Rosenkreuzer

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Rosenkreuzer

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Quelle: Lennhoff, Posner, Binder

In der freimaurerischen Forschung spielt die Frage eine große Rolle, ob in der Vorgeschichte der Freimaurerei rosenkreuzerische Einflüsse nachzuweisen sind, worauf nicht zuletzt manche Symbole, namentlich in höheren Graden, hinzuweisen scheinen. Die Auffassung jener Historiker (z. B. Nicolai, Buhle Ratsch), die die Freimaurerei von 1717 auf das alte Rosenkreuzertum zuräckführen wollen, die in der "Society" der Freimaurer des 17. Jahrhunderts einen esoterischen Engbund in exoterischer Hülle sehen wollen, berufen sich u. a. auf ein in Edinburgh 1638 erschienenes Gedicht "Muses Threnodie" von Henry Adamson, in dem es heißt:


"For we be brethren of the Rosie Crosse
We have the Mason's Word and second sight".
auf deutsch:
Denn wir sind Brüder vom Rosenkreuz
Wir haben das Maurerwort und das zweite Gesicht."


Sie behaupten, daß das nicht, wie beispielsweise vom Sekretär der Quatuor Cornati Lodge Lionel Vibert, angenommen wird, der erste Hinweis auf das maurerische Paßwort sei, sondern daß es sich da um das "verlorene Wort" handelt, nach dem die R. gleich den Angehörigen anderer Mysterienbünde seit jeher suchten. Das verlorene Wort, das "Große Geheimnis des Meisters", um das die Mysten des Altertums gewußt haben sollen und das die Alchimisten den "Stein der Weisen", andere das "Große Alkahest" nennen.

Es ist nicht leicht, den Verfechtern der Rosenkreuzertheorie auf dieses Gebiet zu folgen, denn auch über jenes Rosenkreuzertum, das zum erstenmal zu Beginn des 17. Jahrhunderts als "alter Orden" erwähnt wird, existieren nur Hypothesen.

Wenn der belgische Schriftsteller Wittemans, der den Spuren der R. in Holland nachgegangen ist, allen Ernstes behauptet, diese führten auf den Köning Amenhotep zurück, und Paracelsus, aus dessen pansophischen Lehren von seinen Jungern rosenkreuzerische Ideen entwickelt wurden, sei schon ein organisiertes Mitglied dieser alten Geheimgesellschaft gewesen, kann das nicht ernst genommen werden. Um so weniger, als der deutsche Forscher Will. Erich Peuckert ("Die Rosenkreuzer", Jena 1927), der sich mit wahrer Inbrunst in die chiliastische Traumwelt des Mittelalters und der rosenkreuzerischen Schriftsteller versenkt hat und mit ehrfürchtigem Erschauern die Geburt einer nëuen Religion belauschen konnte", nachweist, daß die R. als geheime Brüderschaft vor dem 17. Jahrhundert gar nicht existiert haben. Daß da eine geistig-religiöse Bewegung in den Köpfen einzelner sich entwickelt hatte, die den positiven Protestantismus wollten, die eigentliche Weiterführung der lutherischen Reformation. Daß aber dann im 17. Jahrhundert fast alle "heimlichen Gesellschaften" auf rosenkreuzerischem Boden standen, und daß dieserart möglicherweise eine Befruchtung der Freimaurerlogen mit den Ideen des Rosenkreuzertums erfolgt sei.

Die Fama Fraternitatis — Christian Rosenkreutz

Die R. wurden 1614, am Vorabend des Dreißigjährigen Krieges, zum ersten Male in der Literatur genannt, und zwar in einem in Kassel erschienenen, aus zwei Teilen bestehenden Büchlein: "Allgemein und General Reformation der Gantzen weiten Welt.

Beneben der Fama Fraternitatis Dess Löblichen Ordens des Rosenereutzes an alle Gelehrte und Haupter Europas geschrieben" usw. In diesem Büchlein, das den württembergischen Pastor Johann Valentin Andreae (1586 bis 1654) zum Verfasser hatte, handelte der zweite Teil, die "Fama Fraternitatis oder Bruderschaft des Hochlöblichen Ordens des R. C." von einem höchst mysteriösen, angeblich 1378 geborenen Christian Rosenkreutz, der gegen Ende des 14. Jahrhunderts eine Wallfahrt nach Jerusalem unternommen habe und unterwegs in Damaskus und später in Fez in die uralten geheimen Weisheiten und Erkenntnisse der Araber eingeweiht worden sei. In Deutschland habe er dann später mit drei Klosterbrudern und vier anderen Genossen die Brüderschaft des Rosenkreutzes mit dem Zweck gegründet, die Kirche zum Urchristentum zurückzuführen und die menschliche Wohlfahrt in Staat und Kirche zu begründen.

Ein verborgenes Haus Sancti Spiritus habe den Brr. als Zufluchtstätte gedient. Diese seien dann in verschiedene Länder gezogen, um dort neue Adepten zu gewinnen und Nachfolger ausfindig zu machen. Als Rosenkreutz 1484 im Alter von 106 Jahren gestorben sei, habe zwar niemand seine Grabstatte gekannt, aber die Bruderschaft dennoch fortgelebt. Erst 120 Jahre später sei im Hause Sancti Spiritus das Grabgewölbe des Ordensstifters entdeckt worden und in diesem die Geheimnisse der R., die nun geoffenbart werden sollten. Andreas, der seiner "Fama" dann auch eine "Confessio" folgen ließ, behauptete also das Bestehen einer geheimen Brüderschaft mit reformatorischen Tendenzen, deren, Siegel, Losung und Charakter" das Wortsymbol R. C., d. h. Rose und Kreuz, war.


Johann Valentin Andreae

Schon bald nach Erscheinen seiner ersten Schrift wurde aber erklärt, Andreae habe sich eine Erfindung geleistet, seine Brüderschaft habe niemals existiert, und er habe nur eine Satire auf die alchimistisch-theosophische Schwärmerei der von Propheten, Wundermännern, Spiritisten, Astrologen, Gesundbetern, Sektierern wimmelnden, seltsam erregten Zeit schreiben wollen. Auf der anderen Seite fand Andreae aber auch zahlose Glaubige. Seine Schrift bewirkte ungezählte Pamphlete aus anderen Federn. Es waren Bucher, die hauptsachlich von Alchimie handelten, deren Verfasser sich aber fast ausnahmslos als Mitglied der alten Rosenkreutzerbrüderschaft" bezeichneten. Obwohl sich doch erst etliche Zeit nach Erscheinen der Fama jene Rosenkreutzergesellschaften mit alchimistischer Tendenz bildeten, von denen in einer 1737 erschienenen Schrift Occulta Philosophia" die Rede ist. Andreae mochte sich die Entwicklung wohl anders vorgestellt haben.

Er war ein Junger des Paracelsus des größten mittelalterlichen Mystikers, und auch seine Werke sollten der Verbreitung pan sophischer Ideen dienen. Christian Rosenkreutz war nicht Wirklichkeit, nur ein Idealbild des wahren Pansophen, der mit sicherer Hand aus den schweren geistigen Wirren der Zeit herausführen sollte. Andreae wollte, wie er an Comenius schrieb, die Verbindung, wie er sie geschildert hatte, erst gründen. Eine Gemeinschaft, einen internationalen Bund, in dem, frei von allem Parteigeist und aller Streitsucht, die christliche Freiheit unter dem Bande der Liebe die edlen Menschen umschlingen sollte. Also gewiß eine Idee, die sich, noch umfassender, im freimaurerischen Gedankenkreis wiederfindet. Ohne daß man freilich zu sagen vermöchte, ob sie schon in die Logen des 17. Jahrhunderts gedrungen war.


Daß eine Wechselwirkung bestanden haben mag, ließe sich aus einem Schreiben eines von rosenkreuzerischen Idealen erfullten, mit England in Beziehung stehenden österreichischen Schwarmers der dreißiger Jahre des 17. Jahrhunderts, Permeier — an einen Danzinger Freund — vermuten, in dem das Friedenswerk, das Permeier aufrichten wollte, mit Worten umschrieben ist, die stark an den freimaurerischen Sprachschatz erinnern.

Die Katholiken und Lutheraner, schreibt er, wollten die neuen salomonischen Friedensbücher ins Offene bringen, und er habe in England angefragt, ob nicht die dritte, kalvinische Partei auch daran denke: "Sintemal man gern nach der hundert Jahre alten Augsburgischen Gewohnheit längst gegen Sonnwend- oder Johannistag hinaus dieWinkeleisen und Meßschnur zu Interimsentwurf oder Abriß der ersten Gründsteine und Zimmerbäume des vorhandenen großen Friedensgebäudes... anschlagen oder überziehen lassen wollte. Daher notwendig zuvor alle dasu entweder von sich selbst angegebene oder berufene Werkleut mit ihrem Namen und Amt im neuen jerusalemitischen Architektionalbuch annotiert, oder inseriert werden müssen..." Man kann in diesem Brief einen wertvollen Fingerzeig sehen. Aber man wird gut daran tun, sehr behutsam zu Werke zu gehen.


Das Haus Salomonis

Vielleicht wird man eines Tages mehr über das freimaurerische Wirken des Oxforder R. Elias Ashmole (s. d.) erfahren, der 1646 in Warrington zum Freimaurer gemacht wurde. Und auch die Bestätigung der Feststellung des Hamburger Gelehrten Sonnenkalb erhalten, für den ein Freimaurer namens Flood—der der Londoner "Masons Hall" anfangs des 17. Jahrhunderts ein von ihm verbessertes Konstitutionsbuch zum Geschenk machte —identisch ist mit dem berühmtesten der englischen R., dem Londoner Arzte und Alchimisten Robert Fludd (1574—1637), der wieder ein Freund des deutschen R. Michael Maier aus Nürnberg des Leibarztes Rudolfs II., war.

Ashmole und seine Freunde suchten in einer Zeit, da das Rosenkreuzertum in Deutschland wieder spurlos verschwand, nach einem Mittelpunkt für ihre Gemeinschaftsarbeit. Diese "mittleren" R. waren alle Intellektuelle: Physiker, Mathematiker, Mediziner. Aber eine ihnen eigene Mischung von Wissenschaftlichkeit und Träumerei drängte ihr Tun stark auf spiritualistisches Gebiet, auf dem sie sich mit Alchimisteu, Astrologen, Magiern Okkultisten aller Art begegneten, um dann selbst ganz in deren Ideen aufzugehen. Durch Verwandlung und Veredlung der Natur sollte die "Generalreformation der ganzen Welt" herbeigeführt werden. Das Traumbild dieser R. war eine ideale Gemeinschaft, die höchstes menschliches Glück verbürgte.

Man schwärmte von einem Reich der Tugend, Gerechtigkeit und Sühne schon auf dieser Welt, von einer Vermählung von Antike und Christentum unter dem Symbol Rose und Kreuz, das auch Goethe in seinem "religiösen Humanitäts epos", dem Fragment "Die Geheimnisse", auf gerichtet hat. (Das Symbol des R. erscheint zum erstenmal in Dantes "Göttliche Komödie". Der Himmel besteht dort aus einer Reihe von kabbalistischen Kreisen, die ein Kreuz durchschneidet, in dessen Mitte eine Rose blüht.) 1646 gründete Ashmole mit dem Astrologen William Lilly, dem Arzt Thomas Warton dem Mathematiker William Ougthred, den Doktoren John Harwitt und John Pearson und anderen das "Haus Salomonis", das das Sanctuarium sein sollte für ihr inbrünstiges Suchen nach den tiefeten Mysterien der Natur und dem Geheimnis des menschlichen Glücks.

Bacon von Verulams utopischer "Neuer Atlantis" hatten sie die außere Bezeichnung für ihre geheime Gesellschaft entlehnt die aber nicht dessen Lehre folgte, daß die Wissenschaft das Glück begründe, sondern dem mystischen Glockenklang nachging, den Robert Fludd unter dem latinisierten Namen Robertus de Fluctibus in einem rosenkreuzerischen Tractatus Apologeticus schon 1616 hatte ertönen lassen. Das "KIaus Salomonis" aber wurde in der Freimaurerhalle. der Mason's Hall, in Mason's Alley Basing Hall Street aufgestellt; d. h. die R. mieteten sich bei der Loge ein. Das geschah also im gleichen Jahre in dem Ashmole auch als Maurer "aufgenommen ' wurde.

Der Weisheitsbund zog zum Werkbund, hinter dessen sicherem Schirm man ungestört arbeiten konnte.


Ob dies der Punkt ist, an dem die gegenseitige Durchdringung erfolgte, darüber gibt es leider keine positiven Daten. August Horneffer ("Symbolik der Mysterienbünde", 2. Auflage, 1924) nimmt an, daß die Berufsgeheimnisse (Astrologie, Alchimie, Magie und Medizin), die den Weisheitsbunden zu Trägern tieferer Geheimnisse wurden, mit den Werkbünden zusammenführten, weil dort auf anderem Wege ähnliche Wahrheiten gefunden waren, die nun mit Mysterienmitteln gepflegt und fortgepflanzt wurden. Ihre gemeinsamen Feinde waren die reinen Dogmatiker und Analytiker einerseits und die egoistischen Nützlichkeitsverehrer anderseits. Die rosenkreuzerische Arbeit symbolisierte das unbewußte Wachsen in der Natur, das vegetative Hinstreben alles Werdens zu größerer Vollkommenheit, die freimaurerische Arbeit das planvolle Wirken des Menschen, die bewußte sittliche und soziale Schaffenstätigkeit die ebenfalls Vollkommenheit zum Ziel hat. Bei des ergänzte sich also. Daher soviel symbolisch Gemeinsames. Daher die Wandlung des "Hauses" zum "Tempel" Salomonis. Eine kontinuierliche Entwicklung der R. im 17. und in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts läßt sich nicht nachweisen.


Die Gold- und Rosenkreuzer

Um die Mitte des 18. Jahrhunderts war dann, vor allem im Deutschen Reich, ein Mysterienbund Tätig, der sich als "Orden der Gold- und Rosenkreuzer" bezeichnete. Die neue Ordens epoche wird bisweilen von dem schlesischen Prediger und Alchimisten Samuel Richter(Sincerus Renatus) hergeleitet, der 1710 das Buch "Die Wahrhaffte und Vollkommene Bereitung des philosophischen Steines der Bruderschaft aus dem Orden des ,Gulden- und Rosenkreutzes"' veröffentlichte. Über den Orden jenerZeit weiS man aber gar nichts. Er wirkte dann Ende der fünfziger Jahre als christliche Sekte mit alchimistischen Tendenzen ganz im geheimen. 1764 wurde der Prager Zirkel durch landesherrliches Edikt aufgehoben, 1766 erfolgte eine weitere Verordnung gegen die "sogenannte Freymaurer- und Rosenkreuzerbruderschaft".

1767 und 1777 fanden umfassende Ordensreformen statt. Bei der ersteren wurde u. a. die Bibel zur einzigen Richtschnur erklärt, bei der zweiten stellte sich der Orden (auch "Jesusorden" genannt) gründsätzlich auf die Freimaurerei ein, indem man erklärte, diese sei von den Ordensobern der R. erfunden worden, und nur diese verstünden den wahren geheimen Sinn der freimaurerischen Symbolik. Das System hatte neun Grade oder Ordens stufen, in die nur gelangen konnte, wer sich über den Besitz des Meistergrades der symbolischen Maurerei auswies. Denn die Freimaurerei galt als Vorhof des echten Tempels, als Pflanzschule, die Brr. des III. Grades hießen "Meister vom Schein des Lichts und des verlorenen Wortes". Die Gradstufen hießen

  1. Junior oder Zelator.
  2. Theoretieus.
  3. Practicus (der das "chaotische Extractum minerale" zu bereiten wußte).
  4. Philosophus.
  5. Adeptus minor (der die Fähigkeit gewann, "Wunderkuren zu tun und die philosophische Sonne zu sehen").
  6. Adeptus major.
  7. Adeptus exemptus (ihm ward die Erkenntnis vom "Stein der Weisen, der Kabbala und Magia naturali").
  8. Magißter (er bereitete "das Große einzige Werk, den Schatz des Schatze oder Lapis Philosophorum").
  9. Magus (Inhaber der höchsten Führerschaft.

Auch von den R. wurde das maurerische Schurzfell getragen. Die Hierarchie umfaßte Vorsteher für die neungliederigen Zirkel Kreis direktoren für die Sprengel, Oberhauptdirektoren für größere Gebiete, ferner Großpriorat, Vize-Generalat, Generalat und Magus. Wer die höchsten Spitzen des Ordens waren, liegt im Dunkel.

Nach außen hin herrschte strengstes Geheimnis, innerhalb des Ordens durfte den Oberen nichts verschwiegen werden. Den esoterischen Ordensinhalt bildeten Geheimwissenschaften, in denen Alchimie, Magie, kabbalistische Gedankengange und christliche Mystik in ein System gebracht wurden. Die rosenkreuzerische Theosophie dieser Epoche stützt sich vor allem auf den in seiner Naturanschauung von Paracelcus beeinflußten Mystiker und spirituellen Alchimisten Jakob Böhme. Auf die Vereiniguns von Alchimie und Kabbala war das rosenkreuzerische Ritual aufgebaut, das als Ordensziel angab, den von seiner ersten Würde herabgesunkenen Menschen wieder emporzuheben und das verunstaltete Ebenbild Gottes wiederherzustellen. Die ganze Größe und Herrlichkeit des Schöpfers sollte durch gründliches Studium seines Schöpferwerkes erkannt werden.


In der maurerischen Symbolik der Gold und Rosenkreuzer wurden auch der Tempelbau und der Tod Hirams mystisch-alchimistisch gedeutet. Hirams Leichnam stellte die philosophische Verwesung und das animalische Reich dar, sein Sarg das vegetabilische, seine Grabstätte das mineralische Reich. Die—nicht ausschließliche — alchimistische Betätigung galt der Herstellung des Steins der Weisen aus der "prima materia" und die Gewinnung von Gold durch dessen Projektion auf unedles Metall. Die Führer der Gold- und Rosenkreuzer gaben an, im Besitz untrüglicher Weisheit zu sein und das Geheimnis zu besitzen, diesen philosophischen Stein zu bereiten und Armut und Krankheit zu bannen. In einer der Rosenkreuzerschriften wurde versprochen: "In unseren Reihen, Br., wirst Du haben, alles was Dich zeitig und ewig beglücken kann. Dir gehört die folgsame Natur ohne Zwang. Sie leiht Dir ihre Kräfte Du hast Kenntnis und Macht und Erlaubnis, das durch den Fluch der Sunde inwarts gekehrte Licht wieder heraus zu wenden, alle Gerinnung hinwegzunehmen, Körper von ihren harten Schlakken zu befreien, Helle zu machen und auf den Höhepunkt der Vollkommenheit zu bringen". Der Ordenslegende zufolge waren Stifter des Ordens drei nach Schottland ausgewanderte Ägyptische "Ormusse oder Licht-Weise", die 1118 den Orden der "Bauleute som Osten" als Pflanz- und Prüfungsschule ins Leben gerufen hätten. Dieser sei dann verfallen und von Oliver CromwelI unter der irrigen Bezeichnung "Freimaurerei" wiedererweckt worden.


Zentrunn der Bewegung war längere Zeit in Wien (Bacciochi; Steeb, Dietrichstein). Von hier aus breitete sich der Orden nach Schlesien, Preußen, Sachsen, Ungaru, Rußland und Polen aus. Wenn auch die "unbekannten Oberen" nicht bekannt wurden so verschob sich das Hauptgewicht dennoch sichtlich nach Berlin, wo der finstere Zelot Johann Christoph von Wöllner (s. d.), der spätere Staatsminister und Chef des Departements der geistigen Angelegenheiten, und der mystische Schwarmer General Johann Rudolf v. Bischoffwerder die Zügel in Händen hielten. Die Mutterloge Zu den drei Weltkugeln" wurde Hauptsitz der R. in Deutschland, zahlreiche Freimaurer schlossen sich an, und die R. hielt in vielen Logen ihren Einzug. 1782 forderte die Alte schottische Loge Friedrich zum goldenen Löwen" in Berlin den Herzog Ferdinand von Braunschweig und die mit ihm zum Konvent von Wilhelmsbad versammelten Freimaurer auf, sich den R. zu unterwerfen. Dieser Versuch schlug aber fehl.


Der Kampf gegen die Illuminaten

Erfolgreich war dagegen der auf Veranlassung von Wöllner im Verein mit Jesuiten inezenierte Kampf gegen die Illuminaten (s. d.), dis mit den R. um die Nachfolge der Strikten Observanz konkurrierten. So wie Wöllner und sein Rosenkreuzerkreis alles befehdeten, was nach Aufklärung aussah, so trachteten sie, auch den Illuminatenorden auszurotten. Der Exjesuit P. Frank, Beichtvater des Kurfürsten Carl Theodor, Zirkeldirektor der R. in München, wurde zum leidenschaftlichen Streiter wider den llluminatengeneral Weishaupt (s. d.). Wöllner sandte ihm 1785 eine von ihm "ausgewitterte" Liste der wichtigsten Illuminaten, und Frank setzte alle Hebel in Bewegung, um seinen Fürsten auf seine Seite zu bringen. Aber trotzdem das in vollem Maße gelang und der Illuminatenorden verschwand, begann kurze Zeit hernach auch der Abstieg der Gold- und Rosenkreuzer. Der Mysterienbund war zu weit von seinem Weg abgewichen; den Ordensoberen handelte es sich nicht mehr um die Pflege esoterischer Lehren, sondern rein um Machtpolitik.

Wöllner und Bischoffwerder, "die mystischen Dunkelmanner", übten weitestgehenden Einfluß auf den König Friedrich Wilhelm II. aus. Als dieser noch Prinz war, hatte der vom Geisterglauben wahrhaft besessene Bischoffwerder auf ihn durch seine okkulten Künste stark eingewirkt. Im bayrischen Erbfolgekrieg hatte er ihn mit einer "Ordensarznei" geheilt, "deren übernatürliche Eigenschaften" Wunder wirkten Friedrich Wilhelm wurde -- als Ormesus Magnus—1781 in die Mysterien des Rosen kreuzertums eingeweiht.


Die Aufnahme fand im Charlottenburger Schloß statt, und Wöllner und Bischoffwerder ließen die Geister von Marc Aurel, Leibniz und dem Großen Kurfürsten erscheinen, die in dumpfen Grabestönen dem Prinzen strenge Ermahnungen erteilten. Friedrich Wilhelm wußte nicht, daß diese spiritistischen Erscheinungen mit Hilfe der Geisterapparate des Schwindlers Schrepfer (s. d.), die nach dessen Tod in den Besitz Bischoffwerders über gegangen waren, und des sachsischen Bauch redners Steinert herbeizitiert wurden. Die StellungWöllners war eine Zeitlang so mächtig daß er es wagte, die oberste Schulaufsicht in Preußen als "Angelegenheit des Ordens" hinzustellen. Das paßte vielen Mitgliedern nicht.

Aber auch die starke alchimistische Tätigkeit bewirkte Abfall. Nicht zuletzt machte das Bündnis mit den Jesuiten im Kampf gegen die Illuminaten böses Blut. Ein Auflösungsprozeß setzte ein. Im Jänner 1787 erfolgte die Einstellung der allgemeinen Ordenstätigkeit durch das sogenannte "Silanum".

In Wien hatte das in erster Linie gegen die R. gerichtete Freimaureredikt Josephs II von 1785 schon vorher sehr ungünstig gewirkt. Zwar wurde unter dem berühmten Magnetiseur Mesmer eine neue Wiener Oberhauptdirektion gegründet und nach der Thronbesteigung Leopolds II eine R.-Loge ins Leben gerufen, aber nach dem raschen Tod des Kaisers hörte die Arbeit ganzlich auf. Das einzige überbleibsel, ein "geheimes Direktorium" unter dem Namen "Die Stillen im Lande", löste sich 1793 endgultig auf. In Berlin wurde mit dem schwindenden Einfluß Wöllners und Bischoffwerders auch deren unterirdisches Wirken immer schwacher. In den ersten Jahren des 19.Jahrhunderts hörte auch hier jede OrdensTätigkeit auf. (Vergl. Arnold Marx "Die Gold und Rosenkreuzer", Dr. Bernhard Beyer "Das Lehrsystem des Ordens der Gold- und Rosenkreuzer".)


Geschichte

Bedeutung für die Freimaurerei

Videos

<videoflash>enrUQgqWCB0</videoflash> Vortrag des Rosenkreuzer Grossmeisters Hamid Mirzaie über Magie, Kabbalah, Erleuchtung, Meditation, Esoterik, Templer, Ägypten

Quellen

Quellenschriften sind neben den Grundschriften zur Idee der Rosenkreuzer vor allem Schriften von Mitgliedern rosenkreuzerischer Gemeinschaften.

Literatur

Quelle: Wikipedia 17.Jan.10

  • Johann Valentin Andreae: Die Bruderschaft der Rosenkreuzer. Esoterische Texte (Diederichs Gelbe Reihe; 53). Diederichs, München 1995, ISBN 3-424-00793-5 (hrsg. von Gerhard Wehr)
  • Konrad Dietzfelbinger: Die Geistesschule des Goldenen Rosenkreuzes,-Lectorium Rosicrucianum - Eine spirituelle Gemeinschaft der Gegenwart. Dingfelder 1999, ISBN 978-3-938156-08-7
  • Johann Valentin Andreae: Christianopolis. Gerstenberg, Hildesheim 1981, ISBN 3-8067-0898-3 (Repr. d. Ausg. Esslingen 1741).
  • Max Heindel: Die Weltanschauung der Rosenkreuzer oder mystisches Christentum. Heindel-Verlag, Sils-Maria 2003, ISBN 3-906414-00-0.
  • Hargrave Jennings: Die Rosenkreuzer. Ihre Gebräuche und Mysterien. Ansata-Verlag, München 2004, ISBN 3-7787-7273-2 (Repr. d. Ausg. Berlin 1912).
  • Hans H. Sievert: Im Zeichen von Kreuz und Rose. zur Geschichte der Rosenkreuzer. Zerling, Berlin 1996, ISBN 3-88468-063-3.
  • Rudolf Steiner: Die Theosophie des Rosenkreuzers. 14 Vorträge. Rudolf-Steiner-Verlag, Dornach/CH 1989, ISBN 3-7274-6430-5.
  • Rudolf Steiner: Das esoterische Christentum und die geistige Führung der Menschheit. Rudolf-Steiner-Verlag, Dornach/CH 2001, ISBN 3-7274-7500-5.
  • Anonymus: „Geheime Figuren der Rosenkreuzer aus dem 16ten und 17ten Jahrhundert“ Verlag himmelskunde.de Berlin 2006, ISBN 3-00-019404-5.

Wissenschaft

  • (Anonym): Das Erbe des Christian Rosenkreuz. Vorträge gehalten anlässlich des Amsterdamer Symposiums 18.–20. November 1986. Verlag Hauswedell, Stuttgart 1988, ISBN 3-7762-0279-3.
  • Carlos Gilly u.a. (Hrsg.): Rosenkreuz als europäisches Phänomen im 17. Jahrhundert. Frommann-Holzboog, Stuttgart 2002, ISBN 3-7728-2206-1.
  • Roland Edighoffer: Die Rosenkreuzer. Beck, München 2002, ISBN 3-406-39823-5.
  • Wolfram Frietsch: Die Geheimnisse der Rosenkreuzer. Marix-Verlag, Göttingen 2005, ISBN 3-86539-048-X.
  • Harald Lamprecht: Neue Rosenkreuzer. Ein Handbuch. Kirche-Konfession-Religion Band 45. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2004, ISBN 3-525-56549-6.
  • Gerhard Steiner: Freimaurer und Rosenkreuzer. Georg Forsters Weg durch Geheimbünde. Akademie-Verlag, Berlin 1987, ISBN 3-05-000448-7.
  • Die Lehren der Rosenkreuzer aus dem 16ten und 17ten Jahrhundert oder Einfältig ABC Büchlein für junge Schüler, so sich täglich fleissig üben in der Schule des Hl. Geistes. Reprint der «Geheimen Figuren der Rosenkreuzer» mit den Tafeln in der ursprünglich geplanten Reihenfolge nach dem Editionsplan des Verlegers Ritter 1766. Verlag Engel & Co. 2006, ISBN 978-3-927118-17-1.
  • Georg Forster: Briefe an Ernst Friedrich Hector Falcke. Neu aufgefundene Forsteriana aus der Gold- und Rosenkreuzerzeit. Herausgegeben und mit einer Einleitung versehen von Michael Ewert und Hermann Schüttler. Georg-Forster-Studien Beiheft 4. Kassel University Press, Kassel 2009, ISBN 978-3-89958-485-1.

Belletristik

Links

Quelle: Wikipedia 17.Jan.10

Rosenkreuzerschriften

Diverse Schriften in chronologischer Reihenfolge.

Heutige Rosenkreuzerorganisationen im deutschsprachigen Gebiet

Geschichte der Rosenkreuzer

Weitere Literatur

Antiquariatshinweise

  • Godwin, Joscelyn: Robert Fludd. Hermetic philosopher and surveyor of two worlds. London, Thames and Hudson 1979. 4°. With 126 illustrations. 96 S. Illustrierte OKart.Bestellnr. 9737 EUR 17,00 First edition. An annotated collection of plates from Robert Fludd’s works. Bibliography p.93-96. - Gutes Exemplar. Freimaurer-Bücher im Antiquariat Antiquariat Kistemann.

Siehe auch