Menschheitsbund

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Menschheitsbund

Quelle: Internationales Freimaurer-Lexikon von Eugen Lennhoff und Oskar Posner (1932)

ist in der Auffassung des Freimaurerphilosophen Krause (s. d.) das Mittel, die Idee der "Allmenschheit", des im kosmisch-metaphysischen Sinn umgedeuteten Humanitätsideals, zu verwirklichen. Den Ausgangspunkt dieser Anschauungen bildete der von Krause begründete Pantheismus (s. d.), der Gott als eine höchste synthetische Einheit auffaßt, innerhalb welcher sich die Einzelwesen und die Dinge befinden.

"Die Menschheit des Weltalls ist ein organisches Wesen in Gott, als das eine Vereinswesen der Vernunft und der Natur, die von Gott ewig geschaffen."

Alle Menschen waren ursprünglich ein Wesen, die Menschheit ist ein Organismus, der sich allmählich zu einen "Lebensbund" oder Menschheitsbund organisieren soll. Die irdische Menschheit hat die Aufgabe, sich immer mehr zu einer umfassenden Gemeinschaft zum Zwecke der Förderung des rein und allgemein Menschlichen zu vereinigen.

Der Menschheitsbund erstrebt eine allumfassende, harmonische Synthese aller Gebilde auf religiösem, politischem, kulturellem, wirtschaftlichem usw. Gebiet, eine dieselber hierbei in ihrer organischen Entwicklung irgendwie zu stören oder sie gar ersetzen zu wollen. Dieser "Urlebensbund der Menschheit" soll im Sinne der Ideale der Gerechtigkeit, Liebe, Güte und Schönheit gestaltet werden. Krause faßte die Freimaurerei als den ersten Ansatz zu einem Menschheitsbund in seinem Sinne auf. Will die Freimaurerei dieser ihrer Aufgabe gerecht werden, argumentierte er, so muß sie eine innere Umgestaltung durchführen und, zu ihrer ursprünglichen Bestimmung zurückkehrend, "die Ideen der Menschheit, des Menschheitslebens und des Menschheitsbundes zur Anschauung bringen". Sie ist im Grunde der einzige Versuch in dieser Richtung. Krause erörterte diese Ideen im "Tagblatt des Menschheitslebens" (1811).

Die Freimaurerei erstrebt auch heute den Menschheitsbund; sie faßt diesen aber ohne jedes metaphysische Beiwerk, als Weltenkette auf, gegründet "auf die Religion, in der alle Menschen übereinstimmen", d. h. auf die Religion der guten Taten der reinen Menschlichkeit (s. auch Antilia, Comenius, Macaria, Hartlib, Krause).