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Aktuelle Version vom 14. Februar 2018, 12:33 Uhr

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Otto von Gemmingen

Otto Heinrich von Gemmingen zu Hornberg (* 5. November 1755 in Heilbronn; † 3. März 1836 in Heidelberg) gehört zu dem Geschlecht der Herren von Gemmingen. Auch gehört er zu den heute unbekannten Schriftstellern der Aufklärung, war Diplomat, Freimaurer, Illuminat und Freund Mozarts. Diese Freundschaft scheint auch ein wesentlicher Grund dafür gewesen zu sein, dass Mozart zur Freimaurerei gestoßen ist. Als er in die Loge ‘Zur Wohltätigkeit’ in Wien aufgenommen wurde, war Otto von Gemmingen deren Stuhlmeister.

Erste Berührung mit der Freimaurerei

Man vermutet, dass Gemmingen 1779, im damals frühestmöglichen Alter von 24 Jahren, der Freimaurerei beitrat, wobei aber gleich mehrere Freimaurerlogen in Mannheim, Wien, Heidelberg und Worms mit ihm in Verbindung gebracht werden. Auch wird behauptet, er habe bereits in seiner Mannheimer Zeit Mozart zur Freimaurerei gebracht, wofür es aber keine Belege zu geben scheint.

Als wahrscheinlich wird angenommen, dass er 1779 Mitglied in der Mannheimer Loge 'Carl zur Eintracht' (Lichteinbringung: 18. Januar 1756) wurde, die wiederum zur Berliner Großloge Royal York zur Freundschaft gehörte. 1782 soll er bereits den Meistergrad erreicht haben, und er wird zwischen 1782 und 1787 in Wien als einer der bedeutendsten dortigen Freimaurer genannt.

Aufbruch nach Wien

Vermutlich weil der Kurfürst 1781 die bisher von Gemmingen geleitete Schulaufsicht wieder an die katholische Kirche übertrug – was er wohl als Rückschlag und als Einengung seiner Möglichkeiten empfand, im Sinne der Aufklärung zu wirken – gab Gemmingen seinen mit 950 Gulden pro Monat plus Zulagen dotierten Dienst in Mannheim auf und zog nach Wien, wo er hoffte, sein Werk unter besseren Bedingungen fortsetzen zu können.

In Wien fand er schnell Zugang zum Haus der Gräfin von Thun. Dort trafen einander der Hochadel, Schriftsteller, Musiker und das aufstrebende Bürgertum, unter ihnen viele Freimaurer. Auch Kaiser Joseph II. verkehrte dort regelmäßig inkognito. Friedrich Münter schrieb, dass Gemmingen: "… im stillen vielen Einfluss habe durch seine Verbindungen mit Kaunitz, Swieten und der Gräfin Thun." 1782 trat Gemmingen der Loge 'Zur gekrönten Hoffnung' bei.

Nach Kräften und mit Unterstützung anderer Freimaurer versuchte Gemmingen, die Reformpolitik Josephs II. durch Veröffentlichungen in den Wochenschriften ‘Weltmann’ und ‘Die wöchentlichen Wahrheiten’ zu unterstützen, wo er seit 1783 Schriftleiter war. Als Herausgeber des aufgeklärten Weltmann, dessen Artikel er zum Großteil selbst verfasst haben soll, benutzte er das Pseudonym O. H. Edler von Hoffenheim, nach dem Rittergut in Hoffenheim, das sein Vater 1771 erworben hatte. Jedoch schrieben hierfür viele Freimaurer, und auch einige Ideen der Illuminaten, bei denen er ebenfalls Mitglied gewesen sein soll und mit Johann Joachim Christoph Bode gut bekannt war, klangen dort an.

Seine Veröffentlichungen brachten ihm in Adels- und insbesondere Kirchenkreisen nicht nur Freunde ein. Insbesondere die letzteren sahen sich angegriffen durch Texte in den ‘Wöchentliche Wahrheiten’, die mit ihrer Kritik an den kirchlichen Sonntagspredigten in Wien berühmt wurde. So schrieb Gemmingen zum Beispiel: „Dabei schaffe sich der Mensch zwischen sich und Gott Mittelwesen, wobei er über diese Gott vergisst … und: Schutzpatrone, Heilige überhaupt und besonders Maria: Was sind dies anderes als Mittelwesen? … Noch ein allgemeiner Zug des Aberglaubens ist die übertriebene Verehrung des Priestertum.“

Die Freimaurerei in Wien in jener Zeit

Sie war geprägt durch einen Richtungskampf, der ausgelöst wurde durch die neue Lehrart der Strikten Observanz und der damit verbundenen Einführung der Hochgrade, gegen die sich Gemmingen wegen ihrer okkult-mystischen Orientierung richtete. Dies führte zu seiner Absicht, eine neue Loge gründen zu wollen, deren Ziele mit Rückbesinnung auf alte Pflichten und Begrenzung auf die Grade Lehrling, Geselle und Meister sowie Aufklärung, Kampf dem Aberglauben, Unterstützung der kaiserlichen Reformen in Schrift und Tat, Wohltätigkeit und Toleranz etc. umschrieben werden können.

So wurde in Wien die Loge ‘Zur Wohltätigkeit’ gegründet und mittels Brief vom 14. Februar 1783 der damals führenden Loge 'Zur wahren Eintracht' bekannt gegeben. Die neue Loge, in der Otto von Gemmingen selbst Meister vom Stuhl war, wurde von der Zur wahren Eintracht erheblich gefördert. Nach kurzer Zeit wurde Gemmingen Sekretär der Distriktsloge Wien mit dem Auftrag, deren Statuten auszuarbeiten. Unter diesen Statuten wurde dann am 22. April 1784 die Die Große Landesloge von Österreich unter Leitung von Johann Fürst von Dietrichstein gegründet. Dies gilt als ein großer Erfolg für von Gemmingen, soll er doch damit die Freimaurerei in Wien auf den Gipfel ihres Erfolges (mit)geführt haben.

Ende 1784 hatte die Loge ‘Zur Wohltätigkeit’ rund vierzig Mitglieder; als Glanzpunkt gilt die Aufnahme des Gemmingen-Freundes Wolfgang Amadeus Mozart. Dieser war immer wieder beeindruckt von den Gesprächen im Hause der Gräfin Thun zum Thema Aufklärung und der Unterstützung der Freimaurer für den reformfreudigen Kaiser Joseph II. Als er eines Tages erfuhr, dass auch sein Freund von Gemmingen Mitglied des damals geheimen Bundes war, vertraute er sich ihm an. Nachdem von Gemmingen einige Bedenken ausräumen konnte, trat Mozart dann zum 14. Dezember 1784 in die Loge zur Wohltätigkeit ein.

Rückschläge

Nachdem er 1783 zum Schriftleiter der ‘Wöchentlichen Wahrheiten’ ernannt wurde und ungefähr zeitgleich der in Sachen Kirchenpolitik noch etwas deutlichere ‘Der Weltmann’ wohl auch auf Wunsch von oben eingestellt wurde, kam es zu unschönen Vorwürfen von Leopold Alois Hoffmann, dem Gründer und vor Gemmingen Herausgeber des Wochenblattes der Wöchentlichen Wahrheiten. Er warf Gemmingen vor, Honorar an ihn nicht bezahlt und Versprechen nicht gehalten zu haben.

Tatsächlich hatte Gemmingen dafür gesorgt, dass Hoffmann einen Dispens erhielt, damit der noch nicht 24-Jährige der Loge ‘Zur Wohltätigkeit’ beitreten konnte. Auch war Hoffmann als sein Sekretär tätig und Gemmingen besorgte ihm über seinen Freund van Swieten eine Anstellung als Professor an der Universität Pest. Später wurde Hoffmann bekannt als Wortführer im literarischen Kampf gegen die Freimaurer. Es mag aber sein, dass Gemmingen, nachdem die 'Wahrheiten' am 10. Juni 1784 eingestellt worden waren, sich seinen Sekretär nicht mehr leisten konnte und Hoffmann sich hierüber mit Gemmingen überwarf.

1787 reiste Otto von Gemmingen plötzlich und unter nicht geklärten Umständen aus Wien ab. Es hieß: "… Feinde hatte er hier. Gewisse Sachen in seinem häuslichen Umfeld haben dazu Anlass gegeben." Was genau damit gemeint war, ist nicht bekannt, jedoch dürfen finanzielle Probleme sicher angenommen werden.

Quellen: Wikipedia und Eigenrecherchen des Freimaurer-Wikis


Otto von Gemmingen ist auch einer jener Freimaurer, der sich in Kronauers Freimaurer-Album aus der Mozart-Zeit verewigt hat: ein freimaurerisches Stammbuch aus jener Zeit, geführt von Johann Georg Kronauer mit ungefähr siebzig Einträgen teils berühmter Freimaurer, so auch Wolfgang Amadeus Mozart. Das Kleinod ist im Bestand der Österreichischen Nationalbibliothek.

Gemmingens Eintrag lautet: „Natura sequere ducem. 21.III.86 Br.Otto von Gemmingen Mstr.v.Stuhl der s.Ehrw. L Zur Wohltätigkeit im Or.v.Wien.“ (Lass dich von der Natur leiten.) - Rechts ein für die damalige Zeit typischer Scherenschnitt mit seinem Profil.


Kronauer-Album-Gemmingen.jpg
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Siehe auch