Hamburg

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Logenhaus Welckerstraße2.jpg

Hamburg

Quelle: Lennhoff, Posner, Binder verfasst vor 1932

→ Diesen Abschnitt aus dem Internationalen Freimaurerlexikon bitte im Vergleich mit der jüngst recherchierten Geschichte der Freimaurerei in Hamburg im 18. Jahrhundert auf der Seite St. Georg zum Kaiserhof lesen.

Sitz der Großen Loge von Hamburg, Verhalten in der Kirche und in der Gesellschaft. Kann den Ruhm für sich in Anspruch nehmen, die erste deutsche Freimaurerloge beherbergt zu haben.

Bei den innigen Handelsbeziehungen zwischen London und Hamburg mußte hier auch die Freimaurerei bald Eingang finden. Schon 1733 genehmigte der Großmeister Earl of Strathmore elf deutschen Gentlemen die Errichtung einer Loge in Hamburg. Auch 1735 wird einer solchen Erwähnung getan. Diese Nachrichten sind je doch mit Vorsicht aufzunehmen. Das älteste heute erhaltene Dokument in französischer Sprache weist auf die Gründung der "Loge de Hambourg" am 6. Dezember 1737 hin. Stifter war der spätere holländische Leutnant Charles Sarry , bezeichnet als "Deputierter Großmeister von Preußen und Brandenburg". Mitstifter waren Baron Georg Ludwig von Oberg , der eine Woche später Stuhlmeister wurde, der hervorragende Stadtarzt Peter Carpser, der Gelehrte Peter Staven und Daniel Krafft. Diese "Société des acceptés maçons libres de la Ville de Hambourg" war an der Bäckerstraße in der Schenke des Weinwirtes Jens Arbien tätig.

Das Hausgesetz ("43 Lokalgesetze") hielt sich genau an Andersons Konstitutionenbuch. Die Aufnahmezeremonien waren zu Beginn sehr einfach; Vorbereitung in der dunklen Kammer, Verbinden der Augen, besondere Gesellenloge gab es nicht, bis 1755 wurden die beiden ersten Grade (nach Schröder, während Wiebe die Frage offen läßt) zusammen erteilt (Kneisner). Unter den in den nächsten Monaten Affilierten befand sich auch der in London aufgenommene Matthias Albert Luttman.

Die Herren in den Ämtern der freien Hansestadt hatten allerlei Ungünstiges über die "Indifferentisten, Deisten und Libertiner" gehört, die sich Freimaurer nannten hielten sie für eine Gefahr für den Obrigkeitsstsat mit seiner christlichen Staatsordnung. Jedenfalls beschloß der Senat am 7. März 1738, ihre Tätigkeit durch ein 1740 wieder aufgehobenes Verbot abzustellen. Der Eifer der wenigen Hamburger Freimaurer wurde aber noch in der nächsten Zeit ganz besonders entfacht.

Namentlich durch die Mitteilung die Oberg im Juli 1738 vom Generalmajor Albedyll erhielt, der regierende Graf Albrecht Wolfgang von Lippe habe ihm den Wunsch mitgeteilt, es möge eine Deputation nach Braunschweig entsendet werden, um dort einen "illustre inconnu'" dem Bunde zuzuführen. Vier Mitglieder (v. Oberg, Baron v.Löwen, Stüven und Bielfeld [s. d.]) begaben sich auf die Reise. Im Kornschen Gasthof in Braunschweig, einem renommierten Einkehrhaus in der Breiten Straße, trafen sie Albedyll und die Grafen Lippe und Eielmannsegge und mit diesen den Suchenden: den Kronprinzen Friedrich von Preußen. In der Nacht vom 14. zum 15 August 1738 wurde dieser in die drei Grade aufgenommen. Seit 1739 arbeitete die Loge, aus der Oberg, Stüven, Carpser, Bielfeld bald nach ihrer Rückkehr wegen Beanstandung der Reiseabrechnung austraten, dann in deutscher Sprache 1740 erlangte ihr Stuhlmeister Luttman die Eintragung in das Londoner Großlogenregister als Nr. 119. 1741 legte sie sich den Namen "Absalom" bei.

Im selben Jahre ward eine englische Provinzial-Großloge von Hamburg und Niedersachsen unter Luttman als Provinzial-Großmeister errichtet, die bis 1811 bestand. Sie gründete 1743 eine Loge "St. Georg", ebenso wurde 1745 eine Schottenloge "Judica" begründet- Von Hamburg aus wurde das Licht nach Braunschweig, Kopenhagen, Hannover, Celle, 0ldenburg, Schwerin usw. getragen.

Nach einer Periode reger Arbeit scheint die freimaurerische Tätigkeit dann aber etwas erlahmt zu sein. Um 1757 wurde die Freimaurerei wieder belebt, zugleich aber in neue Balmen (?) abgedrängt. Unter der Provinzial-Großmeisterschaft des Arztes Dr. Gottfried Jacob Jaenisch wurde die Strikte Observanz angenommen. Jaenisch ließ am 30. Janner 1765 durch die dienenden Brr. den englischen Arbeitsteppich auslöschen, alle bisher vorhandenen Logen auf ewig auflösen, legte seine Provinzial-Großmeisterwürde nieder und errichtete neu die Mutterloge "Absalom" und die Tochterloge "St. Georg".

Gottfried Jacob Jaenisch

Trotzdem an der Spitze der Logen hervorragende Manner, wie Bode (s. d.) und Dresser standen, litten die Logen in dieser Zeit an einer vollständigen inneren Zersetzung. Von 1767 bis 1773 ruhte fast alle Logenarbeit. Dafür tauchten mehrere als "Winkellogen" qualifizierte Bauhütten des Zinnendorfschen Systems auf, darunter die vom Rittmeister v. Rosenberg (s. d.) begründete Loge "Zu den drei Rosen", in die später Lessing aufgenommen wurde.


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Das System der Strikten Observanz wurde aber zunächst trotz der 1773 erfolgten alleinigen Anerkennung der Zinnendorfschen Großen Landesloge seitens England beibehalten, mehrere neue Logen wurden begründet. So 1774 die Loge "Emanuel zur Maienblume" und 1775 die Loge "Ferdinande Caroline", gestiftet vom Herzog Ferdinand von Braunschweig und Landgraf Karl von Hessen. Als dann auf dem Konvent zu Wilhelmsbad 1782 die Strikte Observanz zu Grabe getragen wurde, faßte man 1783 in Hamburg den Beschluß, wieder die ursprüngliche Freimaurerei zu bearbeiten und alle Rittersysteme zu lassen.

Die bei diesem Anlaß vorgenommene Zusammenlegung der Logen in eine deutsche und eine französische Loge bewährte sich jedoch nicht. Sie wurde bereits 1786 wieder verlassen, als die englische Großloge den 1773 geschlossenen Vertrag mit der Großen Landesloge wieder aufhob und durch den Hauptmann v. Grafe die Provinzial-Großloge wieder aufleben ließ. An deren Spitze trat der Rosenkreuzer Dr. med. Johann Gottfried v. Exter, ein leidenschaftlicher Alchimist. Die v. Extersche ProvinzialGroßloge entwickelte sich nun mit ihren vier Logen neben der von ihr wohl anerkannten der Großen Landesloge unter Jakob Mummsen mit ebenfalls vier Bauhütten. Das Jahr 1789 brachte dann die sogenannte "Revolution der Hamburger Freimaurerei".

Man trat in Verkehrsverhältnisse mit den Zinnendorfschen Logen. Beim ersten Besuch in der Loge "St. Georg" verfocht deren Stuhlmeister Georg Heinrich Sieveking unter größtem Aufsehen die radikale Abkehr von aller Symbolik. Ihm trat in der Folge Friedrich Ludwig Schröder (s d.) entgegen, der zwar ebenfalls zu reformieren, aber das Kind nicht mit dem Bade auszuschütten gedachte. Schröder machte sich mit Feuereifer an die Neubearbeitung des Rituals im ursprünglichen reinen Sinn. Monatliche Versammlungen, die unter den Logen stattfanden, befestigten den inneren Zusammenhalt.

Die Zahl der Bauhütten wuchs. Ein im Jahre 1795 errichtetes Krankenhaus für weibliche Kranke gab auch einen gemeinsamen außeren Inhalt. 1797 schuf Schröder eine allerdings kurzlebige "Instrucktions- und ökonomische Loge", in der er den Vorsitz führte. Aus dieser Idee entwickelte sich dann später der Schrödersche Engbund (s. d.). Im Jahre 1800 kam Schröder mit seinem mit Hilfe Herders auf Grund der alten englischen Ritualbestande neu bearbeiteten Ritual heraus, das unter seinem Namen auch heute noch in Gebrauch ist. Ebenso veranlaßte er als Zugeordneter des Provinzial-Großmeisters Beckmann die Revision der Verfassung.

1808 faßte Schröder den Plan, die Großloge von der englischen Großloge loszulösen. Die Besetzung Hamburgs durch Napoleon ließ diesen Gedanken reifen, und so wurde, um die Einverleibung in den Grand Orient de France als "Grande Loge provinciale Hanséatique" zu verhindern, am 4. Februar 1811 beschlossen, sich als unabhängige Große Loge zu Hamburg zu erklären. Erster Großmeister wurde der Domherr Dr. jur. Joh. Phil. Beckmann, *1752, †1814, ihm folgte von 1814-1816 sein Deputierter Schröder.


Die Große Loge von Hamburg, der bald zahlreiche Töchter zuwuchsen, hat sich im Laufe ihrer Tätigkeit im Geiste Schröders bewährt und war durch das ganze 19. Jahrhundert hindurch eine eifrige Verfechterin des Humanitätsgedankens. Diese Stellung trat besonders in der sie wiederholt beschäftigenden Judenfrage deutlich hervor. 1841 wurde von der Loge "Ferdinande Caroline" der erste Jude aufgenommen. 1846 kam es zum Bruch mit der Großen Landesloge, weil ein jüdisches Mitglied der Loge "Emanuel", Dr. Lazarus, von der Loge "Boanerges zur Bruderliebe" nicht zum Besuch zugelassen worden war.


Die Große Loge erklärte, erst dann wieder die Beziehungen aufnehmen zu wollen, wenn allen Mitgliedern ihrer Tochterloge, ohne Unterschied des Glaubens, der Besuch bei den Logen der Großen Landesloge freigegeben sein werde. Das geschah 1857. Die Große Loge von Hamburg darf es auch für sich buchen, daß sie die humanitäre Freimaurerei nach Dänemark und die deutsche Freimaurerei nach den überseeischen Ländern getragen hat, und daß unter ihrem Schutze sich blühende Logen in den Balkanländern, Afrika, Südamerika usw. entwickeln konnten. Auch in der Liquidierung des Settegast-Streites hat sie unter Großmeister Wiebe (s. d.) Großzügigkeit und Verstandnis für die allgemeinen Fragen der Freimaurerei bewiesen.

Die Großloge umfaßt heute (1932) 56 Logen mit mehr als 5000 Mitgliedern. Die sechs vereinigten Logen von B. unterhalten ein Logenhaus in der Welckerstraße 8. Ein besonderer Ruhmestitel der Hamburger Großloge ist das von ihr seit 1755 unterhaltene, in den letzten Jahren modernst ausgebaute Freimaurerkrankenhaus .

Hamburg zählt neben den Logen der Großloge von Hamburg noch zwölf Logen der Großen Landesloge der Freimaurer von Deutschland, vier der Großloge von Preußen, eine Dreiweltkugel-Loge, zwei Frankfurter und eine Bayreuther Loge. 1931 wurde in Hamburg-Harburg die Symbolische Großloge von Deutschland gegründet. Hamburg ist auch heute unter den deutschen Großstädten freimaurerisch von besonderer Bedeutung.

Siehe auch

Links

  • Google-Books Hamburgische Münzen und Medaillen: Abth. Die Münzen und Medaillen seit dem Jahre 1753