbolik deutet den Sinn dieser Werkzeuge, indem sie diese als Bilder des Geistes zeigt, der sie entworfen und geschaffen hat. Winkelmass und Zirkel sind Symbole, weil sie in der Materie die Formen des Geistes widerspiegeln“ (52).


Teil I: Vorgeschichte und Altertum

Schon die Höhlenbewohner …

Wie interessant die Nachforschungen in der Vergangenheit der Symbole sein kann, sei daher am Beispiel von Winkelmass und Zirkel veranschaulicht.

In früher Urzeit entdeckte der Mensch, dass er Linien in den Sand zeichnen und in Knochen ritzen konnte. Vor etwa 100 000 Jahren kam er auf die Idee, auf kleine, runde Täfelchen (Gehäuse eines Einzellers, Nummulites perforatus) ein Linienkreuz zu zeichnen.

Die Archäologin Marie E. P. König (1980, 42) meint: „Es ist ein Ordnungssystem, das uns heute noch bekannt ist und ... die Basis der Kultur bildet. Es kann in allen Epochen kontinuierlich nachgewiesen werden. Besonders der rechte Winkel geriet nicht mehr in Vergessenheit, er machte sich schon bei den Bestattungen der Neandertalzeit bemerkbar, wo ... die Toten in rechteckigen Grabgruben beigesetzt wurden.“

... vereinten bereits Winkelmass und Zirkel

Gemäss Alfried Lehner (1990, 77) finden wir einen Vorläufer des Symbolpaares Winkelmass und Zirkel bereits „in der Höhlenmalerei frühester Zeiten in der Form des nach unten bzw. oben geöffneten Winkels als Symbol des „Oben“, also des schöpferischen, d. h. göttlichen Prinzips, und des „Unten“, also des empfangenden, irdischen Prinzips. Um das Mass voll zu machen, finden sich diese beiden Winkel da und dort auch in vereinigter Form, wie wir sie von unserem Winkelmass und Zirkel her kennen.“

Das ist ungenau. In seiner „Drudenfuss-Monographie“ schreibt Otto Stöber (1981, 90) bloss: „An manchen Felsenbildern sehen wir die nachstehenden Zeichen, und zwar das nach oben weisende spitze Zeichen, für den stehenden Mann gedacht, während die unteren Linien als Symbol für die liegende Frau zu denken wären. Gab man – und das konnte natürlich nur der auf Gedankenarbeit geschulten Priester der frühen Völker tun – in der heiligen Handlung der Zeugung die beiden Zeichen aufeinander, war die Urform für den Drudenfuss gegeben, denn man konnte durch zwei Linien die Verbindung für das geheiligte Menschheitszeichen herstellen.“

Man beachte, die Frau ist unten auf der Erde, der Mann oben im Himmel. Wenn man die beiden Winkel senkrecht gegeneinander schiebt, kann man durch zwei gedachte horizontalen Linen tatsächlich einen sechseckigen Stern herstellen.

Ägypten: Gerechtigkeit

In Lennings „Allgemeinem Handbuch der Freimaurerei“ von 1900-01 (in der Fassung von Ulrich Rausch 1999, 301) heisst es, in grammatikalisch sehr gewagter Formulierung:

„Das Winkelmass trug bei den alten Ägyptern Osiris als Totenrichter in der Hand.“

Auch Feddersen (1986, 475f) behauptet, Osiris trage den rechen Winkel „auch verschiedentlich in der Hand“.

Ein Bild bei Endres (1977, 69; ähnl. Biedermann, 1988,158; vgl. Jung, 1972, 245) zeigt aber, dass Osiris auf einem Winkelmass sitzt. Auf dem selben Bild ist übrigens auch die Waage als zweites Sinnbild der Gerechtigkeit zu sehen.

Freilich thronte nicht nur Osiris auf einem solchen Winkel. Vor allem der Gott Re-Harakte resp. Amun-Re wird öfters auf einem solchen Thron dargestellt. Im „neuen Lexikon der Esoterik“ von Marc Roberts“ (1993, 315) ist im Zusammenhang mit Hermes Trismegistos der ägyptische Gott Thot ebenfalls auf einem Winkel-Thron dargestellt.

In „Knaurs Lexikon der Symbole“ von Hans Biedermann (1989) sitzen auch die Göttin Hathor (30) und der widderköpfige Gott Chnum (123) auf einem Winkel-Thron. Bei Feddersen (1986, 487) ist es der Sonnengott Chepre.

Ein Bild des ägytischen Gottes Horus mit einem ausgestreckten, rechtwinklig abgewinkelten Arm findet sich bei Feddersen (1986, 244).

Das Winkelmass wurde auch als einzelnes Werkzeug mit symbolischem Charakter den Mumien der Pharaonen in Goldblech mitgegeben (Feddersen, 1986, 475, 481). Der rechte Winkel galt als das „Symbol“ oder „Zeichen“ für die unbedingte Gerechtigkeit als der „vornehmsten Manifestation der Gottheit in der Welt durch seine unveränderlichen Gesetze“.

China: polare Zuordnung von Symbolen …

Verwirrender sind die Angaben bezüglich China.

Der erste „mythische Herrscher“ Chinas war Fu-hsi (ca. 2800 v. Chr.).

„Auch in Altchina war das Winkelmass ein wichtiges Symbol, und zwar in der Hand des mythischen Gelehrten Fu-hsi, der das I-Ching erfunden haben soll. Er wird mit schlangengestaltigem Unterleib mit dem Winkelmass in der Hand dargestellt, das sowohl als Symbol des Erbauens wie auch der heiligenden Zauberkräfte verstanden wird“ (Hans Biedermann 1989, 488)

Andernorts steht etwas anderes:

„In China soll Fu-hsi die Ehe eingeführt haben. Sie ist im chinesischen Denken der Ordnung des Himmels und der Erde nachgebildet. Fu-hsi trägt als Symbolzeichen den Zirkel, sein Gegenpol Nü-kua trägt das Winkelmass. In der chinesischen Mythologie gilt er als Gattin oder Schwester Fu-hsi's“ (Feddersen, 1986, 833).

Alfried Lehner (1990, 36ff) berichtet, dass auf einer Grabplatte aus der Zeit der Han-Dynastien (206 v. Chr. - 220 n. Chr.) der mythische Urkaiser Fu-hi mit dem Winkelmass und seine Schwester (oder Frau) Nü-kua mit dem Zirkel erscheinen. Der Völkerkundler Hans Nevermann (1977, 142) schreibt dazu:

„[Die beiden] galten als Wiederhersteller der alten guten Ordnung der Welt, und das vollbrachten sie mit Winkelmass und Zirkel ... Nach chinesischer Auffassung ist die Erde quadratisch – daher das Winkelmass des Fu-hi – und der Himmel rund – daher der Zirkel der Nü-kua.“

Folgen wir weiter Alfried Lehner:

Da nach dem „I Ging“ der Himmel als Symbol des männlichen, des zeugenden Prinzips galt, während die Urmutter Erde als weibliches, d .h. empfangendes Prinzip angesehen wurde, trägt der Mann das irdische, also weibliche Winkelmass, während die Frau den zum Himmel gehörenden, d. h. männlichen Zirkel hält. Dieses Prinzip der polaren Zuordnung von Symbolen ist in vielen Mysterien und Weisheitslehren zu finden.“

Die Polarität ist also das „Grundgesetz der Schöpfung“. Und Winkelmass und Zirkel verkörpern „die Teilstücke der ursprünglichen, der vorpolaren All-Einheit, deren Wiederherstellung Philosophie und Theologie da und dort als Ziel der Schöpfung auffassen. Das feierliche Zusammenfügen der beiden Symbole [in den heutigen Logen] bedeutet also letztlich die Vereinigung der Urpolarität, des Urpaares Oben und Unten, Himmel und Erde, des männlichen und weiblichen Prinzips, oder von Geist und Materie“ (42).

Ja noch mehr, man kann „das feierliche Zusammenfügen von Winkelmass und Zirkel sogar als Unio mystica, als mystische Vereinigung der Seele mit Gott erleben“. Oder: In der Vereinigung von Winkelmass und Zirkel ist „eine ganze Philosophie von der Schöpfung und von der Verhaltensweise ihrer Geschöpfe enthalten, nämlich deren harmonische Einordnung in die ewigen Gesetzmässigkeiten zum Wohle von Natur und Mensch“ .

Hans Biedermann (1989, 504) behauptet, die Verbindung von Himmel und Erde sei auch in der Architektur des Himmeltempels von Peking sichtbar.

... Pflichterfüllung und Goldene Regel

Biedermann und Lehner stützen sich auf den Beitrag von Hans Nevermann (1977, 141-146), wo sich auch eine bildhafte Darstellung des Grabsteins befindet. Freilich hat das Winkelmass einen Quersteg, ist also in der Praxis nicht brauchbar. Interessanter ist, was Nevermann sonst bringt.

Warum Feddersen (1986, 476, 845) den Grabstein auf 150 n. Chr. datiert, ist unerklärlich.

In einem Kommentar zum „I Ging“, dem Li-hi, das vor 500 v. Chr. geschrieben sein soll, heisst es: „Das Rechtwinklige bedeutet Pflichterfüllung“, und an anderer Stelle: „Der Edle tut seine Pflicht, um sein Äusseres rechtwinklig zu machen.“

Konfuzius (ca. 500 v. Chr.) hat als Berater dem Herzog Ai des Reiches Lu erklärt:

„Zirkel, Winkelmass, Senkblei, Richtschnur, Gewicht und Waage, das waren die :Werkzeuge, die vor alters die früheren Könige zum Gebrauch auf Erden :einführten. Sie dehnten sich von Kleinen bis aufs Grosse aus, und durch das :Nahe liess sich das Ferne erkennen. Wenn man diese Werkzeuge heutzutage :anwendet, kann man das Altertum erkennen und die Gegenwart erkunden. So :verhält es sich damit“ (auch zitiert bei Feddersen, 1986, 832).

Offenbar spielt bei den Chinesen das Winkelmass eine grosse Rolle und wird in vielen Texten erwähnt.

Im Buch Li Gi, das aus Konfuzius’ Zeit stammt, wird die Lehre erwähnt: Was du nicht willst, das man dir tu, das füg’ auch keinem andern zu!“ Und dann heisst es: „Das ist der Weg zur Anlegung des Winkelmasses.“

Es ist, nach Nevermann, noch heute eine der schwersten Beleidigungen, die man einem noch so einfachen Chinesen zufügen kann, zu ihm zu sagen: „Du hast kein Winkelmass!“ Das deutet unverzeihlich darauf hin, dass man dem Angesprochenen Anstand, Rechtschaffenheit und Sinn für Gerechtigkeit rundweg abspricht.


Alte Symbolsprachen, Lambdoma und Gnomon

Wie dem auch sei. Irgendwie gehören Winkelmass und Zirkel zusammen:

„Die Kombination des Zirkels mit dem Winkelmass galt in esoterischen Symbolsprachen (sowohl des alten China wie des Abendlandes) als Sinnbild für die Verbindung von Kreis bzw. Himmel (Zirkel) und Quadrat bzw. Erde (Winkelmass), d. h. für Vollkommenheit“ (Oesterreicher-Mollwo, 1978, 189).

Reinhold Dosch (1999, 313) meint:

  • Der Winkel ist ein Symbol für das Irdisch-Materielle
  • Das Winkelmass besitzt die Schenkel Recht und Pflicht und mahnt, durch rechtes Tun an sich selbst zu arbeiten
  • Winkelrecht sollen wir durchs Leben gehen, auf Recht, Gerechtigkeit, Gewissenhaftigkeit, Rechtschaffenheit achten
  • Schon im Altertum ist die Kombination von Zirkel und Winkelmass ein Bild des Weltganzen gewesen und „Lambdoma“ genannt worden.

Alfried Lehner (1990, 76) präzisiert zu letzterem: „Das Lambdoma, das von dem Symbolforscher Julius Schwabe einer Weltformel gleichgesetzt wird (1967), bestand aus einem nach unten geöffneten Winkel (gleich dem griechischen Buchstaben lambda), dessen offene Seite durch ein ‚Gnomon’ (= Winkelhaken) abgeschlossen war.“

In Lennings „Allgemeinem Handbuch der Freimaurerei“ (1900-01) heisst es: „Bei den Pythagoräern war das gleichschenklige Winkelmass, der Gnomon, das Mass der Zeit, des Raums und der Zahl.“

Japan: Frühling und Herbst

Weiter weiss Feddersen (1986, 833f) zu berichten, dass in Japan mythische Urkönige Zirkel und Winkel trugen. Der Zirkelträger ist der Urheber des Frühlings (aufsteigendes Leben), der Träger des Richtmasses beherrscht den Herbst (absteigendes Leben).

Bibel, Hellenismus

Schon im Alten Testament wird der Winkel schriftlich erwähnt, allerdings etwas umständlich: Es heisst vom Palast Salomos: „Dies alles war gemacht aus kostbaren Steinen, die nach den Massen von Quadern auf der Innen- und Aussenseite mit der Säge zugeschnitten waren“ (1. Kön. 7-9; ca. 580 v. Chr.). Eine Illustration dazu findet sich in Luthers Septemberbibel (Lennhoff, 1931, vor 33), wobei es offenbar um das musivische Pflaster geht.

In der Kirchengeschichte ist der Winkelhaken Attribut des Apostels Thomas, des Zweiflers (Joh. 14, 1-7; 20, 24-29). „Suchen, Fragen, Finden sind die in ihm personifizierten Eigenschaften. Und darum auch trägt er das Winkelmass in der Hand zum Zeichen, dass er seinen Weg zu Gott gefunden hat“ (Feddersen 1986, 744).

Schliesslich trägt im mediterranen Raum „der alte demiurgische Aequinoktalgott Hermes das Winkelmass als Zeichen der herbstlichen Tag- und Nachtgleiche“ (Feddersen 1986, 834).


Teil II: Mittelalter, Renaissance und Barock

Praktischer Einsatz der Werkzeuge

Gemäss Feddersen (1986, 476, 482, 493) soll auf Grabstelen aus dem 1. und 2. Jahrhundert n. Chr. in den Mittelmeerländern häufig der rechte Winkel mit gegenübergestellten Füssen in einem Quadrat gefunden werden. Auf einigen dieser Stelen steht der Text: „Hier(unter) ruht ein rechtschaffener Handwerker.“

Abgesehen von einigen römischen Reliefs haben wir erst seit etwa 800 einige wenige, seit dem 12. Jahrhundert zahlreiche Darstellungen vom praktischen, nicht symbolischen Umgang mit den Werkzeugen.

Dabei müssen wir unterscheiden zwischen Darstellungen von Allegorien, von Baumeistern und solchen des arbeitenden Volkes (also Steinmetzen und Steinsetzer).

Allegorien, Baumeister, Bauarbeiter

Zuerst zu den Allegorien:

  • Eine Darstellung aus dem „Hortus Deliciarum“ (um 1175-95) zeigt eine der sieben freien Künste, nämlich die Geometria, als Frau mit einem Zirkel und einer Messlatte
  • Gott der Weltenschöpfer (ABaW) mit Winkelmass und Zirkel
  • Hiram mit Winkelmass und Zirkel links von der Rosette des Strassburger Münsters (laut Ernst Meyer-Altona, „Die Sculpturen des Strassburger Münsters, Erster Teil: Die älteren Sculpturen bis 1789“, 1894, findet sich am Nordturm in der obersten Reihe ein Werkmeister mit einem grossen Winkel und ein Diakonus mit einem Buche (ca. 1450)
  • Ein undatierter Holzschnitt zeigt eine „Geometria“ mit dem Zirkel in der linken und dem Winkel in der rechten Hand
  • Das Winkelmass wird häufig als Hippe dargestellt, womit Tod und zeitliche Begrenztheit betont werden (Feddersen 1986, 834)
  • Eine weitere „Geometria“, diesmal ein Mann mit Zirkel, Winkelmass und Spitzhammer am kubischen Würfel, findet sich auf einem Holzschnitt des Quadriviums um 1500
  • Im Symbolbuch von Achille Bocchi von 1555 findet sich eine Frauengestalt (Optik und Mathematik) nicht nur mit Zirkel und Winkelmass, sondern auch mit dem Senkblei, ferner eine Darstellung des Sokrates (Daimon eudaimon) mit Winkelmass und Zirkel vor einem Zeichenbrett.

Nun die Darstellungen von Baumeistern:

  • In einer Miniatur einer Bible Moralisée (um 1250) baut Hiram vor den Augen Salomos den Tempel; hinter ihm steht ein Handwerker mit Axt und Winkelmass
  • Ein König (rechts im Bild) in Begleitung seines Architekten mit Zirkel und Winkelmass, dahinter steht der Bauverwalter (aus dem Leben des St. Alban, um 1250)
  • Der Dombaumeister Bruder Diemar ist mit einem Zirkel abgebildet in der Dominikanerkirche zu Regensburg (Mitte 13. Jh.):
  • König Offa berät mit einem Architekten und einem Beamten über den Bau einer Kirche (um 1300; laut Feddersen, 1986, 845, ist der Architekt Hiram und stammt die Zeichnung aus der Schedelschen Weltchronik von 1493)
  • Auf einer Grabplatte in der Abtei von Croyland finden wir eine Darstellung des „master mason“ William de Wermington mit Winkelmass und Zirkel
  • Werkmeister beim Reissen mit Stechzirkel und Winkel (in einer Handschrift des 15 Jahrhunderts)
  • Der Werkmeister Heinrich Iselin ist mit Winkelmass und Zirkel in einer Holzplastik für das Kloster Weingarten dargestellt (1487)
  • Ein Holzschnitt aus Koehlhoffs Chronik der Stadt Köln (1499) zeigt einen Bauplatz mit mehreren Handwerker; der Baumeister hält das Winkelmass in der Hand
  • Der Baumeister Anton Pilgram hat sich 1513 mehrmals am Stephansdom in Wien bildhaft dargestellt; in der Büste am Fuss der Orgel hält er Zirkel (abgebrochen) und Winkelmass in der Hand (auf dem bekannteren Bild, wo er zum Fenster hinauslehnt, hat er nur den Zirkel in der Hand)
  • Auf der Grabplatte des 1513 in Steyr verstorbenen Bau- und Steinmetzmeisters Wolfgang Tenk hält eine Lehrling im Schurzfell ein Wappenschild, auf dem ein aus den Wolken ragender Arm, im rechten Winkel abgebogen, einen Flächenhammer hält. Darüber wachsen aus den Ornamenten zu beiden Seiten eines Kreuzes je zwei gekrönte Halbfiguren, das Schurzfell umgebunden und Steinmetzwerkzeug (Zirkel, Hammer) in den Händen haltend.

Vom einfachen Volk gibt es weniger Darstellungen. Und dann sind sogar noch häufig Frauen darunter:

  • Wiederum aus dem „Hortus Deliciarum“ (um 1175-95) stammt die Darstellung des Turmbaus zu Babel. Der Mann links auf dem Turm prüft mit dem Lot die Ausrichtung eines soeben versetzten Quaders, der Mann rechts soll ein „Richtscheit“ (also kein Winkelmass?) in der rechten Hand und eine Mörtelkelle in der linken Hand halten
  • Beobachtet von zwei Königen sind Handwerker beschäftigt: ein Handlanger mit einem Stein auf den Schultern und ein Steinmetz, der einen Quader mit dem Winkel kontrolliert (um 1240/50)
  • Vermessung mit Messlatte, Winkel, Zirkel und Schablone in einer Handschrift von 1289
  • Ein Steinmetz, der ebenfalls den Winkel an ein Werkstück anlegt (um 1425) trägt einen Schurz
  • Auf einer mittelalterlichen Miniatur aus den „Grossen Chroniken Frankreichs“ wird beim Bau einer Kirche unter der Regierung Dagoberts I. ein Steinmetz mit Winkelmass gezeigt.

Steinmetzordnungen und Wappen

In der Rochlitzer Steinmetzordnung von 1462/86 sind besondere Strafen für den Steinmetzen festgelegt, wenn er seine Werkzeuge nachlässig benutzt, insbesondere Richtscheit, Schablone und Winkelmass.

Bemerkenswert ist Artikel 18 dieser Ordnung, wonach der Parlier bei Massstab und Winkelmass zu den Heiligen schwören muss, den Meister vor Schaden zu bewahren.

Auf dem Wappen der Londoner Maurer-Gesellschaft von 1472/3 (Naudon, 1982, 32f) ist ein Zirkel abgebildet.

In den Londoner Freemasons Ordinances von 1510 wird beschrieben, dass die Vorsteher der operativen Hütten die Steine auf Länge, Breite, Festigkeit und Art des Materials zu prüfen hatten. Die Prüfung geschah mit der Bleiwaage, mit Zirkel und Winkel. Knoop/ Jones (1968, 250) haben zusätzlich das Bleilot.

Nach 1500: Symbolisch und alchemistisch

In der Neuzeit: werden die Werkzeuge wieder symbolisch, besonders alchemistisch.

Drei Philosophen – drei Grade

Eine Überleitung zur Freimaurerei bietet das Gemälde „Die drei Philosophen“ von Giorgione (um 1508; Lennhoff, 1931, vor 240). Die drei Männer stellen die verschiedenen Lebensalter dar. Gleichzeitig werden die drei Einweihungsstufen eines Mysterienbundes dargestellt. Der Jüngling (der Lehrling) hält Winkelmass und Zirkel. Er ist der Ausführende des symbolischen Gedankenbaus. Der Mann in der Mitte des Lebens (Geselle) ist der Initiator; er leitet den Bau. Der Greis (Meister) hält den Bauplan (eine Pergamentrolle?; siehe auch Lennhoff/Posner, 1932, Sp. 607-608, 1470f, 392).

Ludwig Keller (1910, 52) meint, die drei Kupferstiche von Albrecht Dürer, :die unter dem Namen der „Drei Temperamente“ bekannt geworden sind, :symbolisierten den „geistigen Inhalt der drei Grade, wie sie innerhalb der :Brüderschaft, der Dürer angehörte, bearbeitet zu werden pflegten“.

Auf dem Bild J – die bekannte „Melancholia“ (1514; Lennhoff, 1931, vor dem Titel) - hält die symbolisierte „Kunst“, welche die Krone trägt, den geöffneten Zirkel in der Hand, und zwar über einem geschlossenen Buch. Zu Füssen der Frau liegt die Kugel und ein Massstab oder Lineal.

Alexander Roob (1996, 203) ergänzt: „Der Schmelztiegel (Crucibile) am linken Bildrand verweist auf einen christlichen Läuterungsweg, der mit Hilfe der Dreiheit aus subtilstem Geist (Ikosaeder: Quintessenz), reinem Körper (Lamm) und unbefleckter Seele (weisse Kugel) über die Siebenstufige Leiter der Sublimation zum Erfolg führt. Das Zahlenquadrat über dem Engel soll die heilsamen jupiterischen Influenzien herabziehen.“

Lennhoff/Posner (1932, Sp. 1471, 392) berichten, dass in diesem Bild ein klassisches Beispiel von „Geheimbundsymbolik“ erblickt werde.

Hundert Jahre später hat William Shakespeare in manchen Theaterstücken zahlreiche Anspielungen auf die Freimaurerei gemacht:

http://www.sirbacon.org/dodd.html

http://www.sirbacon.org/mcompeer.htm

http://www.sirbacon.org/Dawkinsfrmsnry.htm

Es gibt Forscher, welche den „Sturm“ (1610) als freimaurerisches Stück :betrachten. Insbesondere kommen darin bereits die drei Grade der maurerischen :Laufbahn, aber auch die Ermordung Hirams vor.

Anthropos, Rebis und Gott-Vater

In einem Basler Druck (1560) der „Philosophia naturalis“ von Albertus Magnus ist auf einer alchemistischen Illustration ein „anthropos“ (Mensch“) dargestellt als „anima mundi“, umgeben von Waage und Urne, Winkelmass, Zirkel und Massstab (Jung, 1972, 273; Feddersen, 1986, 500).

Am bekanntesten ist die Darstellung des Doppelwesens Rebis aus einem um 1620 erschienen alchemistischen Buch (Jung, 1972, 426; Feddersen, 1986, 501; Biedermann, 1988, 136; Roob, 1996, 494). Es wird oft seitenverkehrt abgebildet. Das erkennt man am Schriftzug auf der Brust des androgynen Wesens.

Eine Beschreibung lautet:

“Unten ist die Weltkugel, die Flügel hat, also durch Zeit und Raum fliegt. Auf ihr sieht man die Zeichen der Vierheit und Dreiheit, das Quadrat und das Dreieck – wohl Sinnbilder der Materie und auch des in dieser verborgenen feurigen, nach oben strebenden Lebens.

Auf der Erde ruht der fliegende Drache mit dem geflügelten Schlangenkörper, wohl wiederum das Symbol für die Ewigkeit und damit für den ewigen Kreislauf der Kräfte der Welt:

Auf ihm steht das siegreiche Doppelwesen Rebis (res bina), das in sich alle Planetenkräfte aufnimmt und gleichzeitig Zirkel und Winkelmass, diese Instrumente des Verständnisses der Gesetze der Welt (und ihrer Anwendung) in den Händen hält.

Das Wesen der Eingeweihten hat gleichzeitig einen männlichen und einen weiblichen Kopf: Es ist hier sicher der gleiche Grundgedanke, der uns auf alchimistischen Bildern sehr häufig Mann und Frau zeigt, wie sie einträchtig am „Grossen Werk“ zusammenarbeiten“ (Bauer 1980, 333-334).

Eine Darstellung aus dem Jahre 1618 zeigt eine „Allegorie der Gerechtigkeit als Gott-Vater auf dem Weltkreis sitzend. Dieses wird durch die Werkzeuge Zirkel und Wasserwaage in der rechten und Winkelmass und Massstab in der linken Hand betont“ (Feddersen, 1986, 502).

Wenn man John Miltons „Poems“ in der Ausgabe von 1645 aufschlägt, sieht man auf dem Titelbild die Gestalt der Urania, die einen Zirkel in der Hand hält, und das Bild Eratos mit dem Winkelmass (Keller, 1910, 30).

Mystische Monogramme oder Winkelhaken

Eine ganze Reihe von bildlichen Darstellungen aus der Zeit von 1500-1700 hat Ludwig Keller (1910) vorgestellt.

Er fasst bereits Zeichen, die aus zwei übereinander geschriebenen Grossbuchstaben, nämlich A und V, bestehen als sogenannten „Winkelhaken“.

Es handelt sich um sog. „mystische Monogramme“. Sie kommen vor etwa bei

  • Conrad Celtis (ca. 1508, auf dem Sterbebild, von Hans Burgkmaier)
  • Cornelius Agrippa (1510, in “Operum Partes II, S. 178)
  • Giordano Bruno (1582, in “De umbris idearum”, 2. Teil “Ars Memoriae”)
  • Prinz Ruprecht von der Pfalz (1661, auf einem Schabkunstblatt)
  • Jan Amos Comenius (1665, in “Lux e Tenebris”)
  • Conrad von Hövel (in „Candorins deutscher Zimber-Swan“1667).

Solche kommen auch in den Protokollen der Loge von Edinburgh 1600 vor.

Keller (7, 39, 55) behauptet, der Gebrauch von Winkelhaken drücke aus, dass jemand ein „ordentliches Mitglied“ einer Loge sei und drücke in Geheimschrift das Wort „Loge“ (Venerabilis Loggia) aus (41).

Eine erste zeichnerische Darstellung des Zirkels über dem Winkelmass findet sich auf einem Titelkupfer der „Mythologiae Christianae“ von Valentin Andreae aus dem Jahre 1618. Dazu: Pentagramm, musivisches Pflaster, Tafel mit heiligen Zahlen, Beil (oder Hammer), Grabscheit (oder Kelle) und Globus (23f).

Auf einem vielleicht von 1670 stammenden Abzeichen der Hauptloge „Indissolubilis“ (oder Zum Kreuz) findet sich ebenfalls der Winkelhaken (7f). Ganz ähnlich schliesslich auf zwei ca. 10 Zentimeter hohen Kleinodien (Schilden, Medaillons) aus den Jahren 1717 und 1718 (36f).

Weitere Darstellungen von Winkelmass und Zirkel rautenförmig übereinandergelegt finden sich

  • auf zahlreichen Wappen von Vereinigungen der Steinmetzen in Deutschland, z. B. für das Amt der Steinhauer in Hamburg, 1647, und für das Amt der Steinhauer in Reval, 1696, ferner für Linz und Magdeburg (beide undatiert; Schottner, 1992, Anhang 24)
  • auf der Rückenlehne eines Meisterstuhls aus dem Jahre 1683 (Peuckert, 1997, 604)
  • im „Nouveau Catéchisme des Francs-Maçons“ von 1749 (Düriegl/ Winkler, 1992/93, 120, haben – wohl anhand von Wolfstiegs Bibliographie – fälschlicherweise 1743)
  • fünfmal auf der sog. Kirkwall-Rolle (um 1765).

Eine Abwandlung als Buchdruckerzeichen findet sich bei Petrus Lucius (ab 1622). Unter der Sonne mit dem Namen Jehova findet sich der nach unten geöffnete Zirkel mit drei Rosen, die wie ein Winkelmass angeordnet sind, also zwei neben den Schenkeln, die dritte weiter unten dazwischen. Lucius soll der Loge „Zu den drei Rosen“ angehört haben.

Eine weitere interessante Abart ist ein Zirkel mit drei Schenkeln, die auf einem rechtwinkligen Dreieck stehen. Kein geringerer als Galileo Galilei hat es 1629 in ein Stammbuch von Johann Friedrich Weiss eingetragen. Es gibt auch ein Bild von 1651 (36, 22).

Auf einem Lehrbild im Werk „Die zwölf Schlüssel der Philosophie“ (1660) trägt ein Mann zwei Winkel, parallel, in der rechten Hand (Keller, 1912, 33). Bei Alexander Roob (1996, 370) ist dasselbe Bild seitenverkehrt abgebildet und dem „Viridarium chymicum“ von Stolcenberg (Frankfurt 1624) zugeschrieben. Hier sieht es allerdings aus, als halte der Zauberer die Feuerzange eines Chemikers in der Hand.

Lose Darstellungen von Winkelmass und Zirkel mit Buch

Das „Buch“ als Ergänzung zu Winkelmass und Zirkel taucht ebenfalls bereits sehr früh auf.

Schon fast wie ein Freimaurer sieht der Baumeister mit Winkelmass, Zirkel, Lot und dem Buch auf einem Holzschnitt von Jost Ammann (1536; Bauer, 1989, 488; Binder 1998, 16; Biedermann, 1988, 17) aus. Feddersen (1986, 483) phantasiert dazu: „In der Hand trägt er rechts eines der damals häufigen Werke über die Baukunst, die auf den alten Lehrbüchern der Antike basierten. Die Darstellung zeigt nicht nur den Baumeister als Mann des Werkens, sondern stellt in der damaligen Zeit, wie früher und später, das Symbol spekulativen Denkens dar, welches im Symbol des Salomonischen Tempels ein Ziel menschlicher und irdischer Vollendung sah.“

Ein quadratischer Bildteppich - vielleicht ein Tapis - des Schweizer Alchemisten Leonhard Thurneysser von 1578 zeigt allerlei Werkzeuge von Steinmetzen und anderen Handwerkern zwischen zwei Säulen. Auf der einen steht „Zeit bringt Ehrenpreis“, auf der andern „Festina lente“. Am Fuss der rechten Säule sieht man unter anderem Globus, Zirkel, Buch und Waage; ferner die Embleme des Ordens vom Heiligen Grab zu Jerusalem und des Katharinen-Ordens vom Berge Sinai, denen Thurneysser vielleicht angehörte. Eine Frauenfigur sitzt auf einem Löwen.

Auf ein ähnliches Bild wie der weiter oben erwähnte Rebis, nämlich das Titelkupfer der Schrift „Rhythmomachia“ (von Gustavus Selenus, 1616) weist Keller (1910, 57f) hin. Hier hält Pythagoras im rechten Arm ein Buch, in der Linken Winkelmass und Zirkel.

In einem sog. „Stammbuch“ ist mit Datum von 1617 unter einigen Versen ein Ritter gemalt, der in der linken Hand ein Füllhorn, in der rechten eine Lanze mit wehender Fahne hält. „Diese Fahne enthält die Zeichen, unter denen der Ritter gekämpft und gesiegt hat: das Bild eines Buchs, auf dessen Deckel das Wort Philosophia steht, das Winkelmass, der Zirkel und der Globus“ (35).

Ab 1640 wimmelt es nur so von Darstellungen.

Dosch weiss zu berichten, dass bei den Humanistenbünden das Winkelmass das gemeinsame Kennzeichen gewesen sei (1999, 313).

Im „reichen Schatze von Lehrbildern der Sozietät zu den drei Palmen“ („Dreiständige Sinnbilder“ 1643) gibt es (31) einen Kupferstich unter der Überschrift „Hier gilt doch die Kunst“. Auf ihm sieht man „einen nach unten geöffneten Zirkel, ein Winkelmass, ein Buch, das von einem Engel getragen und dadurch als heiliges Buch gekennzeichnet wird“, ferner liegt auf dem Boden ein Globus und ein Bauriss.

Auf dem Umschlag des 1644 erschienenen Buches „Pansophia“ (1644) des grossen böhmischen Pädagogen Jan Amos Comenius liegen vor einer „königlichen Frauengestalt“ - Keller (26) nennt sie Weisheit - am Boden mehrere Gegenstände, darunter ein Buch, das Winkelmass und ein nach unten geöffneter Zirkel (Lennhoff/ Posner, 1932, Sp. 291). Comenius verdankt die Freimaurerei sowohl die Humanitätsidee wie die Lichtsymbolik (Sp. 1182).

Auf dem Titelkupfer des „Poetischen Schauplatzes“ von Johann Rist (1646) sieht man rechts von der Gestalt der Himmelskönigin Bibel (Buchrolle), Winkelmass und geöffneten Zirkel und dazwischen den Globus (25; Lennhoff/ Posner, 1932, 1471).

Auch auf einem Bild aus dem „Teutschen Palmbaum“ (1647) sowie aus dem „Neu-sprossenden Palmbaum“ (1668) kommen Zirkel, Globus, Winkelmass und Buch wieder vor (21f).

Schliesslich finden sich Winkelmass, Zirkel und Buch nebst vielen anderen Symbolen auf 12 Schilden neben dem Bildnis eines Nürnberger „Singers“ von 1697 (56).

Stammt das Bild des ersten Freimaurers aus Zürich?

Auf dem Titelblatt der in Zürich 1721-1724 erscheinenden gelehrten Zeitschrift „Discourse der Mahlern“ ist bereits die Gestalt eines Maurers zu sehen, der Schurzfell, Hammer und Richtscheit trägt (Fischer, 1982, 200-201). Hinter dieser Zeitschrift standen die Freimaurer.

Wenn man die kleine Titelvignette genau anschaut, steht die kleine Figur etwas schlampig da, vor allem im Kontrast zu der vornehmen Gestalt mit Halskrause im Vordergrund. Da der „Maurer“ weder Winkelmass noch Zirkel trägt, sondern einen Hammer zum Ausziehen von Nägeln am Gürtel, könnte es sich auch um einen Zimmermann handeln. Der Schurz reicht ihm bis unter die Knie, und das „Richtscheit“ trägt er wie eine Keule auf der rechten Schulter ...


Literatur

  • Wolfgang Bauer: Lexikon der Symbole. Wiesbaden: Fourier 1980; unzählige Aufl. bis 2004.
  • Daniel Béresniak: Symboles des Franc-Maçons. Paris: Editions Assouline 1997;
    dt.: Symbole der Freimaurer. Wien: Brandstätter 1998;
    engl.: Symbols of Freemasonry. Paris: Assouline 1997 (printed in Italy); New York: Assouline 2000.
  • Hans Biedermann: Das verlorene Meisterwort. Bausteine zu einer Kultur- und Geistesgeschichte des Freimaurertums. Graz: Böhlaus Nachfolger 1986; Heyne Taschenbuch 1988.
  • Hans Biedermann: Knaurs Lexikon der Symbole. München: Droemer Knaur 1989; Neuausgabe 2000.
  • Dieter A. Binder: Die diskrete Gesellschaft. Geschichte und Symbolik der Freimaurer. Graz: Styria Edition Kaleidoskop 1988, 2. Aufl. 1995;
    als Herder Taschenbuch u. d. T.: Die Freimaurer, 1998, 2. Aufl. 2000.
  • Reinhold Dosch: Deutsches Freimaurer-Lexikon. Bonn: Die Bauhütte 1999.
  • Günter Düriegel, Susanne Winkler (Hrsg.) Freimaurer. Solange die Welt besteht. 165. Sonderausstellung des Historischen Museums der Stadt Wien, 18.9.1992-10.1.1993. Wien.
  • Klaus C. F. Feddersen: Die Arbeitstafel in der Freimaurerei. Band II: Die Symbolik der Arbeitstafel. (1231 Seiten). Quellenkundliche Arbeit No. 22 der Forschungsloge Quatuor Coronati No. 808, Bayreuth 1986.
  • Michael W. Fischer: Die Aufklärung und ihr Gegenteil. Die Rolle der Geheimbünde in Wissenschaft und Politik. Habil.-Schrift. Univ. Salzburg 1981; Berlin: Duncker & Humblot 1982.
  • C. G. Jung: Psychologie und Alchemie. 1944; neu als Gesammelte Werke, Bd. 12, Olten: Walter 1972.
  • Ludwig Keller: Bibel, Winkelmass und Zirkel. Studien zur Symbolik der Humanitätslehre. Jena: Diederichs 1910.
  • Ludwig Keller: Akademien, Logen und Kammern des 17. Und 18. Jahrhunderts. Jena: Diederichs 1912.
  • Douglas Knoop, Gwilym P. Jones: The Genesis of Freemasonry. 1948;
    dt.: Die Genesis der Freimaurerei. Bayreuth: Quatuor Coronati 1968.
  • Marie E. P. König: Unsere Vergangenheit ist älter. Höhlenkult Alt-Europas. Frankfurt am Main: S. Fischer 1980.
  • Alfried Lehner: Die Esoterik der Freimaurer. Gerabronn und Crailsheim: Hohenloher Druck- und Verlagshaus 1990, 4. Aufl. 1997.
  • Eugen Lennhoff: Die Freimaurer. Geschichte, Wesen, Wirken und Geheimnis der Königlichen Kunst. Zürich: Amalthea-Verlag 1929; Wien: Phaidon-Verlag 1931; Nachdrucke Wien: Löcker 1981; Wien: Lechner 1988; Bayreuth: Gondrom 1988;
    engl.: The freemasons. The history, nature, development and secret of the royal art. London: Methuen 1934.
  • Eugen Lennhoff, Oskar Posner: Internationales Freimaurer-Lexikon. Wien 1932; unveränderte Nachdrucke, Wien: Amalthea-Verlag bis 1992.
  • Paul Naudon: Histoire générale de la Franc-Maçonnerie. 1981;
    dt.: Geschichte der Freimaurerei. Fribourg: Office du Livre/ Frankfurt: Ullstein, Propyläen 1982.
  • Hans Nevermann: Maurerische Symbole im Alten China. Quatuor Coronati Jahrbuch 1977, Nr. 14, 141-146.
  • Marianne Oesterreicher-Mollwo: Herder Lexikon: Symbole. Freiburg i. Br. 1978; 7. Aufl. 2000.
  • Will-Erich Peuckert: Geheimkulte. Heidelberg: Pfeffer 1951 (635 Seiten); Reprint Hildesheim: Olms 1988; ungekürzte Taschenbuchausgabe München: Heyne 1997.
  • Marc Roberts: Das neue Lexikon der Esoterik. Wien: Zsolnay 1993; Taschenbuchausgabe München: Goldmann 1995.
  • Alexander Roob: Alchemie und Mystik. Taschen 1996.
  • Alfred Schottner: Das Brauchtum der Steinmetzen in den spätmittelalterlichen Bauhütten und dessen Fortleben und Wandel bis zur heutigen Zeit. Diss. Universität Münster 1991; Münster, Hamburg: Lit 1992, 2. Aufl. 1994.
  • Otto Stöber: Drudenfuss-Monographie. Linz: Stadt-Verlag 1981.


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