Rektifizierter Schottischer Ritus

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*Der RSR und die christliche Freimaurerei in Deutschland und Schweden *Die Ursprünge des RSR

Rektifizierter Ritus

Quelle: Lennhoff, Posner, Binder

Régime Ecossais et rectifié.

Von allen Änderungen, die das System der Strikten Observanz erfuhr, kommt der Rektifizierung auf dem Nationalkonvent der französischen Templer in Templar in Lyon (Convent des Gaules) im November-Dezember 1778 die größte Bedeutung zu. Sie stellte eine gründliche Abkehr von dem von Freiherrn von Hund (s. d.) aufgestellten System dar und setzte an dessen Stelle den Orden der "Chevaliers bienfaisants de la Cité Sainte", der die nicht aufrecht zu erhaltende Herleitung von den alten Tempelherren fallen ließ, als seine Aufgaben Wohlfahrtspflege, Vervollkommnung der Menschen durch das Christentum in seiner ursprünglichen Reinheit bezeichnete und wieder zu sechs Graden zurückkehrte.

Diese waren: Lehrling, Geselle, Meister, Schotte des heiligen Andreas (ebenfalls als symbolische Stufe bezeichnet) und zwei Grade des inneren Ordens (Ecuyer Novice und Chevalier bienfaisant de la Cité Sainte). Da der französischen Regierung die Bezeichnung "Tempelritter" aus historischen Gründen nicht angenehm war, wurde sie fallen gelassen. Die starke Betonung des karitativen Wollens verdient besondere Würdigung angesichts des schrecklichen Elends, das damals auf Frankreich lastete und durch keinerlei offizielle Wohlfahrtspflege gemildert wurde.

Der Ordensplan von Lyon fand mit geringen Änderungen auch Annahme auf dem Wilhelmsbader Konvent 1782 (s. d.).

Der Todesstoß, den die Strikte Observanz hier erhielt, hemmte aber auch von vornherein die Entwicklung des rektifizierten Systems. Dieses beschränkte sich in der Hauptsache auf Frankreich, Norditalien und die Schweiz, wo sich 1779 unter Diethelm Lavater (s. d.) das rektifizierte Grand Prieuré Indépendant d'Helvétie (Directoire Ecossais rectifié) bildete. General-Großmeister des rektifizierten Systems war bis zu seinem Tode (1797) Herzog Ferdinand von Braunschweig, auf welchen Prinz und Landgraf Karl von Hessen (der es mit einigen Abänderungen in Dänemark einführte, wo es 1855 durch die schwedische Lehrart ersetzt wurde) und der Landgraf Christian von Hessen folgten. Nach der französischen Revolution nahm das System in Frankreich als "Directoire de Neustrie" einen gewissen Aufschwung.

1808 wurde Cambacéres (s. d.) National-Großmeister. Nach dem Sturz des Kaiserreiches kam es in verschiedenen Ländern zu neuer Blüte. Auf die Dauer hielt sich aber in der ursprünglichen Form nur das Schweizerische Großpriorat in Zürich. Bis zur Gründung der Großloge "Alpina" unterstanden diesem auch eine ganze Reihe symbolischer Logen, die aber von 1844 an in die neue Großkörperschaft übergingen und neue Rituale annahmen.

Nur die 1768 gegründete Genfer Loge "Union des Coeurs" behielt auch unter der neuen Obedienz (bis auf den heutigen Tag) das rektifizierte System bei. Sie bearbeitet nach wie vor in einer symbolischen Andreasloge den "schottischen Andreasmeister". Der Verlust der blauen Logen schwächte naturgemäß das Priorat. Von den beiden Präfekturen Genf und Zürich schlief die letztere ein, so daß 1885 Genf das einzig noch bestehende Überbleibsel war und Sitz des Großpriorats wurde. 1896 wurde ein (1910 erneuerter 1930 gekündigter) Freundschaftsvertrag mit dem Obersten Rat des A. u. A. Schottischen Ritus für die Schweiz (Lausanne) abgeschlossen.

Französische Maurer, die in der Schweiz in den Ritus aufgenommen wurden, erweckten 1910 die alte Pariser Loge "Le Centre des Amis" (bis 1797 "Guillaume Tell"), die nach anfänglichem Zögern vom Grand Orient de France angenommen wurde, sich aber ein Jahr später selbständig erklärte und eine der beiden Mutterlogen der 1913 gegründeten "Grande Loge Nationale Régulaire Indépendante de France" (s. Frankreich) wurde, in der nun das Rektifizierte System in einigen Bauhütten gepflegt wird.

1911 trat das Großprioritat mit dem Grand Orient in freundschaftliche Beziehungen, im gleichen Jahre wurden offizielle Beziehungen zu den britischen Tempelrittern angeknüpft. 1913 wurde das System auch in Belgien eingeführt, wo Dr. Gustave Smets-Mondez die Leitung übernahm. Das Genfer Großpriorat unterhält auch freundschaftliche Beziehungen zu den nordischen Großlogen. Die Chevaliers führen lateinische Ritternamen, das Wappen zeigt Phönix und Kreuz und die Ordensdevise "Perit ut vivat". Großprior ist seit 2016 Br. Dr. Hans Fischer aus Schaffhausen.

Die Grade des R. S. R. sind, da sie teilweise den Inhalt mehrerer der ursprünglichen Stufen in sich aufgenommen haben, sehr umfangreich. Der IV. Grad (Ecossais de Saint-André, dt.: Andreasmeister) entspricht in der Einordnung ungefähr dem Andreasmeister der Großen Landesloge der Freimaurer von Deutschland sowie dem XVIII. Grad des A. u. A. Schottischen Ritus. Von dem in zwei Klassen geteilten Inneren Orden entspricht der »Ecuyer-Novice« dem XXX. Grad und der »Chevaliers Bienfaisants de la Cité Sainte« der Spitze des Lehrgebäudes des AASR. Aktuell bestehen Besuchsvereinbarungen des RSR mit der GLLvD und mit dem AASR.

In einigen Ländern ist seit einigen Jahren eine Renaissance des RSR zu beobachten, so etwa in Österreich seit ca. 2010. Eine deutsche Andreasloge des RSR mit dem symbolträchtigen Namen »Wilhelmsbad«, die jedoch zum Unabhängigen Großpriorat von Helvetien, Präfektur Basel gehört, arbeitet seit 2013 in Offenbach am Main (siehe: Andreasloge Wilhelmsbad).

Walter Hess

Der Zürcher Walter Hess (1918-2002) war ein bekannter Chirurg in Basel und Zürich. Den Freimaurern ist er unter anderem durch seine ausführliche und akribische „Geschichte des Rektifizierten Schottischen Ritus“ vertraut, die knapp vor seinem Tod erschien. Er hat auch die knapp 200seitige Studie von Giuliano di Bernardo: "Filosofia della Massoneria", 1987, übersetzt.


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