Volker von Alzey
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Volker von Alzey: Ein freimaurerischer Prototyp?
Aus Alzey soll eine Hauptfigur des »Nibelungenliedes« stammen, die den höfischen Spielmann ebenso wie den ritterlichen Helden verkörpert: »Volker von Alzey«. Das Nibelungenlied ist ein mittelalterliches Heldenepos und die wichtigste hochmittelalterliche deutschsprachige Ausformung der »Nibelungensage«, deren Ursprünge bis in die Zeit der germanischen Völkerwanderung (~375-568 n. Chr.) zurückzureichen sollen. Ein historischer Kern könnte auch in der Zerschlagung des Burgunderreiches im Wormser Raum um 436 verortet werden, die durch den römischen magister militum Flavius Aetius (~390-454 n. Chr.) unter Zuhilfenahme von hunnischen Hilfstruppen erfolgte. Der heute bekannte Text wurde aber erst zu Beginn des 13. Jahrhunderts niedergeschrieben. Diese Zeit ist die Hochblüte des Tempelritter-Ordens (~1118-1312) und der Kreuzzüge.
Alzey = Volkerstadt
Mit der Beliebtheit des Nibelungenlieds wurde auch Volker von Alzey im Mittelalter bekannt. Im 19. Jahrhundert setzte sich das Nibelungenlied erneut als nationaler Mythos durch und wurde in allen künstlerischen Gattungen verarbeitet. Alzey wurde zur »Volkerstadt«. Dabei liegen die zwei interessantesten Extrem-Beispiele in Richard Wagners »Der Ring der Nibelungen« (1876), in dem die Volker-Figur ganz ausgespart wurde, und in Helmut Kraussers Drama »Unser Lied« (2005), in dem Volker endgültig zum Künstler wird.
Volker von Alzey wird schon zu Beginn des Nibelungenliedes als Heldenfigur eingeführt. Aber erst im zweiten Teil des Epos hat er für das Ende des Gesamtgeschehens eine zentrale Rolle zu spielen. Meist wird er nur als ein Gefolgsmann Hagens wahrgenommen, worauf sein Name »Volker« hinweisen könnte, welcher sich als »derjenige, der (Hagen) folgt« verstehen lässt. Jedoch ist er Hagen gleichrangig und körperlich überlegen. Sein Name scheint eher auf seine Rolle als grundsätzlicher »Folger« hinzudeuten. Nicht ganz unähnlich den Tempelrittern, die absoluten Gehorsam und Gefolgschaft gegenüber dem Papst gelobten. In Richard Wagners Konzeption des Heldenepos finden nicht ohne Grund die Tempelritter Erwähnung.
Charakteristika: Volker von Alzey
Der zentrale Konflikt des Heldenepos besteht zwischen dem unterwürfigen Gehorsam sowie einer modernisierten Feudalherrschaft, die nur noch zum Teil auf dem Lehnswesen basiert. Die soziale Welt des Nibelungenliedes ist ambivalent und stellt das »Archaische« in den Vordergrund. Man geht heute davon aus, dass die Dichter des Nibelungenliedes sowohl geistlich wie literarisch Gebildete im Umkreis des Passauer Bischofshofs gewesen sein sollen. Dabei ging es anscheinend den Verfassern besonders um die Kritik an der höfischen Gesellschaft jener Zeit. Die Kritik könnte auch im Zusammenhang mit dem Investiturstreit stehen, der in Worms Ende des 11. Jahrhunderts seinen Anfang nahm. Dabei ging es um das Recht eines Fürsten einen Bischoff einzusetzen, was der Papst als sein ausschliessliches Recht ansah.
Die Idee der Tempelritter, dem ersten geistlichen Ritter-Orden, musste den geistlichen Mönchsorden des 12. und 13. Jahrhunderts als brutaler Arm des Papstes erscheinen. Zwei Stände, die zuvor als nicht kompatibel galten, wurden vereint: Mönche und Ritter. Die grundlegende Ambivalenz Volkers zwischen Krieger und Dichter - d.h. dichtender Krieger oder kämpfender Dichter - spiegelt sich auch in den Tempelrittern wieder. Denn Volker verkörpert nicht nur den Helden und herausragenden Krieger sondern als Fiedler zugleich den Künstler, dessen Sensibilität im deutlichen Kontrast zu seiner Brutalität steht. Das könnte auch verdeutlichen, warum Volker aus Alzey stammt. Denn um Alzey herum, waren die Tempelritter aktiv, wie man heute noch an Hof Iben sehen kann, einem kleinen ca. 15 km nordwestlich von Alzey liegenden Ort. Dort befinden sich u.a. Überbleibsel einer Templerniederlassung.
Volker von Alzey ist jener Typus von Ritter, der sich stets für ein Extrem seiner Persönlichkeit entscheidet. Nur in seiner Freundschaft zu Hagen, tritt der kultivierte Gentleman in Erscheinung, der vollkommen in seiner Kunst als Fiedler und seiner Berufung als Ritter aufgeht. Das ist jener Zustand, den die Freimaurerei in ihren Mitgliedern zu fördern sucht. In der Freimaurerei gibt es die passive Seite, der der Mond, das Wasser, der unbehauene Stein und das Senkblei zugeordnet werden. Die künstlerische Persönlichkeit von Volker ist hier beheimatet. Würde diese Seite stets die Oberhand gewinnen, würde er zu einem introvertierten Fiedler mutieren. Die andere Seite ist die aktive Seite, der die Sonne, das Feuer, der behauene Stein und die Setzwaage zugeordnet werden. Die kriegerische Persönlichkeit von Volker ist hier beheimatet. Diese Seite gewinnt in Volkers Persönlichkeit stets die Oberhand. Beide Seiten sind im Menschen begründet und haben ihn in stetigem Ausgleich zu einer geistigen Wandlung zu führen. Das ist die Kunst eines Freimaurer-Meisters, insbesondere eines Vorsitzenden Meisters, dessen Symbol der Winkelhaken ist.
Tempelritter und Freimaurerorden
Die Große Landesloge der Freimaurer von Deutschland (Freimaurerorden) ist eine von fünf anerkannten Großlogen in Deutschland. Sie wird auch Freimaurer-Orden oder Freimaurer-Ritter-Orden genannt und beruft sich inhaltlich in mindestens zwei Graden auf die Tempelritter. Sie hat ein auf zehn zusammenhängenden Graden basierendes System. Ihre Wurzeln lassen sich auf schwedische Dokumente von 1756 zurückführen: Eckleffsche Akten. Bei Eintritt in eine Freimaurerloge des Freimaurer-Ordens wird man zum Johannis-Lehrling und zum Freimaurer-Ritter aufgenommen.
Volkers Metanoia
Der freimaurerische Weg ist Menschen mit Extremen nicht zugänglich und so findet Volker seine Metanoia, wie Johannes der Täufer die geistige Wandlung nannte, im Tod durch Hildebrands Hand. Volker von Alzey und Johannes der Täufer waren beide Verkünder aber auch rau und brutal zugleich. Johannes der Täufer ist Schutzpatron der Tempelritter, der Steinmetze und der Freimaurer. Volker wird durch seine Fiedel das Attribut des Verkünders zur Seite gestellt und Johannes durch seine biblischen Prophezeiungen. Beide waren Verkünder einer Metanoia, die sie selbst aber erst im Tode fanden. Denn Volker von Alzey wurde erschlagen und Johannes der Täufer geköpft. Bezeichnend dabei ist, dass der Name »Hildebrand« eine Verbindung der Worte Schlacht, feurig und feuergebrandt darstellt. Damit hat die oben erwähnte Feuer-Seite Volker von Alzey verzehrt, obwohl er stets die Metanoia vor Augen hatte. Er kam immer wieder u.a. durch seine Freundschaft zu Hagen mit ihr in Verbindung. Er hätte sich jeden Tag für die Metanoia, für die geistige Wandlung entscheiden können und seinen Sinn ändern können.