Gottfried Josef Gabriel Findel
Geboren wurde er am 21. Oktober 1828 in Kupferberg.
1856 wurde er als Lehrling in der Loge Eleusis zur Verschwiegenheit in Bayreuth aufgenommen.
Er war ein ungemein produktiver Freimaurerschriftsteller, es sind von ihm 254 Werke in 385 Publikationen überliefert, einige von Ihnen wurden in 9 Sprachen übersetzt.
Gestorben in Leipzig am 23. November 1905.
Findel, Gottfried Josef Gabriel
Quelle: Lennhoff, Posner, Binder von 1932
freimaurerischer Schriftsteller und Buchhändler * 1828, † 1905. Aus ärmlichen Verhältnissen stammend, bezog er das Gymnasium in Bamberg, wo er sich bereits mit literarischen Arbeiten beschäftigte, und kam mit sieben Gulden in der Tasche an die Münchner Universität. 1849 tat er sich bei Studentenversammlungen hervor, mehrere scharfe Artikel aus seiner Feder trugen ihm eine zehnmonatliche Untersuchungshaft ein. Er wurde amnestiert gab das Studium auf und wurde Buchhändler und Schriftsteller. Aus der katholischen Kirche war er ausgetreten und hatte sich der freireligiösen Gemeinde angeschlossen. Während seiner Lehrzeit in einer großen Buchhandlung in Heidelberg besuchte er Vorlesungen an der Universität. Seine freimaurerische Laufbahn ist sehr bewegt. 1856 in der Loge "Eleusis" in Bayreuth aufgenommen, schloß er sich 1858 der Loge "Minerva" in Leipzig an und wollte nach vorübergehender Rückkehr zu seiner Mutterloge 1872 zur Loge "Apollo" hinüberwechseln, da er dort Schwierigkeiten begegnete, die, wie schon vorher, nicht zuletzt auf seine Schreibweise zurückzuführen waren, trat er der Loge "Zum Morgenstern" in Hof bei, aber auch hier hielt es ihn nicht, und er schied 1891 in Unfrieden von der Bauhütte. 1898 finden wir ihn in der Loge "Johannes zum wiedererbauten Tempel" in Ludwigsburg. Die Leipziger Logen hatten ihm den Besuch gesperrt. Erst die aus der "Minerva" hervorgegangene Loge "Phönix" nahm ihn wieder auf. Findel söhnte sich dann mit den Leipziger Verhältnissen langsam wieder aus.
Auf die freimaurerischen Verhältnisse seiner Zeit gewann er besonderen Einfluß durch die gemeinsam mit Dr. Rudolf Seydel (s. d.) begründete Zeitschrift "Die Bauhüte". Findel, ein ausgezeichneter, scharfer Journalist, eine ungestüme, von leidenschaftlicher Hingabe an die freimaurerische Sache erfüllte Kampfnatur, deckte in dieser Zeitung rücksichtslos Schäden im Bunde auf und redete einem zeitgemäßen Fortschritt das Wort. Daß er sich hierdurch viele Feinde schuf, liegt auf der Hand.
Sein reichhaltiger Briefwechsel, der im Archive der Großloge "Zur Sonne" in Bayreuth verwahrt wird, zeigt, daß er mit allen führenden Freimaurern seiner Zeit in ständigem fruchtbarem Gedankenaustausche lebte. Im Jahre 1860 regte er gemeinsam mit dem Schweizer Freimaurer Schauberg (s. d.) die Gründung des Vereins deutscher Freimaurer an, die am 19. Mai 1861 Wirklichkeit wurde. Er war durch 17 Jahre der treffliche Geschäftsführer des Vereins, auf ihn geht neben vielen anderen Schöpfungen auch die Herausgabe der Jahrbücher zurück. 1878 trat er aus dem Verein aus. Für seine Zeit ungeheures Aufsehen erregte die 1861 bis 1862 erstmals erschienene Geschichte der Freimaurerei, der eine Fülle weiterer Schriften und zahlreiche Neuauflagen und Übersetzungen folgten. "Die Grundsätze der Freimaurerei im Völkerleben" und "Der freimaurerische Gedanke und seine Berechtigung" wurden vom Großorient von Belgien mit dem Peeters-Baertsoen-Preis ( s. d. ) ausgezeichnet. Im Auftrage des V. d. F. unternahm Findel eine Reise nach England, wo es ihm auf Grund genauer Archivstudien gelang, die Unechtheit der Yorker Urkunde (s. d.) nachzuweisen.
Seinem unruhigen Kopf entsprang 1884 die Idee des Lessingbundes (s. d.), gegen den sich die deutschen Großlogen auf dem Großlogentag 1885 entschieden aussprachen. Der Bund hatte namentlich in Glaubensdingen sehr ausgesprochen radikale Tendenzen und wollte die Logen unter dem Schlagwort "erhöhte planmäßige Werktätigkeit" mit der Besprechung politischer und religiöser Fragen belasten. Nachdem die Großlogen ihren Mitgliedern die Beteiligung verboten hatten, stellte der Lessingbund 1891 seine Tätigkeit ein. Im gleichen Jahre trat Findel die "Bauhütte" an eine von Brüderm gebildete Aktiengesellschaft in Frankfurt a. M. ab. Allgemeines Aufsehen erregte er dann wieder, als er 1896 den Schwindeleien Marghiottas und Leo Taxils (s. beide) mit den scharfen Gegenschriften "Katholischer Schwindel", "Die Germania und der Gockelhahn des Teufels Bitou", "Die katholische Klerisei auf der Leimrute" entgegentrat und dadurch zur Aufdeckung der Taxiliade den entscheidenden Anstoß gab. Neben seiner ausgiebigen literarischen Tätigkeit gab Findel seit 1895 die "Signale für die deutsche Maurerwelt" und jahrelang den "Kalender für Freimaurer" von van Dalen heraus. Für die Anerkennung der Negerfreimaurer Amerikas setzte er sich lebhaft ein und wurde von der Prince Hall-Großloge in Boston zum Ehren-Großmeister ernannt.
Findel, eine reich begabte, schöpferische, furchtlose, unabhängige, selbstlose Persönlichkeit, war doch ein unglücklicher Mensch, der unter der Fuchtel seines cholerischen Temperaments stand. Geleitet von einem gewaltigen Freiheitsdrang, kämpfte er hemmungslos nach allen Seiten; namentlich sein Streit gegen die Hochgrade (vor allem der Großen Landesloge) kannte keine Grenzen. Wirkliche und eingebildete Feindschaften verbitterten ihm sein Leben, das auch sonst an Fehlschlägen reich war. Auf seine Zeit hat er nachhaltigen Eindruck ausgeübt; vieles von dem, was er geschaffen, hat bleibenden Wert behalten. Aus dem Bilde der Freimaurerei ist er nicht wegzudenken. Seine Schriften vergl. Bibliographie von Wolfstieg.