Lieder: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 9. September 2012, 17:41 Uhr

Lied, Liedersammlungen, Liederbücher

Quelle: Lennhoff, Posner, Binder

Das Freimaurerlied

verdankt seinen Ursprung der englischen Logenarbeit, die in den ersten Jahrzehnten an der Wirtstafel stattfand. Arbeit und Erholung griffen ineinander. Hierbei wurden Gesundheiten ausgebracht, ward getrunken und gesungen. Daher ist die älteste Form des Freimaurerliedes das Tafellied. Erst viel später, als das Verständnis für Weihe der maurerischen Arbeit vertieft war, fanden auch Lieder ernsten und feierlichen Inhaltes Eingang, Chorale u. a. m., die sich in ihrer Form an die Kirchengesänge anlehnten. Man kann überhaupt die Bemerkung machen, daß sich der ernste Freimaurergesang besonders in solchen Ländern entwickelte, die einen Gemeindegesang beim Gottesdienst kennen. Daher besonders in protestantischen Ländern. In Gegenden mit vorwiegend katholischer Bevölkerung wird dagegen in den Logen bei der Arbeit nicht gesungen.

Anderson wußte den Wert des Chorgesanges derart zu schätzen, daß er bereits in der ersten Auflage seiner Konstitutionen eine Reihe von offiziellen Logenliedern unterbrachte. So den von Birkhead (s. d.) gedichteten: Entered Apprentice's song: "Come let Us prepare" usw. Sehr alt ist auch das heute noch gesungene: "Hail Masonry divine." Preston druckt in seinen "Illustrations of Masonry" 1781 im ganzen 28 Freimaurerlieder ab. Die Gegenschrift des Abbes Perau kennt bereits das heute noch gesungene französische Freimaurerlied: "Fréres et compagnons de la Maçonnerie." Wie stark das musikalische Bedürfnis der alten Freimaurer war, beweist der Umstand, daß in London eine Loge den Namen "Societas philo-musica" annahm und bei den Arbeiten sich mit Eifer der Pflege der Musik hingab. In Frankreich wurden im 18. Jahrhundert eifrig Lieder gesungen, die die völkerverbindende Idee der Freimaurerei betonten, z. B. "Nous ne faisons dans l'univers qu'une même famille" usw.

Die wachsende Zahl von Freimaurergesängen veranlaßte deren Sammlung in Liederbüchern. So schon 1747 die "Chansons originaires des Francs-Maçons" (Haag), ebenso "Recueil de nouvelles chansons" usw. (Haag 1752). Daß älteste deutsche Liederbuch wurde von Lenz für die Loge "Archimedes zu den drei Reißbretern" 1746 herausgegeben. Eine der wichtigsten französischen Sammlungen der Frühzeit war die "Lire Maçonne" (s. d.), die 1763 im Haag herauskam. Als die Hamburger Provinzial-Großloge Ende des 18. Jahrhunderts ihre erste Liedersammlung veranlaßte, konnte bereits aus 700 vorliegenden Liedern die engere Auswahl getroffen werden. Derzeit haben in Deutschland fast alle Großlogen und viele Einzellogen ihre eigenen Liederbücher- Eines der bekanntesten freimaurerischen Lieder ist daß Bundeslied mit der Musik von Mozart: "Brüder, reicht die Hand zum Bunde" (s. Musik).

Historische Entwicklung

Die freimaurerischen Liederdichter beschränkten sich anfangs auf das Verfassen von Texten zu bekannten Melodien. So z. B. in England.

In der Liedersammlung von Preston hierfür folgende Beispiele: Nach der Melodie "Rule Britannia" werden gesungen: "When earth foundation first was laid", oder: "E'er God the Univers began, "Let Masons fame resound" nach der Melodie "God save the King" usw. Einige wenige Lieder hatten auch ihre eigene Melodie, so das französische "Fréres et compagnons de la Maçonnerie". Der Schlesier J. Siegmund Scholze gab 1745 eine Liedersamlung heraus: "Der singende Schwan an der Pleiße", in welcher neben zahlreichen Gassenhauern u. a. m. auch ein Freimaurerlied erscheint. Nach dem sogenannten Parodieverfahren vertont - d. h. unterlegte Texte zu populären Melodien - war auch eine 1766 im Haag erschienene Sammlung "Recueil de Chansons des Francs-Maçons". Verwendet wurden Vaudevillearien, Tanzstücke u. a. Interessant ist, daß die auf Carey zurückgehende Melodie des "God save the King" auf dem Kontinent zuerst als Freimaurerlied erscheint. (Im Deutschen Melodie des Liedes: "Heil Dir im Siegeskranz.")

Die Sammlung, die Lenz 1746 für die Altenburger Loge herausgab, enthält neun Lieder mit unbedeutenden Melodien. Bald darauf erschien die Sammlung des Johann Adolf Scheibe (1749), eines der größten Feinde von Johann Sebastian Bach, dem Bach die weltliche Kantate "Streit zwischen Phobus und Pan" gewidmet hat, in der Midaß Scheibe vorstellt.

Die Freimaurer Deutschlands sind auch die Erfinder des Refraingesanges, d. i. Wiederholung der Schlußzeile im Chor. So 1759 in der in Kopenhagen erschienenen Sammlung "Neue Freymaurer-Lieder", die von Scheibe stammen. Dieser gab auch noch 1776 ein "Vollständiges Liederbuch für Freimaurer mit Melodien" in zwei Büchern heraus. In der Vorrede werden bereits 13 Freimaurerliederbücher angegeben, die Scheibe benützt hat. An dieses schließt sich Naumann (s. d.) an, auf den zahlreiche Melodien zurückgehen. Dr. Paul Nettl (Prag), dem wir diese Untersuchungen verdanken, erinnert daran, daß die Melodie zu Naumanns Lied "Die Treue, die uns Brüder bindet", eine nicht wegzuleugnende Ähnlichkeit mit Mozarts Papageno-Arie (ein Mädchen oder Weibchen) aufweist.

Die klassische Freimaurermusik schuf Wolfgang Amadeus Mozart in seinen Freimaurerkantaten und Liedern. Über Freimaurerei und Musik s. Musiker.

Deutsch im Liederbuch von Lenz (174[fi ?])

Zunftgenossen! Edle Brüder
Der berühmten Maurerey!
Auf! Genießt des Lebens Güter,
Braucht sie! seyd vergnügt dabey!
Laßt den Wein im Becher blinken!
Das dreimal bewegte Glas
Zeige, daß wir einig trinken
Nach der Maurer Regel Maaß.

Französisches Lehrlingslied

eine der ältesten freimaurerischen Dichtungen, aufgenommen in der Sammlung von Naudot (s. d.), wird heute noch in französischen Logen gesungen:

Freres et compagnons
De la Maçonnerie
Sans chagrin jouissons
Des plaisirs de la vie.
Munis d'un rouge bord
Que par trois fois un signal de nos verres
Soit une preuve que d'accord
Nous buvons a nos fréres.

Entered Apprentice's Song

Lehrlingelied von Matthew Birkhead (s. d.), ältestes bekanntes freimaurerisches Lied, erschienen in "Read Weekly Journal", London, am 1. Dezember 1722, betitelt "The Free Macons Health", beginnend mit den Worten:

Come let us prepare
We Brothers that are
Met together on merry Occasions"

wird auch heute noch in englischen Logen gesungen.

1725 veröffentlichte das "London Journal" eine Parodie

"An Answer to the Freemasons Health":
Good people give ear
And the truth shall appear
For we seorn to put any grimace on.

Freimaurer-Zeitung: "In Bezug auf Freimaurerlieder"

Quelle: Freimaurer-Zeitung: Manuscript für Brüder 1848 Januar Jg. 2 Nr. 3, S. 23

Reich, das ist wohl keine Frage, sehr reich ist unsere Brüderschaft an guten und schönen Liedern. Nicht nur, das der Geist, der in ihnen weht, das Herz sehr wohltuend anspricht, auch die Form, in welche die Gedanken gefasst sind, darf sehr oft schön genannt werden. Besonders ist`s die Einfachheit der Dichtung und deren leichte Verständlichkeit, was sie in der Regel auszeichnet. Dazu kommt, dass der Bund auch in großer Menge höchst anziehende Melodien besitzt, nach denen diese Lieder gesungen zu werden pflegen, Melodien, die leicht in´s Gehör fallen, leicht zu Herzen gehen. Allein diese guten Lieder sind nur zerstreut in verschiedenen freimaurerischen Gesangbüchern vorhanden und stehen untergemischt unter einer Menge seichter, gereimter Prosa, unter sehr entbehrlichen Gesängen.

Mancher von diesen ist den Mitgliedern einer Loge lieb geworden, weil sie den Bruder liebten, der sie verfasst hat, weil er bei einer Gelegenheit dargebracht wurde, wo dem frohen Kreise Alles poetisch erschien, weil sich eine Melodie zu ihm fand, die von Allen gern gesungen wird. Mag er der Loge wert bleiben, die Gesinnung gibt ihm eine gewisse Weihe! Doch dies sollte nicht hindern, alles aufzubieten, um einen Vorrat von klassischen Freimaurerliedern jeder Loge zu verschaffen; was um so leichter ist, da sie nicht erst dürfen gefertigt werden, sondern schon des Bundes Eigentum sind.

Denn wenn irgend etwas zur Bildung der menschlichen Seele beiträgt, irgend etwas die Sonnenkraft besitzt, gute Keime in unserer Brust zu entwickeln, zur Blüte und Reife zu bringen: so ist es der gemeinschaftliche Gesang eines guten, schönen Liedes; und je edler und reiner das Lied ist, desto edler und reiner wird es die Stimmung einer Versammlung erhalten, desto edler und reiner wird der Nachklang noch außerhalb der Loge bleiben.

Wie leicht wäre da zu helfen! Wenn die Logen, sich der kleinen Mühe unterzögen, dann und wann etwas von ihren Schätzen in dieser Hinsicht, wovon sie wissen, dass es Originale sind, an die Redaktion dieser Zeitung einzusenden: so würde diese gewiss die weitere Verbreitung gern übernehmen. Stände der Name der so freundlich besonders für ihre jüngeren Schwestern besorgten Loge dabei, so wäre ja die Gelegenheit zugleich geboten, von ihr dann auf anderm Wege die dazu gehörige Melodie erlangen zu können. So würde jüngeren Logen, die noch kein eigentümliches Gesangbuch besitzen, die erfreuliche Aussicht eröffnet, zu einer Liedersammlung kommen zu können, durch welche höhere Ansprüche befriedigt werden. Alles im Maurerbunde soll möglichst vollkommen sein. Warum sollten wir einander nicht dazu verhelfen, wenn es so leicht geschehen kann, wie hierbei?

Links

Siehe auch

noch heute gebräuchliche Lieder

Leider sind viele der schönen und guten Freimaurerlieder in Vergessenheit geraten, auch geschuldet dem Umstand das oftmals keine Notation von Liedern in den Gesangbüchern existieren. Zwar werden oft Lieder erwähnt, deren Melodie benutzt wurde, aber auch diese Lieder sind nicht mehr präsent.

Einige aber haben es zum Glück über die Jahrhunderte geschafft, unvergessen zu bleiben.

hier eine kleine Auswahl: