Louis Claude de Saint-Martin

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Martin, Louis Claude, Marquis de Saint

Quelle: Internationales Freimaurer-Lexikon von Eugen Lennhoff und Oskar Posner (1932)

französischer Mystiker, * 1743, † 1803, nach juristischen Studien Offizier, Anhänger der theosophischen Lehre von Jakob Böhme (s. d.), ein "Robinson der Spiritualität", lernte in Bordeaux Martines Pasqually (s. d.) kennen, wurde durch dessen kabbalistische Ideen und magisch-theurgische Operationen stark beeinflußt. Unter dem Pseudonym "Philosophe ineonnu" veröffentlichte er 1775 sein philosophisches Erstlingswerk "Des erreurs et de la verite des Hommes rappeies au principe universel de la science" (1781 von Matthias Claudius [s. d.] ins Deutsche übertragen), das, ausgesprochen aufklärungsfeindlich, die Nichtigkeit der materiellen Welt, "der sinnlichen und körperlichen Natur im Menschen" predigte, die Ohnmacht des menschlichen Eigenwillens und den höheren Ursprung obrigkeitlicher Gewalten lehrte und vom Bestreben geleitet war, das geistige Leben des Menschen und seine Zusammenhänge mit der geistigen Welt zu analysieren. Nach Bode fing dieses Buch aller Bücher für Rosenkreuzer, Theosophen und die übrigen Mystiker an, das große Aufsehen zu machen, wodurch es nunmehr ungefähr zu einem symbolischen Buch geworden..." Der Deckname "Philosophe inconnu" wies auf die von ihm begründete Vereinigung hin, deren Statut sich (nach Arnold Marx "Die Gold- und Rosenkreuzer" im Freimaurermuseum", Band V.) mit dem sogenannten Prager Ritual der Rosenkreuzer deckte. Martin war 1769 Freimaurer geworden und hatte zuerst im System der "Auserwählten Coens" seines Meisters Pasqually eine bedeutende Rolle gespielt, dann aber einen eigenen Hochgradritus begründet, der auf templerischer Grundlage manches von den Coens mit seinen eigenen Lehren verband.

Dieses "System der Martinisten", das zuerst zehn und später sieben Grade umfaßte, ging nach dem "Convent des Gaules", Lyon 1778, in dem dort geschaffenen Rektifizierten Schottischen Ritus (s.d.) auf. Die ursprünglichen zehn Grade umfaßten in zwei "Tempeln" die folgenden Stufen:

Erster Tempel:
1. Lehrling,
2. Geselle,
3. Meister,
4. Altmeister,
5. Auserwählter,
6. Großarchitekt,
7. Herr des Geheimnisses;
zweiter Tempel:
8. Prinz von Jerusalem,
9. Ritter von Palastina,
10. Kadosch.

Die Gedankengänge dieses Systems waren ebenso verschroben und verworren wie jene seines zweiten Buches "Tableau naturel des rapports existants entre Dieu, l'homme et l'Univers" (1782), einer philosophisch-kabbalistischen Studie über den Tarot und den Symbolismus des Universums. Um das Göttliche ganz allein im Grund seines Herzens suchen zu konnen, bat Martin 1790 seinen Freund Willermoz (s. d.), seinen Namen in den freimaurerischen Listen zu löschen; er schrieb aber: "Ich bleibe auch weiterhin mit Euch eins, als Coen sowohl wie als Eingeweihter."

Siehe auch