Antisemitismus und Freimaurerei: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 10. August 2013, 19:12 Uhr
Antisemitismus und Freimaurerei
Quelle: Internationales Freimaurer-Lexikon von Eugen Lennhoff und Oskar Posner (1932)
sind nach dem Sinn des Bundes miteinander unverträgliche Begriffe.
Auch die sog. christlichen Systeme sind ihrem ureigentlichen Wesen nach nicht antisemitisch, sondern infolge ihrer eigenartigen, auf dem Johannis-Evangelium beruhenden Lehrarten christlich, d. i. mit Beschränkung auf bestimmte Glaubensvorstellungen gedacht.
Die Großen Wellen der antisemitischen Bewegung sind aber, insbesondere in Deutschland, an der Freimaurerei nicht spurlos vorübergerauscht. Seit deren Aufkommen um 1880 machte sich ein Niederschlag teilweise auch im Logenwesen geltend, was scharfe Proteste und 1881 eine mannhafte Erklärung des Deutschen Großlogenbundes gegen den Antisemitismus zur Folge hatte, der es "angesichts der traurigen, für unsere Zeit unerhörten Vorgänge, die an längst versunkene Jahrhunderte erinnern", als Pflicht bezeichnete, "alle Bundeslogen und ihre einzelnen Mitglieder aufzufordern, der sog. antisemitischen Ausschreitung entschlossen und energisch entgegenzutreten" Das "Allgemeine Handbuch der Freimaurerei" (3 Auflage, 1900) bezeichnet Antisemitismus und Zugehörigkeit zur Freimaurerei als unvereinbar.
Die starke rassische Betonung der Judenfrage in der Nachkriegszeit [Anm.d.Red. hier ist die Zeit nach dem Ersten Weltkrieg gemeint] in Deutschland hat auch in manchen Logen und Logengruppen Erscheinungen rassenantisemitischer Natur geseitigt. Die sehr häufige Verquickung von Judentum und Freimaurerei in den Angriffen der nationalistischen Kreise, Fälschungen, wie die "Protokolle der Weisen von Zion", und die darauf aufgebaute Hetze, die Stellungnahme von Wichtl, Ludendorff, Rosenberg, Müller von Hausen, Schwartz-Bostunitsch (s. d.) und ihrer Nachbeter in allen möglichen völkischen Verbänden führte dazu, daß man in einigen Großlogen glaubte dem Antisemitismus auch aus Opportunitätsgründen namhafte Konzessionen machen zu müssen.
Doch sah man bald in einem Teil dieser Kreise ein, daß sich das mit der Würde und den Auffassungen des Bundes nicht vertrage. Die Hamburger Großloge sagte sich "von dem zweifelhaften Treiben los, indem sie das Haupt der Unruhestifter (Robert Eskau, Hamburg, der 1925 verschiedene ,Botschaften' erließ) aus der Bruderkette entfernte". Immerhin war es "im letzten Grund die antisemitische Frage, die 1922 zur Sprengung des Deutschen Großlogenbundes führte". (Vergl. Stadtpfarrer Dr. G. Schenkel, "Die Freimaurerei im Lichte der Religions- und Kirchengeschichte", Gotha 1926.) All das ist als bedauerliche Zeiterseheinung zu verzeichnen, hat aber mit dem wahren Inhalt der Freimaurerei nichts zu tun und wird von den Geistigen aller Lehrarten abgelehnt.
In besonders eindeutiger Form tat das der große Exeget der Großen Landesloge der Freimaurer von Deutschland, Dr. Hieber, Königsberg. Als 1924 die Große Loge von Preußen, genannt "Zur Freundschaft", zum christlichnationalen Prinzip zurückkehrte, betonte Aug. Horneffer nachdrücklichst (vergl. "Am rauhen Stein" d.J.), daß darin keinerlei Antisemitismus, kein Vorwurf gegen die judischen Mitbürger liege. "Die Roheiten, deren man sich heute vielfach gegen sie schuldig macht, verletzen mein freimaurerisches und menschliches Gewissen."
Der zum gleichen System gehörende Julius Jaeckle, Berlin, erklärte: "Das ist der Weg nicht, der zu der Menschheit Höhen weist, jemanden nicht teilhaben zu lassen auf dem Wege, der zu dem Vaterhause führt, jemanden vom Bau am unsichtbaren Tempel zur Ehre des A. B. a. W. auszuschließen, weil er semitischen statt arischen Geblüts ist. Welch ein Irrweg! Der Jude sei materialistisch, nicht auf das Ewige gerichtet, in seinem Charakter dem Weltlichen, dem Mammon mehr zugewandt als wir?
Daß wir doch den Balken in unserem Auge sehen möchten ! . . . Wir sollten . . . keine Rassen in die Logen aufnehmen oder ablehnen, sondern Menschen, ganze, starke, strebende, ewigkeitseingestellte."
Auch der Verein Deutscher Freimaurer unterstreicht in seiner gegen Ludendorff gerichteten Abwehrschrift "Vernichtung der Unwahrheiten über die Freimaurerei durch 116 Antworten auf 116 Fragen" (erste Auflage erschien 1928), daß in der Freimaurerei, die grundsätzlich allen Rassenhaß verwirft und jede religiöse Überzeugung achtet, weder Rassen-Antisemitismus noch konfessionelle Unduldsamkeit gegen das Judentum Raum haben.
Siehe auch
- Melchisedek- oder Toleranzlogen
- Nationalsozialisten
- Mehr Informationen zur Freimaurerei in der Zeit des Nationalsozialismus Kategorie: Dunkle Zeit