Angelo Soliman: Unterschied zwischen den Versionen

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Der Afrikaner Angelo Soliman (um 1721-96), stand nach seinem Tod zehn Jahre lang ausgestopft im kaiserlichen [[Naturalienkabinett]] in Wien. Nach neueren Forschungen hat er seine Haut für dieses auf den ersten Blick rassistische Ausstellungskonzept wohl selbst gespendet.  
 
Der Afrikaner Angelo Soliman (um 1721-96), stand nach seinem Tod zehn Jahre lang ausgestopft im kaiserlichen [[Naturalienkabinett]] in Wien. Nach neueren Forschungen hat er seine Haut für dieses auf den ersten Blick rassistische Ausstellungskonzept wohl selbst gespendet.  

Version vom 24. November 2020, 15:56 Uhr

Quelle: Wien Museum
Angelo Solimann dreidimensional im österreichischen Freimaurermuseum Rosenau.
Z&M Logo Web.jpg
Von Oktober 2011 bis Januar 2012 widmete das Wienmuseum Angelo Soliman eine Ausstellung: "Die Geschichte des 'fürstlichen Hofmohren' Angelo Soliman ist Teil der Wiener Stadtmythologie, nicht zuletzt durch die Schändung und Präparierung seiner Leiche für das kaiserliche Naturalienkabinett: Ein Mann mit außergewöhnlicher Karriere im aufgeklärten Wien wurde im Museum als halbnackter 'Wilder' mit Federn und Muschelkette präsentiert. ... Soliman ist der erste nichteuropäische Zuwanderer in Wien, dessen Leben ausreichend dokumentiert ist, um ihn als Person zu erschließen. Doch die Grenze zwischen belegbaren Fakten und anekdotischer Überlieferung sind fließend. Soliman bleibt Projektionsfläche, je nach Perspektive der Betrachtung: Er ist Kuriosum und erfolgreicher Migrant, ewiger Sklave und bürgerlicher Aufsteiger, Vorbild und Märtyrer. In seiner Biografie sind Emanzipation und Zwangsassimilierung eng miteinander verwoben."
Seit 2013 ehrt Wien Angelo Soliman mit einem "Weg": genau genommen eine Unterführung vom 3. Wiener Gemeindebezirk zum Spazierweg am Donaukanal. Nicht zuletzt durch die gestiegene Sensibilität in Sachen Rassismus sind Angelo Soliman und sein Schicksal wieder stärker ins Bewusstsein der Wiener gerückt.
Der bekannte österreichische Dramatiker Felix Mitterer hat im Jahr 2020 über Angelo Soliman einen Roman herausgebracht.
Offizielle Briefmarke zum Mozart-Jahr 2006 (250. Geburtstag) als Teil eines Motiv-Blocks.
1796: Kopfabguss des verstorbenen Soliman

Angelo Soliman
Der ausgestopfte Freimaurer

Der Afrikaner Angelo Soliman (um 1721-96), stand nach seinem Tod zehn Jahre lang ausgestopft im kaiserlichen Naturalienkabinett in Wien. Nach neueren Forschungen hat er seine Haut für dieses auf den ersten Blick rassistische Ausstellungskonzept wohl selbst gespendet.

Soliman war mit Mozart befreundet und Mitglied der Wiener Freimaurer-Loge Zur wahren Eintracht. Er diente als "Hofmohr" bei Fürst Wenzel von Liechtenstein.

1781 wurde Angelo Soliman auf Empfehlung seines Freundes Ignaz von Born (Mitglied des Illuminatenordens) in die Loge aufgenommen. Soliman wirkte als vorbereitender Bruder im Beamtenrat der Loge.

Er starb 1796 durch einen Schlaganfall auf offener Straße. Kaiser Franz II. äußerte den Wunsch, die "Schönheit seiner feingeschnittenen Gesichtszüge und die Zartheit und Ebenmäßigkeit seines Baus" für die Nachwelt zu erhalten. Und so wurde Soliman ausgestopft und im Kaiserlichen Naturalienkabinett ausgestellt.

Mit der Präparation wurde der Bildhauer Franz Thaller beauftragt. Wenige Stunden nach Solimans Tod nahm der Künstler vom Leichnam einen Gipsabguß, veranlasste dann die Überführung in die Wagenremise der k. u. k. Hofbibliothek. Dort häutete er Soliman und gerbte dessen Haut. In tragender Funktion wurde eine Holzpuppe verwendet, auf welche die präparierte Haut gezogen wurde. Die konservatorischen Errungenschaften eines Gunther von Hagens waren damals noch unbekannt, wenngleich die Zielsetzung eine ganz ähnliche war.

Die Überreste Angelo Solimans wurden auf dem Währinger Friedhof beigesetzt.

Ein Wiener Schicksal zu Mozarts Zeiten

Ein Artikel im Mitgliedermagazin der Großloge von Österreich ZEIT&MASS von Rudi Rabe. Grundlage sind die Mitteilungen der Internationalen Stiftung Mozarteum 50, (2002) Heft 3/4.

Dialektik der Aufklärung: Ein als Sklave nach Europa verschleppter Afrikaner steigt im Wien des aufgeklärten 18. Jahrhunderts zu höchsten Ehren auf; in eine Eliteloge wird er aufgenommen und in fürstlichen Familien in hohen Positionen beschäftigt. Triumph der Aufklärung! Doch nach seinem Tod wird er gehäutet, ausgestopft und in der kaiserlichen Naturaliensammlung als 'Wilder' zur Schau gestellt. Eine Verhöhnung der Aufklärung!

Welchen Namen ihm seine Eltern gaben, als er um 1721 im heutigen Nigeria zu Welt kam, wissen wir nicht. Vielleicht vergaß er diesen bald selbst, nachdem er als kleiner Bub von Sklavenhändlern geraubt und dann als nicht einmal Zehnjähriger an eine Marquise in Messina verkauft wurde. Diese nannte ihn Angelo. Sie ließ ihn taufen und zog ihn auf; bis sie ihn schließlich an den Fürsten Lobkowitz weiter reichte, den Kommandeur der kaiserlichen Truppen in Sizilien.

'Hofmohren' waren damals begehrt an Königs- und Fürstenhöfen: als Prestigeobjekte, als Spielgefährten des adeligen Nachwuchses, als Hausoffiziere, einfache Bedienstete und Reisebegleiter. Angelo Soliman eignete sich dafür besonders gut: Er war eine herausragende Erscheinung, hochgebildet und sechssprachig.

Seine Karriere in Stichworten

Jahrelanges Herumziehen mit General Lobkowitz in halb Europa bis dieser starb. Im Testament hatte er Angelo Soliman an Fürst Wenzel von Liechtenstein vermacht. Angelo wurde dessen prächtig ausstaffierter Reisebegleiter. Nach Wenzels Tod erreichte Solimans Karriere ihren Höhepunkt: Hausoffizier und Erzieher bei Fürst Franz Joseph von Liechtenstein in Wien. Jahresgehalt stattliche 600 Gulden und ein kleiner Pensionsanspruch. Außerdem Heirat mit der Witwe Magdalena. 1772 wurde er als gut Fünfzigjähriger Vater von Josepha.

Angelo Soliman als Freimaurer

Als Soliman 1781 'Zur wahren Eintracht' stieß, nachdem er vorher schon in einer uns heute nicht mehr bekannten Loge aufgenommen worden war, erlebte die Freimaurerei in Wien eine Hochblüte. Und nicht nur das: Die 'wahre Eintracht' war so etwas wie eine Prominentenloge. Angelo Soliman muss dort mehrmals Mozart getroffen haben. Und er selbst war Bürge des kaiserlich-königlichen Hofrats Ignaz von Born, der die Freimaurerei in Wien bald in herausragender Weise prägen sollte. Von Born beeindruckte auch Mozart sehr: Er nahm ihn als Vorbild für den Sarastro in der Zauberflöte.

Angelos Tod und die Schande danach

In seinem letzten Lebensjahrzehnt war Soliman Witwer. Mit seiner Tochter lebte er jetzt zurückgezogen von seiner kleinen Pension unter dem Dach des gnädigen Fürsten. 1796 starb er. Im Sterberegister der Wiener Schottenpfarre heißt es für den 21. November: „2 Uhr mittags, Angelo Soliman fürstlich liechtensteinischer Pensionär, 75 Jahre, an Schlagfluss.“

Was nach seinem Tod geschah, stellte die offizielle kaiserliche Geschichtsschreibung in einem Bericht der Akademie der Wissenschaften Jahrzehnte später so dar: „Am 21. November 1796 starb zu Wien in seinem 75. Lebensjahre Angelo Soliman, ein Neger aus dem Stamme der Galla’s und seit vielen Jahren ein in der Residenz allgemein bekannte, aber auch geschätzte und sehr geachtete Persönlichkeit. Die Schönheit seiner fein geschnittenen Gesichtszüge, sowie auch die Zartheit und Ebenmäßigkeit seines Baues, welche sich bis in das späteste Greisenalter in wunderbarer Weise erhalten hatte, erregten in dem Kaiser den Wunsch, denselben auch der späteren Zukunft zu erhalten und durch einen Künstlicher auf die sorgfältigste Weise präparieren zu lassen, um ihm einen Platz in seinen neugegründeten Museum zuzuweisen. Die Familie Soliman’s … willigte in jenes Begehren und der Bildhauer Franz Thaller … übernahm die Präparation, welche im Hofe des k.k. Hofbibliothek-Gebäudes in einer Wagenremise vorgenommen wurde. Seine Leistung übertraf auch jede Erwartung, denn Gestalt sowohl als Gesichtszüge waren ein getreues Abbild des lebenden Originals, von welchem Thaller unmittelbar nach dem Tode einen Gypsabguß abgenommen hatte.

Angelo Soliman war in stehender Stellung mit zurückgerücktem rechten Fuße und vorgestreckter linker Hand dargestellt, mit einem Federgürtel um die Lenden und einer Federkrone auf dem Haupte, die beide aus rothen, weißen und blauen, abwechselnd aneinander gereihten Straußenfedern zusammengesetzt waren. Arme und Beine waren mit einer Schnur weißer Glasperlen geziert und eine breite aus gelblichweißen Münz-Porcellanschnecken zierlich geflochtene Halskette hing tief bis an die Brust herab.“

Kaiserlich-königliche Lügen

Was die zitierte Einwilligung der Familie in „das Begehren“ des Kaisers betrifft, deckten spätere Nachforschungen auf, dass das Gegenteil wahr ist. Angelo Solimans Tochter hatte sofort Eingaben an die zuständigen Stellen gemacht, und diese ihre Petition mit folgendem Begleittext an die Obrigkeit weitergegeben: „Angeschlossen die Bittschrift der Josepha Soliman, womit der Leichnam ihres Vaters … und in specie die Haut desselben um ihn ordnungsmäßig zur Erde zu bestatten, ausgefolget, und derentwillen das Behörige erlassen werde, mit dem Ersuchen, dieser billigen Bitte zu willfahren.“

Diese und andere Eingaben waren erfolglos. Zu stark war der Wille des Kaisers, seine Sammlung ausgestopfter exotischer Tiere mit einem 'Wilden' zu vervollständigen. Zehn Jahre später erbarmte sich ein neuer Direktor der Hofbibliothek Angelo Solimans und ließ ihn auf den Dachboden bringen. Dieser wurde mehr als vier Jahrzehnte später in den Revolutionskämpfen 1848 in Brand geschossen. Die Sammlung fing Feuer, und so wurden die sterblichen Überreste Angelo Solimans ein halbes Jahrhundert nach seinem Tod schließlich doch noch eingeäschert.

Und wo blieben Angelos Brüder?

Es gab sie nicht mehr. Die aufklärungsfeindliche Despotie war zurückgekehrt. Die kurze Blüte der österreichischen Freimaurer war im Todesjahr Angelo Solimans schon wieder vorbei. Die ersten Einschränkungen gab es schon zehn Jahr vorher unter Josef II., aber Franz II. machte dann tabula rasa: Die Freimaurer wurden immer mehr unter Druck gesetzt, dann zur Selbstauflösung gezwungen, und schließlich ein Jahr vor Angelos Tod in einem ‚Kriminalpatent‘ als Staatsverbrecher bezeichnet und verboten.

Auch sonst sind keine Proteste überliefert. Nur ein unsinniger Artikel in der 'Grätzer Zeitung' (Graz) setzte noch eins drauf: „In der verflossenen Woche sollte der verstorbene Mohr Angelo Salemann ausgegraben und für das Naturalienkabinett, seiner Schönheit wegen, ausgeschoppt werden. Die Grube wurde zu diesem Zweck aufgegraben … und kein Angelo mehr gefunden. Wahrscheinlich ward der Todtengräber von irgendeinem Wundarzt bestochen, dass er ihm die Leiche … ausfolgen ließ. Er wurde darüber zur Rede gestellt, allein er blieb standhaft dabey, dass er den Mohren seit seiner Beerdigung nicht gesehen habe, mit dem Beysatz, dass er vielleicht auferstanden seyn müsse. Das Weib des Todtengräbers sagte aus, sie hätte den Schwarzen, mit zwei Fackeln in der Hand, zur Mitternachtszeit über die Gottesacker-Mauer springen sehen.“

Der Wiener Hof reagierte ungnädig. Dem Gouverneur in Graz wurde befohlen, den Redakteur 24 Stunden einzusperren.

Angelo Soliman

Quelle: Wikipedia, Artikel dort: „Angelo Soliman“

Angelo Soliman stammte vermutlich aus dem Volk der Kanuri und dessen Stamm der Magumi Kanuri. Nach der Vernichtung seines Stammes durch kriegerische Auseinandersetzungen fiel er in die Hände der Sieger, die ihn gegen ein Pferd an Europäer eintauschten. In einer Kolonie in Afrika hütete er Kamele. Hier gab man ihm den Namen André. Mit zehn Jahren wurde er nach Messina durch den Ehemann einer reichen Dame freigekauft. Sie sorgte für seine Erziehung. Aus Zuneigung zu einer Dienerin Angelina nahm er den Namen Angelo an. Den Nachnamen Soliman fügte man hinzu. An einem 11. September wurde er getauft. Diesen Tag feierte er später als seinen Geburtstag. Nach mehrfacher Anfrage wurde er um 1734 dem Fürsten Johann Georg Christian von Lobkowitz geschenkt, der ihn als Kammerdiener, Soldat und Reisebegleiter einsetzte. In einer Schlacht rettete Soliman ihm das Leben, was wesentlich für seine künftige soziale Stellung verantwortlich gewesen sein dürfte. Nach Lobkowitz' Tod kam Soliman 1753 zu Fürst Wenzel von Liechtenstein und stieg dort zum Chef der Dienerschaft auf. Kaiser Josef II. schätzte Soliman als Gesellschafter, Franz Moritz Graf von Lacy war mit ihm befreundet.

Heirat

Ohne Wissen des Fürsten heiratete er am 6. Februar 1768 die Witwe Magdalena geborene von Kellermann, verwitwet Christiani. Liechtenstein wünschte Eheschließungen seiner Dienerschaft nicht. Er wollte damit spätere „Versorgungslasten“ seines Hofes für die Hinterbliebenen vermeiden. Durch eine Indiskretion Josefs II. erfuhr er jedoch von der Heirat und entließ Soliman fristlos.

Am 18. Dezember 1772 wurde seine Tochter Josephine (gest. 1801 in Krakau) geboren. Sie heiratete 1797 den damaligen Militäringenieur Ernst von Feuchtersleben. Ihr 1798 geborener Sohn Eduard von Feuchtersleben studierte später Bergbauwissenschaft und wurde Sudhüttenmeister in Bad Aussee. Er schrieb in jüngeren Jahren reizvolle Reiseberichte im romantischen Geist. Im Jahr 1773 stellte der neue Fürst, Franz Josef von Liechtenstein, Soliman erneut als Prinzenerzieher ein. Damit sollte die Ungerechtigkeit seines Vorgängers (und Onkels) gutgemacht werden.

Zur wahren Eintracht

1781 wurde Soliman in die Freimaurerloge Zur wahren Eintracht in Wien aufgenommen. Soliman war mit dem Mineralogen, Schriftsteller und Freimaurer Ignaz von Born befreundet, der auf Solimans Empfehlung sich derselben Loge anschloss. Als Born kurz darauf Meister vom Stuhl wurde, übernahm Soliman zunächst das Amt des Vorbereitenden Bruders, später das des Vize-Zeremonienmeisters.

Aus diesem Kreis pflegte Soliman seit 1786 eine Freundschaft mit dem ungarischen Nationaldichter Ferenc Kazinczy (1759-1831).

Präparation

Nach seinem Tod durch Schlaganfall im Jahr 1796 fertigte der Bildhauer Franz Thaler einen Gipsabdruck von Solimans Kopf. Die Eingeweide wurden begraben, seine Haut wurde präpariert und bis 1806 im Kaiserlichen Naturalienkabinett ausgestellt.

Ob Soliman seine Haut auf Anregung aus seinem Freundeskreis prominenter Naturwissenschaftler selbst der Wissenschaft vermacht haben könnte, ist stark umstritten (pro: Monika Firla, Hans Escher, Victoria Moritz, Christian Reiter; contra: Walter Sauer, Iris Wigger, Katrin Klein, Verena Moritz[2]). Seine Tochter Josefine protestierte gegen die Ausstellung ihres toten Vaters als rare Kuriosität und bemühte sich vergeblich um die Rückgabe und christliche Bestattung der Leichenteile.

Während des Wiener Oktoberaufstandes 1848 verbrannte Solimans mumifizierte Körperhülle. Solimans Gipsbüste steht heute im Rollettmuseum der Stadtgemeinde Baden bei Wien als Teil einer Dauerausstellung.

Angelo Soliman bei Lennhoff-Posner)

Quelle: Internationales Freimaurer-Lexikon von Eugen Lennhoff und Oskar Posner (1932)

ein Neger aus dem Stamme der Galla, kam als Leibmohr in den Besitz des Fürsten Lobkowitz in Wien, der ihn später testamentarisch dem Fürsten Liechtenstein vermachte. Er genoß die Rechte eines freien Mannes, war auch ein besonderer Liebling Kaiser Josephs II. Er sprach und schrieb geläufig deutsch, italienisch und französisch und war auch der tschechischen und lateinischen Sprache mächtig. Er verheiratete sich mit einer Frau von Christiani, mit der er eine Tochter hatte, die den Hofrat Freiherrn von Feuchtersleben heiratete, und war so der Großvater des Dichters Ernst Freiherr v. Feuchtersleben.

Soliman war Mitglied der Wiener Loge "Zur wahren Eintracht", der er den Freiherrn v. Born (s. d.) zugeführt. Er starb im Alter von 70 Jahren, 1796. Über Wunsch des Kaisers Franz II. wurde er trotz lebhaften, durch ein energisches Schreiben des Erzbischofs von Wien unterstützten Protestes der Familie, der man die Leiche abgelistet hatte, von dem Bildhauer Franz Thaler abgehäutet, ausgestopft und den kaiserlichen Sammlungen als Repräsentant des Menschengeschlechtes einverleibt, wo er in Gesellschaft eines Wasserschweines und mehrerer Sumpfvögel der frivolen Neugierde eines schaulustigen Publikums preisgegeben wurde (Brabbée, "Sub Rosa"). Bei der Beschießung Wiens im Jahre 1848 ging diese schändliche Erinnerung an dynastischen Ungeschmack in Flammen auf. (Ausführliche Darstellung von H. E. Jacob im "Berliner Tageblatt" vom 16. August 1931.)

Fürsten und Freimaurer – Angelo Soliman als Diener dreier Herren

Eine wissenschaftliche Bearbeitung von Rüdiger Wolf, ehemals Direktor des Freimaurermuseums Rosenau in Österreich.

Nahezu sein ganzes Leben verbrachte Angelo Soliman als „Hofmohr“ im Dienste der Fürsten Lobkowitz und Liechtenstein. Während es von der Zeit Solimans als „lebendes Objekt“ im Besitz des Fürsten Georg Christian von Lobkowitz, keine gesicherten historischen Berichte gibt, wissen wir über den Dienst Solimans im Hause Liechtenstein ziemlich gut Bescheid. Auch Solimans Mitgliedschaft bei den Freimaurern 1781-1786 ist ausreichend gut dokumentiert.

Angelo Soliman und Fürst Georg Christian von Lobkowitz

Nachdem bisher kein Dokument bekannt ist, welches Auskunft gibt über Solimans Dienstzeit beim Fürsten Lobkowitz (geb. am 10.8. 1686 in Prag, gest. am 9.10.1753 in Pressburg) können wir nur anhand des Lebenslaufs des Fürsten ahnen, wie unruhig Solimans Leben bis zum Jahr 1754 verlief (Walter Sauer: Von Soliman bis Omofuma, Innsbruck 2007, S. 64.). Man geht davon aus, dass Soliman um 1733/1734 in Sizilien in den „Besitz“ des Fürsten kam und damals ungefähr 13 Jahre alt war. Von Sizilien ging es 1734 in die Lombardei, dann 1739 nach Siebenbürgen und schließlich wurde Lobkowitz 1742 Feldmarschall in Böhmen. Von 1743-1746 war Lobkowitz wieder in Italien, danach versah er Dienst in Böhmen. Darauf endete seine militärische Laufbahn in Ungarn, wo er von Kaiserin Maria Theresia von seinem Posten abberufen wurde.

Während der Zeit seines Kommandos in der Lombardei besuchte der Fürst im Jahre 1737 in Wien die Familie Lobkowitz, wo er Christoph Willibald Gluck traf, den er nach Mailand mitnahm und ihn dort auch unterstützte (Lobkowitzplatz 2. Geschichte eines Hauses, Österr. Theatermuseum, Wien/Köln/Weimar 1991).

Fürst Lobkowitz scheint kein einfacher Dienstherr gewesen zu sein. „Schon in Italien hatte er sich bei den Truppen nicht beliebt zu machen gewusst, bei dem Heere in Böhmen noch weniger.“ (Constant von Wurzbach: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Österreich. 15. Theil, 1866, S.344). Auf Grund eines Berichtes von Graf Harrach über die Zustände in Böhmen rief die Kaiserin den Fürsten von seinem Kommando ab. Rund zwanzig Jahre war Angelo Soliman beim Fürsten Lobkowitz, wie es ihm dabei erging, wissen wir nicht.

Als Fürst Lobkowitz am 9. Oktober 1753 in Pressburg starb, hinterließ er kein Testament.

Angelo Soliman im Hause des Fürsten von Liechtenstein

Nach dem Tode des Fürsten Georg Christian Lobkowitz übertrug Kaiserin Maria Theresia das Kommando in Ungarn dem Fürsten Joseph Wenzel von Liechtenstein. Der Fürst wurde von der Kaiserin seht geschätzt und mit wichtigen Aufträgen betraut. Man kann davon ausgehen, dass Soliman nach Auflösung des Stabes in Ungarn nach Wien übersiedelte. Bereits im folgenden Jahr, 1754, finden wir Solimans Namen in den Rechnungsbüchern des Fürsten Liechtenstein (Fürstlich Liechtenstein’sches Familienarchiv, Vaduz, Karton MS 943). Soliman, der bereits 1760 „Cammerherr“ war, entwickelte sich vom „dekorativen Objekt“ auf den Reisen nach Parma 1760 und 1765 nach Frankfurt zu einem mehr und mehr selbstbewussten Bediensteten am fürstlichen Hofe (Christian Reiter: Medizinische Wochenschau 158/11-12, 2008, S. 331-338).

Hier soll nun der weit geschätzte Diener Angelo Soliman betrachtet werden. Sicher war es bereits eine große Auszeichnung für Soliman als nach dem Tode des Fürsten Wenzel Joseph, dessen Erbe und Neffe, Fürst Franz Joseph von Liechtenstein, ihm die Betreuung des 14- jährigen Erbprinzen Alois bis zu dessen Volljährigkeit übertrug. Soliman wurde also 1773 nach seiner Entlassung im Jahre 1768 durch Fürst Joseph Wenzel wieder in den Hofstaat aufgenommen und konnte sich die Modalitäten seines Dienstverhältnisses durchaus erfolgreich verhandeln. Bereits zwei Jahre später richtete Soliman am 1. Mai 1775 ein „Unterthänigstes Promemoria“ an den Fürsten Franz Joseph, das einen selbstbewussten Dienstnehmer zeigt und hier ungekürzt wiedergegeben werden soll (Fürstlich Liechtenstein’sches Familienarchiv, Vaduz, Karton 231).

„Eure Durchlaucht haben mich der Gnade gewürdigt, daß ich deroselben näher angehören und meine Tage im Dienste des durchlauchtigen Hauses zu widmen das Glück haben soll. Sie geruhten mir, bey dieser Gelegenheit ein Looß zu versichern, das mich für die Zukunft meines Lebens über alle Sorgen hinwegsetzet, und die Beweggründe von Dankbarkeit, und Verehrung, wo durch ich deroselben ohnehin verpflichtet bin, vergrößert.

Erlauben Sie nun gnädiger Herr! daß ich Eure Durchlaucht erinnern darf, wie unter den Bedingnissen, durch welche meine Versorgung bestimmet werden sollte, ich erstens um eine unentgeltliche Wohnung, oder, bis mir dieselbe in einem dero Häuser eingeraumet würde, um die Vergütung des Zinses, so ich inzwischen bezahlen würde, zu bitten wagte. Ob nun gleich dieses Bedingniß in dem Kontrakte selbst nicht ausgedrückt, so hielt ich es doch schon, weil es nicht widersprochen wurd, für zugestanden, und in dieser Zuversicht miethete ich eine Wohnung unfern dero Palast für 280 fl. und bezahlte sie seit ich in dero Dienste getreten, mit 560 fl. Nach der Zeit, als ich einst Eurer Durchlaucht über diesen Punkt zu sprechen die Ehre hatte, äußerten Sie sich zwar, dass die Wohnung, oder Zinsvergütung nicht mit bedingt wäre; doch erklärten sich dieselbe auf meine unterthänige Vorstellung, und Bitte, dass Sie mir diesen Vortheil zufliessen zu lassen geruhen würden.

Ich hoffe also die Rückzahlung dieser Auslagen, ohne der Bescheidenheit zu nahe zu kommen, kraft dero gnädigsten Zusage unterthänigst erbitten zu dürfen.

Sollten Eure Durchlaucht aber diese Summe ganz mir auszahlen zu lassen, irgend einen Anstand nehmen, so:
Gelanget mein unterthänigstes Gesuch dahin, mir in Ansehen des Verflossenen für das Jahr wenigstens 200 fl. Ersatz angedeihen; für das künftige aber mit halbjähriger Auszahlung der 100 fl. solange fortfahren zu lassen, bis es deroselben gnädigst gefällig, oder dazu Raum seyn wird, mir eine wirkliche Wohnung in einem dero eignen Häuser anweisen zu lassen.

den 1ten May 1775 Angelo Soliman

Die Fürsten von Liechtenstein behandelten ihren „gewesten Kammerherrn“ und seine Familie auch nach seiner Pensionierung 1783 und seinem Tod 1796 gut. Solimans Tochter Josepha heiratete 1797 den Freiherrn Ernst von Feuchtersleben und gebar ihm ein Jahr später einen Sohn namens Eduard. Josepha von Feuchtersleben verstarb 1801 und im Rechnungsbuch des regierenden Fürsten Alois findet sich 1805 der Eintrag: „Solimanscher Bub Eduard 75 Gulden“ (Fürstlich Liechtenstein’sches Familienarchiv, Vaduz, Karton 988). Interessant auch der Eintrag im Rechnungsbuch des Jahres 1815 (Karton 988): „Solimansche 2 Knaben zu Handen ihres Vaters Baron Feuchtersleben 150.- Gulden“. Warum ist da plötzlich von zwei Knaben die Rede? Nun, nach dem Tode Josephas heiratete Ernst von Feuchtersleben die Portugiesin Cäcilie von Chisolis. Aus dieser Ehe stammte der 1806 geborene Sohn Ernst, der spätere Dichter und Philosoph (Wilhelm A. Bauer:Angelo Soliman, der hochfürstliche Mohr. Ein exotisches Kapitel Alt-Wiens, Wien 
1922). Offensichtlich legten die Fürsten Liechtenstein den Pensionsvertrag, den sie mit Angelo Soliman im Jahr 1773 abgeschlossen hatten, sehr großzügig aus, indem auch der Sohn Ernst von Feuchtersleben, der mit Soliman nicht verwandt war, in die Vereinbarung inkludiert wurde.

Sicher war es ein langer Weg, den Soliman vom Zeitpunkt seines „Erwerbs“ durch Fürst Lobkowitz bis zum geschätzten „Hausofficier“ im fürstlichen Haus Liechtenstein zu gehen hatte. Diese Entwicklung war im „aufgeklärten“ Zeitalter in Wien möglich.

Der „fürstliche Mohr“ als Mitglied einer Wiener Freimaurerloge 1781-1786

Während der Regierungszeit der Kaiserin Maria Theresia war in Wien die Freimaurerei mehr geduldet als von der Regentin geschätzt. Die 1742 gegründete Loge „Aux Trois Canons“ wurde schon 1743 wieder aufgelöst. Der Freimaurer Kaiser Franz Stephan von Lothringen scheint auf seine Gattin offenbar Einfluss genommen zu haben, insofern die Freimaurer nicht mehr aktiv verfolgt wurden. Ab 1765, als Joseph II. Mitregent wurde, besserte sich die Einstellung gegenüber den Freimaurern, waren doch viele Ratgeber und geschätzte Mitarbeiter am Hofe wie Samuel von Brukenthal, Johann Anton Graf Waldstein und Ludwig Graf Zinzendorf Mitglieder des Bundes (Günter K. Kodek: Von der Alchemie zur Aufklärung. Chronik der Freimaurerei in Österreich und den 
Habsburgischen Erblanden 1717-1867, Wien 2011).

Nach dem Tode der Kaiserin 1780 begann für die Wiener Freimaurer für ungefähr fünf Jahre eine Blütezeit. Franz Gräffer schildert diese Entwicklung ironisch: „So wie Maria Theresia die Augen geschlossen hatte, kroch ein Völkchen aus allen Winkeln und Nebenwegen hervor, welches sich seither nicht blicken habe lassen, es nennt sich Freimaurer und Rosenkreuzer und war bekannt genug“ (Zit. nach: Rüdiger Wolf: Hochbürokratie und Freimaurerei am Ende des 18. Jahrhunderts, in: 250 Jahre 
österreichischer Rechnungshof. Festschrift, Wien 2011). In dieser Aufbruchsstimmung suchte im Jahr 1781 der Freimaurer Angelo Soliman Kontakt zur Wiener Freimaurerloge „Zur wahren Eintracht“.

Am 7. März 1781fassten 15 Brüder der Wiener Loge „Zur gekrönten Hoffnung“ den Entschluss, eine neue Loge zu gründen und trafen einander schon 5 Tage später zur Gründungsversammlung dieser neuen Loge, welcher sie den Namen „Zur wahren Eintracht“ gaben. Diese Loge trat gleich der Provinzialgroßloge von Österreich bei, deren Großmeister war Johann Baptist Graf Dietrichstein-Proskau (Haus-, Hof- u. Staatsarchiv Wien, künftig: HHStA, Vertrauliche Akten (VA) 79, pag. 1-2).

Einer der Gründungsmeister war Franz Xaver Freiherr von Stegnern, der mit der Familie Soliman gut bekannt war. Magdalene Freiin von Stegnern vertrat bei der Taufe von Solimans Tochter Josepha am 18. Dezember 1772 den Taufpaten Joseph Freiherrn von Bender. Herr von Stegnern war Gesellschafter des Bankhauses des Freiherrn von Bender (Taufbuch der Pfarre St. Stephan zu Wien, Tom. 90, S.178, 18. 12.. 1772). Als Angelo Soliman als „besuchender Bruder“ am 20. Juli 1781 erstmals die Loge „Zur wahren Eintracht“ besuchte (HHStA, VA 79, pag. 13), bestand offensichtlich schon seit mehr als zehn Jahren eine enge Beziehung zu Stegnern. Dieser wiederum schlug am 6. Juni 1781 in der zehnten Arbeit der Loge „Zur wahren Eintracht“ die Aufnahme des „... schon vor einiger Zeit unter den Brüdern vorläufig proponierte(n) Suchende(n)“ Johann Nepomuk Gretzmüller (1746-1809), Rechnungsrat in der Abteilung für Münz-und Bergwesen in der Staats-Hauptbuchhaltung vor (HHStA, VA 79, pag 10). Er wurde am 20. Juni 1781 in die Loge aufgenommen. Als Soliman am 20. Juli 1781 die Loge besuchte, war Gretzmüller anwesend. Am 17. August 1781 wurde eine sogenannte „Deliberations und Oeconomische Loge“ der „Wahren Eintracht“ abgehalten. Unter der Anwesenheit der Brüder Stegnern und Gretzmüller wurde über eine Aufnahne Solimans verhandelt und protokolliert (HHStA, VA 79, pag 18):
„Ist zur Ballotta (= Abstimmung in Form einer Kugelung, d. Verf.) geschritten worden, ob der Br. Angelo Soliman als Mitglied dieser Loge angenommen werden sollte, die leuchtend ausgefallen und nach der gewöhnlichen Felicitierung auch einhellig beschlossen worden ist ihn wegen seiner nicht zu glücklichen Umstände unentgeltlich zu inkorporieren, auch weil er in einer vielleicht unächten Loge aufgenommen wurde, zu rectifizieren.“
Das Durchschnittsalter der Brüder lag bei weniger als 36 Jahren, während Soliman bei seinem Eintritt schon ca. 60 Jahre alt war.

Nun kam es zu einem ungewöhnlichen Vorgang: „Trug der Hochwürdige Großmeister vor, dass dieser Br. Angelo den Reichsagent Erasmus von Gretzmüller, Bruder des Mitglieds dieser Loge, zur Aufnahme in Vorschlag gebracht wurde“. Kaum war also erst über seine Aufnahme entschieden worden, schlug Soliman selbst einen Aufnahmekandidaten vor. Dies entsprang entweder dem Wunsche Stegnerns oder dem des Bruders von Erasmus von Gretzmüller, Johann Nepomuk.

Angelo Soliman besuchte am 20. August 1781 wieder die Loge (HHStA, VA 79, pag 20). Über seine Inkorporation war zwar schon positiv abgestimmt worden, formales Mitglied der Loge war er aber noch nicht. In dieser Arbeit wurde der Suchende Erasmus von Gretzmüller einstimmig zur Aufnahme vorgeschlagen. Erasmus von Gretzmüller (1744-1799) war Kaiserlicher Reichshofrats-Agent. Am 7. September 1781 war es dann soweit: In der 22. Arbeit der Loge „Zur wahren Eintracht“ wurde in Anwesenheit des Provinzial-Großmeisters Johann Baptist Graf von Dietrichstein „... der Bruder Geselle Angelo Soliman nach dem letzthinnigen Logen Schluss rectifiziert, feliciert und mit allen Ehrenbezeichnungen unseres K. Ordens als Mitglied dieser F.M. Loge aufgenommen“ (HHStA, VA 79, pag 22).

Ebenfalls wurde in dieser Arbeit auch Erasmus von Gretzmüller als Lehrling aufgenommen. Es fällt auf, dass gerade bei dieser Arbeit Graf Dietrichstein anwesend war, der die Loge an diesem Tage erstmals besuchte. Als anwesende Brüder finden sich u. a. die Grafen Sebastian d’Ayala, Karl Cavriani und Anton Cavriani. Angelo Soliman war vor seiner Kontaktnahme mit der Wiener Loge bereits in einer anderen Loge zum Gesellen befördert worden. Man stellte aber fest, dass er „... in einer vielleicht unächten Loge aufgenommen wurde“. Die Wiener Brüder hatten offenbar von Soliman nicht ausreichend Informationen, um feststellen zu können, ob es sich um eine „reguläre“ Loge handelte. Wir können daher davon ausgehen, dass Soliman nicht in einer der Provinzialloge von Österreich unterstellten Loge außerhalb Wiens aufgenommen wurde. Wir haben darüber bislang keine Unterlagen.

Bemerkenswert ist auch die Feststellung, dass er wegen „... seiner nicht zu glücklichen Umstände unentgeltlich inkorporiert“ wurde. Angelo Soliman war zwar seit 1775 wieder im Liechtensteinischen Hofdienst, war aber sichtlich bei knapper Kasse. Immerhin musste ja 1783 das Haus in der Weißgärbervorstadt verkauft werden (Sauer, Soliman, S 74).

Solimans Name kommt von September 1781 bis zu seinem freiwilligen Austritt aus dem Bunde im vierten Quartal 1786 insgesamt 167-mal vor. Zweifellos war einer seiner wichtigsten Beiträge als Bürge den K.K. Hofrat Ignaz von Born der Loge „Zur wahren Eintracht“ zugeführt zu haben. Zusammen mit seinen Freunden Johann Nepomuk und Erasmus von Gretzmüller wurde Soliman am 6. Oktober 1781 (HHStA, VA 79, pag. 25) zum Freimaurermeister erhoben und bereits einen Monat später brachte Soliman das Ansuchen ein, den Bruder Gesellen K.K. Hofrat Ignaz von Born in die Loge zu inkorporieren, was auch geschah. Bereits zwei Wochen danach wurde Born zum Freimaurermeister erhoben. Es fällt auf, dass bei der Aufnahme Borns am 14. November 1781 als besuchende Brüder die Grafen Paul und Anton Kollowrat aus der Prager Loge „Zu den drei gekrönten Säulen“ anwesend waren. Man geht davon aus, dass Born vor seiner Übersiedlung nach Wien in diese Prager Loge aufgenommen wurde. Wir wissen es nicht, wie es dazu kam, dass Soliman als Bürge für Born auftrat. Es wäre eher anzunehmen, dass Johann Nepomuk Gretzmüller, der Rechnungsrat in der Abteilung für Münz- und Bergwesen war, beruflich Kontakt zum K.K. Hofrat Born in der Hofkammer für Münz- und Bergwesen haben musste.

Ignaz von Born wurde bald zur herausragenden Figur in der Wiener Freimaurerei und war Soliman freundschaftlich verbunden. Er ernannte ihn am 9. März 1782 (HHStA, VA 79, pag. 54) zum „Förchterlichen Bruder“, eine Funktion, die der Unterweisung neuer Mitglieder gewidmet war. Als der Weltumsegler Georg Forster im Sommer 1784 in Wien weilte und im Hause Born aus- und einging, traf er am 3. September 1784 bei Born „... Angelo den guten Bruder Mohr“ (Paul Zincke, Albert Leitzmann: Georg Forsters Tagebücher, Berlin/Leipzig 1913, S. 183).

Für Angelo Soliman brachte die Mitgliedschaft in der Wiener Loge „Zur wahren Eintracht“ ganz bestimmt den Umgang mit Mitgliedern des Hochadels und der höheren Beamtenschaft sowie mit Künstlern und Literaten auf gleicher Augenhöhe. Die Freimaurer wiederum konnten mit Recht auf ihr Mitglied Soliman stolz sein, zumal dieser in der Wiener Gesellschaft und am Hofe hohes gesellschaftliches Ansehen genoss.

Es fällt auf, dass in den Mitgliederlisten der Loge beim Namen A. Soliman die Spalte „Stand/Beschäftigung“ leer blieb (HHStA, VA 65/1, pag. 254). Neben Angelo Soliman waren noch zwei Bedienstete des fürstlichen Hofstaates Mitglied einer Wiener Freimaurerloge. Der Sekretär des regierenden Fürsten Theobald Edler von Waldberg (1750-1834) trat 1784 in die Loge „Zur gekrönten Hoffnung“ ein und wechselte 1786 in die Sammelloge „Zur neugekrönten Hoffnung“. Der Lehrer der französischen Sprache und Bibliothekar des Fürsten, Carl Philipp Caron (1741- 1825), wurde 1785 ebenfalls Mitglied der „Gekrönten Hoffnung“ und blieb dann bis 1790 Mitglied der Loge „Zur neugekrönten Hoffnung“ (Hans-Josef Irmen, Heinz Schuler: Die Wiener Freimaurerlogen 1786-1793, Zülpich 1998, S. 140 u. 
247).

Im Jahre 1786, also zehn Jahre vor seinem Tod, trat Soliman wie viele mit ihm aus dem Freimaurerbund aus. Kurz vor ihm verließen Joseph von Sonnenfels und Ignaz von Born die Bruderschaft. Im Jahre 1793 lösten sich die zwei in Wien existierenden Logen freiwillig auf, und ab Jänner 1795 waren alle „Geheimgesellschaften“ und so auch die Freimaurer von Kaiser Franz II. durch das „Kriminalpatent“ verboten. Im Jahre 1796, dem Todesjahr Angelo Solimans, war die Freimaurerei in Wien nicht mehr existent (Kodek, Alchemie, S. 247-250).

Im Zusammenhang mit den bekannten Ereignissen nach Solimans Ableben gebar Monika Firla eine skurrile „Freimaurerverschwörung“: Freimaurer hätten Soliman zu einer freiwilligen Körperspende überredet, quasi ein „Vermächtnis unter Brüdern“ (Katalogblätter des Rollettmuseums Baden , Nr. 48. Sonderausstelung Angelo Soliman, 11. März-2. 
August 2004, S. 48). Als Drahtzieher sieht die Autorin u. a. Abbé Simon Eberle und als „Erben“ August Veith von Schittlersberg. Ein Abbé Eberle war nie Mitglied einer Loge, Firla verwechselt ihn mit Franz Eberle, Syndicus in Sternberg und Mitglied einer Loge in Brünn. 1786 besuchte dieser die Loge „Zur Wahrheit“ in Wien. Noch abstruser ist die Involvierung Schittlersbergs, den Firla als Solimans Erben bezeichnet. Soliman starb ohne Testament, seine Tochter Josepha wurde als Alleinerbin anerkannt. In der Aufzeichnung über die Verlassenschaftsverhandlung wird ein Herr Voith erwähnt (WStLA, Verlassenschaftsabhandlungen, Nr. 2829/1796). Firla liest den Namen als „Veith“ und kommt so auf den unbeteiligten August Veith von Schittlersberg, der aber gar nichts mit der Angelegenheit zu tun hatte, geschweige denn Solimans Erbe war.

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