Lehrfragstück über Masonei und Masonenbund IV: Unterschied zwischen den Versionen

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Aktuelle Version vom 7. März 2016, 14:05 Uhr

Inhaltsverzeichnis

Lehrfragstück über Masonei und Masonenbund

Quelle: Internetloge

(Der Philosophen und Freimaurer Karl Christian Friedrich Krause beantwortet 132 Fragen zur Freimaurerei)

(Zitiert nach der dritten Ausgabe (Neuausgabe 1849)

"Die drei ältesten Kunsturkunden der Freimaurerbrüderschaft", erster Band,

IV. Urvergeistigung der Grundlehrzeichen (S121) (Grundsymbole) der echtüberlieferten Freimaurerei.

Fr. (39) Welches ist das Erstwesenliche der Lehrzeichenkunst (der symbolischen Kunst) der Freimaurerbrüderschaft?

Antw. Die GrundIehrzeichen (Grundsymbole) der Freimaurerei.

Fr. (40) Was ist ein Lehrzeichen (Symbol)?

Antw. Ein Zeichen, (W44) welches an eine Lehre, das ist, an eine bestimmte Erkenntniß, erinnert, indem es durch die Vergleichung reiner Eigenwesenheit mit der Eigenwesenheit eines andern Gegenstandes die schon früher im Bewußtsein gehabte Vorstellung (Schauung) des Ietzteren wieder hervorruft (mitveranlaßt). Diese Vergleichung des Zeichens mit dem Bezeichneten ist bedingt, und wird möglich, durch die innere Ähnlichkeit Beider, das ist durch die Gleichheit des Gliedbaues des Eigenwesenlichen Beider. Daher ist diese gegenseitige Ähnlichkeit (Analogie) des Zeichens und des Bezeichneten die Bedingung, daß das erstere bezeichnen und die Vorstellung (Schauung) des dadurch Bezeichneten wieder hervorrufen (mitveranlassen) kann; (S122) und die Vollwesenheit (Vollkommenheit) dieser Ähnlichkeit des Zeichens und des Bezeichneten ist daher auch Bedingung (S123) der Vollwesmilteit eines Lehrzeichens. (W45)

Fr. (41) Was ist ein masonisches oder freimaurerisches Grundlehrzeichen?

Antw. Wonn wir die masonischen Lehrzeichen nach dem ewigren UrbegriflIe würdigen, welcher der Masonei zum Grunde liegt, so ist nur ein solches ein Grundlehrzeichen, welches und sofern es einen erstwesenlichen (W46) Theil des Urleben der Menschheit darstellt. In der überlieferten masonischen Lehrzeichenkunst finden sich nun mehre Lehrzeichen, die in diesem Sinne den Namen: Grundlehrzeichen, verdienen, da sie sich, der Auslegung gemäß, die denselben in der zweiten Kunsturkunde mit Worten der gewöhnlichen Volksprache beigefügt ist, auf erstwesenliche Theile des Menschheitlebens beziehen, und insbesondere die in der zweiten ältesten Kunsturkunde enthaltenen masonischen Grundlehrzeichen bilden ein in ihrer Art abgeschloßnes Ganzes. (S124)

Fr. Welches sind diese in der zweiten ältesten Kunsturkunde überlieferten Grundlehrzeichen der Masonei oder Freimaurerei?

Antw. Drei große Lichter (W47) in der Freimaurerei, drei kleinere Lichter (W48) in der Freimaurerei, das längliche Viereck, drei große Pfeiler, und die wolkige, vielfarbige Himmeldekke (Baldachin). (S125)

Fr. (43) Wird in dem ältesten Lehrfragstükke Eines dieser Grundlehrzeichen für das erstwesenliche und wichtigste, das ist, für das HauptIehrzeichen erklärt?

Antw. Ja, das Lehrzeichen dreier großer Lichter. (S126)

Fr. (44) Welches sind diese drei großen Lichter?

Antw. Ob diese gleich, als solche, nur Lehrzeichen sind, so werden sie doch in der zweiten Kunsturkunde nicht ausgesprochen, sondern auf's Neue versinnbildet, das ist, in einem Sinnbilde des Sinnbildes angedeutet.

Fr. (45) Welches ist das Sinnbild des Sinnbildes, wodurch das Lehrzeichen der drei großen Lichter angedeutet wird?

Antw. Die Bibel, das Winkelmaaß und der Zirkel (Kreiszieher). (S127)

Fr. (46) Wodurch wird das Lehrzeichen dreier großenl Lichter urkundlich für das Hauptlehrzeichen erklärt?

Antw. In den ersten drei Fragen der zweiten Kunsturkunde wird behauptet, daß in der Loge zwischen dem fragenden Meister und dem befragten Bruder sich die Masonei oder Maurerei, als ein Geheimniß, (S128) das heißt: versinnbildet, befinde: es liegt aber dann, dem in derselben Kunsturkunde genau bestimmten Gebrauchthume (Rituale) zufolge, zwischen Beiden nur Bibel, Winkelmaaß und Zirkel, und diese werden sodann auch dem Neuaufgenommenen, nachdem er zuvor Licht zu erlangen gewünscht hat, sobald die Binde seinen Augen entfällt, zuerst gezeigt; und es wird zugleich eine Erklärung mündlich beigefügt, (S129) deren Inhalt es erweiset, daß die Urlieber des masonischen Lehrzeichenthumes diese drei großen Lichter als Hauptlehrzeichen aufstellen.

Fr. (47) Wie lautet diese Erklärung der Bibel, des Winkelmaaßes und des Zirkels, welche und sofern sie drei große Lichter (drei Großlichter) in der Masonei oder Maurerei sinnbildlich anzeigen?

Antw. "Die Bibel, unsern Glauben (S130) zu regieren und zu leiten; das Winkelmaaß, unsere Handlungen gesetzmäßig zu machen; der Zirkel, uns innerhalb der gehörigen" (wesengemäßen) "Grenzen mit allen Menschen, insbesonderheit mit einem (mit jedem) Bruder (S131) verbunden zu erhalten." (S132)

Fr. (48) Was wird demnach hier unter: Lichtern; verstanden, und Was bezeichnet das Wort: groß, hinsichts dieser Lichter?

Antw. Lichter bezeichnen lehrbildlich: wesenliche Erkenntnisse, anschaulich erkannte Wahrheiten, und zwar, der angeführten urkundlichen Eklärung zufolge, diejenigen wesenlichen Wahrheiten (Wesenschaunisse), welche, wenn wir sie auf uns anwenden, erforderlich sind, "um unsern Glauben zu leiten und zu regieren, unsere Handlungen gesetzmäßig zu machen, und um uns mit allen Menschen, besonders aber mit unsern Brüdern, in den gehörigen" (wesengemäßen) "Grenzen verbunden zu erhalten." Sollen aber diese wesenlichen Erkenntnisse das urkundlich Geforderte leisten, so müssen sie allgemeine, urwesenliche (W49) und ewigwesenliche Vernunftwahrheiten, das ist, ewige Erkenntnisse oder Urbegriffe (Ideen) sein; und wahrscheinlich ebendeßhalb sind sie von den Stiftern dieses Gebrauchthumes groß, (W50) das ist, erstwesenlich, genannt worden.

Fr. (49) Welches sind die Urbegriffe (Ideen), die in der Freimaurerei sinnbildlich drei große Lichter genannt werden?

Antw. Die Urbegriffe: Gott, Mensch und Menschheit; (S133) welche Urbgriffe (S134) von Seiten des Erkenntnißvermögens die vollwesenliche (vollkommne) Ausbildung des Menschheitlebens mitbegründen. (S135) Denn Erkenntniß Gottes ist die innere Bedingung des Vereinlebens Gottes und der Menschheit (des Gottvereinlebens (W51), von dem wiederum Glaube (W52) ein innerer wesenlicher Theil ist; die Erkenntniß des Urbegriffes des Menschen aber ist wesenlich, um zu Erkenntniß der Reingüte (der reinen Sittlichkeit) und zu der reinsittlichen Lebenkunst zu gelangen; und der Urbegriff: Menschheit, endlich, welcher zugleich die Urbegriffe des Menschheitlebens und des Menschheitbundes in sich hält, begründet im Geiste jene menschheitinnige und und menschheitbundliche Gesinnung, wonach wir uns mit unseren Mitmenschen, in Gerechtigkeit und in Liebe, (S136) zum Guten, das ist zu dem Lcbwesenlichen, verbinden, und wonach dereinst auch die Menschen dieser Erde, in dem Menschheitbunde vereint, das Leben der Menschheit auf Erden ureigenthümlich vollenden können. Jeder einzelne Mensch aber soll zuerst Gott erkennen, dann sich selbst und die Menschheit in Gott, und sich in der Menschheit. Diese drei Erkenntnisse sind in ihrer Vereinigung Menschheit zu vollendung ihres Lebens wesenlich, oder, um mit unserer Urkunde bildlich zu reden, sie leuchten mit vereintem Scheine der Menschheit in ihrem ganzen Leben vor, dem Einzelmenschen und allen Menschenvereinen (moralischen Personen), (S137) den Ehemenschen, den Freunden, der freien Geselligkeit, (S138) den Stämmen, Völkern und Völkervereinen, dem Gottinnigkeitbunde, dem Rechtbunde, dem Selbbildungbunde, dem Wissenschaftbunde und Kunstbunde, und dem Menschheitbunde (S139)

Fr. (50) Wie strebt also der Freimaurer und jeder Mensch, dem diese drei großen Lichter leuchteten, zu leben und zu sein ?

Antw. Gottinnig, in sich seIbst (selbeigenwesenlich, persönlich, individuell), und als ein gesundes, vereinlebiges (harmonisches) Glied der Menschheit, vollendet. (S140)

Fr. (51) Warum haben die Stifter dieses masonischen Lehrzeichenthumes die Bibel als Lehrzeichen (Symbol) des ersten großen Lichtes aufgestellt?

Antw. Weil sie als Christen die Bibel, besonders die Bibel neuen Bundes (S141) als Lehrbuch des Gottvereinlebens, das ist der Religion, anerkannten, und insonderheit, weil sie in der Lehre Jesu die ewigen Wahrheiten: von der Gleichheit aller Menschen als Kinder Gottes vor Gott, von der reinen allgemeinen Menschenliebe, welche Freund und Feind und alle Völker umfaßt, und von der Nachahmung Gottes in gottähnlicher Gesinnung, (S142) fanden; und weil die Lehre Jesu von dem Reiche Gottes in uns, (S143) und von der Verehrung Gottes im Geist' und in Wahrheit, (S144) mit der Lehre von der gottinnigen, gottähnlichen und gottvereinten Menschheit übereinstimmt, welche auch den Stiftern unsereres Bundes und seines Lehrzeichenthumes und Gebrauchthumes, in Ahnung frommen Gemüthes, als Grundgedanke der Masonei und des Masonbundes vorschwebte, und zu allen Zeiten das geistige Band des Masonbundes für die an Geist' und Herzen Vorbereiteten geblieben ist. Daß aber die Stifter des masonischen Gebrauchthumes, die Culdeer, wirklich die Bibel als Lehrbuch der Religion anerkannten, und daß sie dieselbe in dem soeben angezeigten Sinne als Lehrzeichen des ersten großen Lichtes aufstellten, Das beweiset vorzüglich das älteste, echtüberlieferte Gebet vor der Aufnahme, (S145) sodann die ausdrückliche Erklärung der zweiten Kunsturkunde: "daß die Loge mit Hinsicht darauf von Ost nach West liege, daß das Evangelium vonl Osten nach Westen ausgebreitet worden ist." (S146)

Fr. (52) Warum wird der Urbegriff des Menschen, der den Menschen bei seiner eignen Lebenbildung (Selbvollendung) leitet, durch das Winkelmaaß versinnbildet?

Antw. Weil das Winkelmaaß als ein angemeßnes, altes Bild des Gesetzes betrachtet wird, und weil es eine wesenliche innere Bedingung der inneren Vollkommenheit des Menschen ist, daß er das Sittengesetz, das heißt das Gesetz, das Gute rein und frei zu wollen, unwandelbar befolge.

Fr. (53) Warum wird der Urbegriff der Menschheit, welcher unser ganzes geselliges Leben und Betragen bestimmt, durch den Zirkel (S147) angedeutet?

Antw. Weil vermittelst des Zirkels bei jedem Baue die richtigen Maaße und Verhältnisse aufgetragen werden, damit jedem Theile, und dadurch auch dem Ganzen, die gebührende Gestalt und Größe zugetheilt werde, so daß alle Theile des Gebaüdes in richtigem Ebenmaaße, wohlgeordnet, und in gehöriger Abgrenzung und Verbindung in, mit und durch einander ein festes, zweckmäßiges und schönes Ganze ausmachen: auf ähnliche Art aber alle Menschen in immer höhere Ganze, und zuhöchst in Eine Menschheit vereinigt werden sollen in Gottinnigkeit, Reingüte, Gerechtigkeit und Liebe. (S148)

Fr. (54) Wie beweiset nun die urkundliche Erklärung der Bibel, des Winkelmaaßes und des Zirkels, als der Sinnbilder der drei großen Lichter, daß die Urheber des masonischen Lehrzeichenthumes dieses Lehrzeichen als das Hauptlehrzeichen aufgestellt haben?

Antw. Weil Gottinnigkeit, reinsittliche und gesellige Ausbildung des Einzelmenschen und der Menschheit erstwesenliche Theile des Menschheitlebens sind, welches im Menschheitbunde vollendet werden soll; (S149) und weil die Lehren, welche die übrigen Grundlehrzeichen, sowie auch alle Nebenlehrzeichen, andeuten, innere untergeordnete Theile jener drei Grundlehren enthalten, welche in dem Hauptlehrzeichen versinnbildet sind. (S150)

Fr. (55) Welches ist nun das nächste Grundsymbol?

Antw. Drei kleinere Lichter in der Freimaurerei.

Fr. (56) Wodurch werden sie in dem Logengebrauchhume angedeutet?

Antw. Durch drei brennende Kerzeit.

Fr. (57) Welches sind diese drei kleineren Lichter selbst?

Antw. Die Sonne, der Mond und der Meistermaurer.

Fr. (58) Wie werden sie in der zweiten Kunsturkunde erklärt?

Antw. "Die Sonne regiert den Tag, der Mond die Nacht, und der Meistermaurer seine Loge, oder soll es wenigstens."

Fr. (59) Wie leuchten Sonne und Mond, indem sie Tag und Nacht regieren, schon jetzt auch in der Freimaurerei?

Antw. Indem die Werkthätigkeit der Freimaurerei im eignen Herzen und im ganzen inneren und aüßeren Leben jedes Freimaurers und jeder Gesellschaft von Freimaurern zu allen Zeiten und an allen Orten der Erde, wohin nur Sonne und Mond scheinen, geübt werden kann und soll.

Fr. (60) Warum haben die altzeitigen Freimaurerbrüder Sonne und Mond zu den beiden ersten kleineren Lichtern in der Freimaurerei erwählt?

Antw. Wohl vorzüglich, um anzudeuten, daß die Freimaurerei selbst auf der ganzen Erde so offen und lauter sein solle, so allgemein und so wirksam, als es das Licht der Sonne und des Mondes in seiner Art ist. (S151)

Fr. (61) Warum schließen sich dennoch bis jetzt die Brüder Freimaurer, wenn sie sich versammeln, von dem Lichte der Sonne und des Mondes und von dem öffentlichen Leben aus?

Antw. Hierzu liegt kein Grund in dem Urbegriffe, noch in dem Geschichtbegriffe der Freimaurerei und der Freimaurerbrüderschaft; vielmehr fordert die ewige Wesenheit des Masonbundes, und die darauf gegründete Bestmmung und Werkthätigkeit desselben gerade das Gegentheil; und wo nur Brüder zu lichtvoller Einsicht des Urbegriffes und Urbildes, sowie des hierauf und auf genaue geschichtliche Kenntniß gegründeten Musterbildes der Bruderschaft gelangen, und das dritte Hauptlebenalter (S152) derselben werkthätig beginnen werden, da werden sie auch ihre Versammlungen am Lichte des Tages, sowie zur Abendzeit und Frühezeit bei Kunstbeleuchtung, ohne alle Verhehlung, öffentlich halten. - Daß aber bisjetzt die meisten Versammlungen der Brüderschaft des Abends gehalten werden, (S153) ist wohl zumeist daher gekommen, weil man bisher die Freimaurerei in der Freimaurerbrüderschaft fast allgemein, auch während des zweiten Lebenalters der Brüderschaft, (S154) nachdem sie sich von den Verbrüderungen und Zünftender Baumeister und Bauleute getrennt hatte, (S155) nur als Nebensache des Lebens angesehen und ausgeübt hat.

Fr. (62) Warum ist der Meistermaurer (W53) das dritte kleinere Licht in der Freimaurerei?

Antw. Weil der Meistermaurer der geselligen Verfassung und der Werkthätigkeit der Loge im Lichte der Vernunft, das ist nach wissenschaftlicher Erkenntniß in reiner Vernunft, gemäß dem allgemeinen gesellschaftlichen Willen der Brüder und mit deren Hülfe, vorstehen, sie leiten und regieren soll: weil ohne Einverständniß des Geistes und des Herzens, und ohne gesellige Ordnung, weil ohne richtige Wahl und schickliche Austheilung der Arbeit, und ohne gesetzliche Aufsicht über die Arbeit und die Arbeiter, das Werk der Freimaurerbrüderschaft nicht werden kann, also außerdem die beiden ersteren kleineren Lichter bei diesem Baue vergebens leuchten würden.

Fr. (63) Warum heißen die zuerst erwähnten Lichter große, diese aber kleinere Lichter in der Freimaurerei?

Da die ersteren die ewigen, für die Eine Menschheit in Gott, in allen Welten und in der unendlichen Zeit, geltenden Urbegriffe: Gott, Mensch und Menscheit bezeichnen, so heißen sie mit Recht große, das ist ewige und erstwesenliche, Lichter. (S156) Aber die drei kleineren Lichter, diese Sonne, dieser Mond, diese Meistermaurer, leuchten vereint nur auf dieser Erde, nur dieser Theil-Menschheit, deren Glieder auch wir Brüder-Freimaurer sind. Weil sie daher, als diese, in Raum und Zeit endlich sind, so heißen sie mit Recht kleinere, das ist untergeordnet-wesenliche, Lichter.

Fr. (64) Welches ist das nächste Grundlehrzeichen Freimaurerbrüderschaft?

Antw. Das längliche, rechtwinklige Viereck.

Fr. (65) Was bezeichnet es?

Antw. Die Gestalt der Loge, das ist die Form sowohl jeder einzeInen Gesellschaft von Freimaurerbrüdern, als auch der ganzen Brüderschaft, sowie sie jetzt ist, und in ihrer höheren Ausbildung in Zukunft sein wird.

Fr.(66) Warum heißt eine jede Gesellschaft von Freimaurerbrüdern eine Loge?

Antw. Weil unsere Vorfahren, die zugleich wirkliche Masonen, das ist Baukünstler und Steinmetzen, waren, die in der Nähe des zu bauenden Werkes errichtete Bauhütte Loge (S157) nannten, und diesen Namen auf die darin versammelte Gesellschaft der Brüder übertrugen, (S158) da sie sich meist (S159) in dieser Hütte versammelten.

Fr. (67) wie viele Brüder machen eine Loge aus?

Antw. Drei oder mehre Brüder Freimaurer, welche in masonischer Verfassung gesellsellschaftlich arbeiten.

Fr. (68) Ist eine ausdrückliche, echtüberlieferte Erklärung des länglichen Vierekkes vorhanden?

Antw. Ja; denn auf die Frage: "welche Gestalt hat die Loge?" wird in der zweiten Kunsturkunde geantwortet: "ein längliches rechtwinkliges Viereck, lang von Osten nach Westen. breit zwischen Norden und Süden, hoch von der Erde bis zum Himmel, tief von der Oberfläche der Erde bis zu dem Mittepunkte."

Fr. (69) Welches ist also dem ältesten echten Gebrauchthume gemäß der Umfang und die Ausdehnung der Loge, als des Versammlungortes der Freimaurerbrüderschaft?

Antw. Die ganze Erde, wo nur Menschen wohnen und sich überhaupt aufhalten können. Das bewohnbare Land dieser Erde ist lang und ringsum wegbar nur von Osten nach Westen, oder von Westen nach Osten; breit aber ist es von Süden gen Norden, und nur zwischen diesen beiden Weltgegenden zugängig, da man die Pole bis jetzt nicht überreisen kann. Doch von der Erde bis zum Himmel, und tief von der Oberfläche derselben bis zu ihrem Mittepunkte, wird die Loge genannte um anzudeuten, daß sie die ganze Erde umfaßt, und sowenig an die Oberfläche der Erde gebunden ist, als der Mensch selbst.

Fr. (70) Warum werden überhaupt der Loge diese Erstrekkungen zugeschrieben?

Antw. Nach dem wörtlichen Ausspruche der zweiten Kunsturkunde: "weil die Freimaurerei allgemein "ist;" (S160) und zwar deuten die beiden ersten Erstrekkungen auf die Allgemeinheit der Freimaurerei für diese Erde, und die dritte zeigt ihre Allgemeingültigkeit im Weltall an, sobald sie in ihrem Urwesenlichen und Ewigwesenlichen, entkleidet von allem Eigenleblichen, bloß dieser Erde und der Menschheit dieser Erde Eignen, gedacht wird.

Fr. (71) Welches ist nun das nächste Grundlehrzeichen der Freimaurerbrüderschaft?

Antw. Drei große Pfeiler (Saülen), welche die Loge tragen.

Fr. (72) Welche sind es?

Antw. Weisheit, Stärke und Schönheit.

Fr. (73) Werden diese Pfeiler in den Logen vorstellig gemacht?

Antw. Ja; der Meister in Osten stellt den Pfeiler der Weisheit vor, der ältere Aufseher in Westen den Pfeiler der Stärke, der jüngere Aufseher in Süden den Pfeiler der Schönheit.

Fr. (74) Warum wird gesagt, daß diese drei großen Pfeiler die Loge tragen?

Antw. "Weil Weisheit, Stärke und Schönheit alle Bauwerke vollenden, und Nichts ohne sie ausgeführt werden kann. Denn Weisheit wird zum Erfinden, Stärke zum Unterstützen und Schönheit zum Zieren erfordert. (S161)

Fr. (75) Wie soll ich Dieß vom Leben und vom Bau der Menschheit verstehn?

Antw. Weisheit, Stärke und Schönheit sind zu Vollendung des Lebens jedes Menschen, jeder Gesellschaft von Menschen, und der ganzen Menschheit wesenlich, und sollen an allen menschlichen Thätigkeiten, in deren Aüßerungen und Werken, dargehildet werden.

Fr. (76) Was ist Weisheit?

Antw. Menschliche Weisheit ist die bleibende, zeitstetige Eigenschaft des Menschen, wonach derselbe sein Schauen (Denken und Forschen), sein Empfinden (sein Gefühl), sein Wollen, und sein Handeln (sein Üben und Ausführen), gemäß dem im Wissenschaftgliedbau erkannten Wahren, freiselbthätig bestimmt; oder mit andern Worten, der Mensch ist weise, in dem die Wissenschaft in reinguter Gesinnung, und lebenkunstgemäßer Ausführung, lebwirkig (practisch) ist. Dazu wird die im Gliedbau der Einen Wissenschaft gebildete Erkenntniß der Urbegriffe und Urbilder, der Geschichte, und des Verhältnisses des in den Urbegriffen und Urbildern erkannten Ewigwesenlichen (der Ideen und der Ideale) zu der Geschichte, besonders zu der Gegenwart, (S162) als wesenliche Bedingung erfordert.

Fr. (77) Was ist Schönheit?

Antw. Die Eigenschaft endlicher Dinge, daß sie in und an den Grenzen ihrer Eigenwesenheit (Natur) Gott ähnlich sind, und den Wesengliedbau (Weltbau) an ihnen selbst, als an einem urendlichen Gleichnisse, darstellen. (S163)

Fr. (78) Was ist Stärke?

Antw. Kraft, welche durch Weisheit geleitet, gemäßget und wohlgehalten, und durch die Liebe eines reinen Herzens erwärmt und befruchtet wird. Sie wird vermehrt und erhöht durch das vereinklangige Zusammenwirken aller einzelnen Kräfte, welche zu Vollendung des Werkes wesenlich sind. Die Stärke des Menschen besteht also in der gleichförmigen, ebenmäßigen Vereinthätigkeit aller seiner einzelnen Kräfte in Eine Kraft; und die der Menschheit in dem gleichförmigen, ebenmäßigen Vereinleben aller ihrer inneren Selbwesen (Personen), das ist aller einzelnen Menschen und aller Gesellschaften, in eine gesellige Menschheit (in die Sellmenschheit). (S164)

Fr. (79) Worauf gründet sich Weisheit?

Antw. Auf die Wissenschaft, (S165) das ist auf den Gliedbau der Erkenntniß Wesens und des Gliedbaues der Endwesen (der Welt) in Wesen, welche in Einheit, Gegenvielheit (Mannigfalt) und Vereinheit (Harmonie) (S166) die urwesenliche und ewigwesentliche Ordnung des Seins und Lebens aller Endwesen in Wesen, das ist in Gott, in dem Gliedbaue der Erkenntnisse nachahmt.

Fr. (80) Worauf gründet sich Schönheit?

Antw. Sie ist gegründet in der Wesenheit Gottes, als des Einen Wesens, und in der Gottähnlichkeit Wesengliedbaues (des Weltbaues) und aller Endwesen in Wesen; sie ist in allem Ewigen und Lehendigen, in Geiswesen (Vernunft), Leibwesen (Natur), und in Menschheit; und der Mensch bildet sie freithätig in den Werken aller schönen Künste, auch in dem eignen Leben des Menschen und der Menschheit, sofern dasselbe ein Werk ist der schönen Kunst der Erziehung und Bildung (der Lebenbelebigung und Lebengestaltung) und der ganzen Lebenkunst.

Fr. (81) Worauf gründet sich die Stärke des Menschen?

Antw. Auf die blühende, vollständige Gesundheit des ganzen Menschen und auf das vereinklangige (harmonische) Gleichgewicht aller geistlichen und leiblichen Kräfte nach Maßgabe seiner Eigenleblichkeit (persönlichen Individualität), und des darauf gegründeten vorwaltenden Lebenberufen; (S167) vorzüglich aber darauf, daß der Geist mit Freiheit über dem Gemüthe walte, damit alle Empfindungen und Neigungen des Menschen mit dem ewigen Gesetze der Tugend, der Gerechtigkeit und der Liebe übereinstimmen, sodaß nur in dieser Übereinstimmung des Geistes und des Gemüthes der Wille gebildet, der Entschluß genommen, und jede Handlung ausgeführt werde.

Fr. (82) Und worin besteht die Stärke der Menschheit?

Antw. In der gleichförmigen inneren Vollendung aller ihrer innern Selbwesen (Personen) und Werke, in ihrem gerechten und innigen Zusammenleben in Einen größten Menschen auf Erden: daß Mann und Weib, Kind, Erwachsner und Greis, milder und strenger und gleichmäßiger Eigenlebsinn (Character), daß Wissenschaftforscher und Künstler, daß Gottinnigkeitbund, Tugendbund, Rechtbund und Selbbildungbund, daß Einzelne, Ehethümer (Familien), Freundschaften, Stämme und Völker, auf der ganzen Erde, zur Zeit der Reife des Menschheitlebens, in Einen Menschheitbund vereint, gleichwesenlichen und gleichschönen Antheil nehmen an dem Leben und an dem Baue der ganzen Menschheit.

Fr. (83) Warum wird gesagt, daß die drei großen Pfeiler, Weisheit, Stärke und Schönheit, die Loge tragen?

Antw. Weil Weisheit, Stärke und Schönheit, welche durcht Wissenschaft, Lebenübung und Kunst erlangt werden, Wesentheile der Bestimmung der Menschheit sind; indem ohne sie der Mensch und die Menschheit nicht leben, noch sich ausbilden könnten; daher ohne sie der Bau des Menschheitlebens augenblicklich stillstehen müßte. Deshalb sind Weisheit, Stärke und Schönheit auch wesenliche Theile der geistigen Grundlage der Freimaurerei, und der Freimaurerbrüderschaft, welche nach ihrem jetzigen Geschichtbegriffe an der Menschlichkeit ihrer Mitglieder arbeiten soll. (S168)

Fr. (84) Was wird dazu erfordert, daß die drei großen Pfeiler wirklich die Loge tragen?

Antw. Daß Weisheit, Stärke und Schönheit die Verfassung der Brüderschaft, welche, der Wesenheit derselben gemäß, gesellschaftrechtlich und liebinnig geordnet ist, begründen und erhalten, nach welcher Verfassung alle Brüder auf Erden Eine Loge (Ein Masonthum) ausmachen; und daß die drei großen Pfeiler wirklich durch die drei wesenlichen Beamten der Loge vorgestellt werden.

Fr. (85) Wie geschieht Dieß?

Antw. Wenn der Meister in Weisheit die Loge leitet, besonders wenn er die Arbeiter gehörig unturrichtet, und nach ihren Fähigkeiten zweckmäßig anstellt, daß sie ihr Werk in edlem Stil und in guter Übereinstimmung ausführen; und wenn die beiden Aufseher über die Kraft und Schönheit beides der Arbeiter und des Werkes sorgfältig, selbst mit Kraft und Schönheit, wachen.

Fr. (86) Welches ist das nächste Grundlehrzeichen der Freimaurerbrüderschaft?

Antw. Das nächste und letzte Überlieferte Grundlehrzeichen der Freimaurerbrüderschaft ist die wolkige Himmeldekke (der Baldachin), welche die Loge bedeckt.

Fr. (87) Was deutet sie an?

Antw. Die Lufthülle (Atmosphäre) der ganzen Erde; um anzuzeigen, daß die Freimaurerei unter unter jedem Himmelstriche und zu allen Jahrzeiten geübt werden soll und kann, und daß sie sich zunächst auf die Ausbildung des Menschheitlebens dieser Erde bezieht, soweit diese durch die eignen inneren Kräfte der Menschheit mit Gottes Hülfe möglich ist.

Fr. (88) Welches ist also der Ort, wo, der alten Kunstüberlieferung gemäß, die Freimaurerloge gehalten werden soll?

Antw. Die ganze Erde.

Fr. (89) Und Wer soll auf der Erde die Freimaurerloge halten?

Antw. Da die ältesten Kunsturkunden lehren, daß Freimaurerei allgemein ist, (S169) daß die Loge die ganze Erde umfassende Ersttrekkungen hat, (S170) und daß sie yon der Lufthüllee (Atmosphäre) der Erde bedeckt wird, so ist daraus erkennbar, daß die Stifter des Bundes im Mittelalter, und überhaupt die altzeitigen brüder, es geahnet haben: die Masonei sei ihrer ewigen Wesenheit nach für die ganze Menschheit bestimmt, und werde auch von der ganzen Menschheit öffentlich geübt werden.

Fr. (90) Sind die hier erklärten Grundlehrzeichen das vollständige Ganze der freimaurerischen Grundlehrzeichen?

Antw. Unter den überlieferten Lehrzeichen der zweiten Kunsturkunde finde ich außer den erwähnten keine, welche als Grundlehrzeichen könnten betrachtet werden; (S171) denn alle die übrigen in derselben Kunsturkunde echtüberlieferten masonischen Lehrzeichen stellen entweder irgend eine in den Grundlehrzeichen angedeutete Lehre in einer besonderen Beziehung dar, oder erinnern an Wahrheiten, welche unter jenen durch die Grundlehrzeichen versinnbildeten allgemeineren Wahrheiten, als besondere, enthalten sind. - Von diesen Nebenlehrzeichen (Nebensyambolen) verdient die Reihe derjenigen vorzügliche Beachtung, welche die in den Grundlehrzeichen im Allgemeinen versinnbildeten Grundlehren der Freimaurerei auf jeden einzelnen Freimaurer insbesondere anwenden.

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