Traktat: Rene Schon:Der Freimaurerbund zur aufgehenden Sonne (F.z.a.S)

Aus Freimaurer-Wiki

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Der Freimaurerbund zur aufgehenden Sonne (F.z.a.S)

Ein kurzer Vortrag zur 48. Tagung der Quatuor Coronati Forschungsloge

von Rene Schon.

Quelle: Freimaurergedanken

Liebe Schwestern und Brüder der QC,

ich fühle mich geehrt heute bei euch stehen und dem Wunsch nachkommen zu dürfen, euch einen Einblick in die Ideen und Gedanken des F.z.a.S. zu geben, was die Brüder damals bewegte und beschäftigte und was von ihm heute noch in den Köpfen und Gedanken der Brüder bleibt, die sich intensiv mit dem F.z.a.S. beschäftigen.

Man muss dazu wissen, dass ich mich seit meiner Aufnahme sehr viel mit der Geschichte des F.z.a.S. beschäftige und meine Bauhütte, die Loge "Zur Wahrheit“ i.O. Nürnberg, die Mutterloge dieses Freimaurerbundes ist. Daher sammle ich auch alte Dokumente, Unterlagen und Notizen des Bundes um diese dann digitalisiert der Nachwelt öffentlich zur Verfügung zu stellen, denn Wissen verbreitet sich nur, wenn es auch von anderen konsumiert werden kann.

Es ist sehr schwer, die Ideen und Grundlagen eines gesamten Freimaurerbundes in knapp 20min zusammenzufassen. Von daher habe ich mich auf einige der grundlegenden Aspekte dieses Bundes beschränkt und werde sie in den kommenden Minuten versuchen darzustellen.

Zu Beginn meines Vortages möchte ich euch allen den „Grundgedanken der Freimaurerei“ wiedergeben, wie ihn die Brüder des F.z.a.S. selbst gesehen hatten. Der Freimaurerbund zur aufgehenden Sonne fasste seine Ziele und Ideale sehr kurz und bündig zusammen und veröffentlichte diese Worte auf der ersten Seite des monatlich erschienenen Organs „Sonnenstrahlen“ (später: „Das neue Freimaurertum“).

Der Grundgedanke der Freimaurerei

„Der Grundgedanke der Freimaurerei war, die Menschheit aus den engen Fesseln der Konfessionen und der dogmatischen Weltanschauung herauszuheben und sie auf den Boden des reinen Menschentums zu stellen. Der Freimaurerbund zur aufgehenden Sonne (F.z.a.S.) e.V.in Nürnberg hat diesen Grundgedanken in ursprünglicher Reinheit und zeitgemäßer Form wiederbelebt, um alle geistigen hochstehenden, frei und ideal gesinnten Männer, welche der Freimaurerei in den letzten Jahrzehnten ablehnend oder interessenlos gegenüberstanden, wieder zu sammeln und zu einem mächtigen Bund der freigeistigen Elite unserer Zeit unter Ausschluss rein politischer Bestrebungen zu vereinen.

Dadurch soll der F.z.a.S. auch zu einer Schule werden für alle die vielen nach geistiger Klarheit ringenden Ethiker und Gottsucher der ganzen Welt. Um dieses Ziel ungehindert erreichen zu können, hat sich der Bund als selbständige und unabhängige Großloge konstituiert und ist dem Deutschen Großlogenbund nicht unterstellt und nicht angegliedert.“

(aus der monatlichen Zeitschrift des F.z.a.S, „Sonnenstrahlen“)

Ein kurzer Überblick über den Freimaurerbund zur aufgehenden Sonne

(Text angelehnt an die Festschrift der Loge zur Wahrheit zum 100-jährigen Jubiläum)

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts durchlebte die deutsche Freidenkerbewegung eine ganze Reihe unterschiedlicher Entwicklungen. Die Gründung eines „Freimaurerbundes auf monistischer Grundlage” gehört hierbei sicher zu den außergewöhnlicheren, wenn auch heute nicht mehr so bekannten Erscheinungen. Hieraus entwickelte sich schließlich auch die Idee der ebenfalls 1906 in Nürnberg gegründeten „Deutschen Freidenkerloge”, die sich die „Selbsterziehung und -veredelung des Menschen”, die „Vervollkommnung der menschlichen Gesellschaft”, die „Gleichberechtigung untereinander”, sowie die „völlige Denk-, Glaubens- und Gewissensfreiheit” zum Ziel gesetzt hat. Auf der Generalversammlung am 27. Juli 1907 in Frankfurt am Main beschloss man, sich in „Freimaurerbund zur aufgehenden Sonne (F.z.a.S.)” umzubenennen und gründete damit eine neue Großloge, mit der Vorstellung, eine reformierte Freimaurerei auf monistischer Grundlage könne dazu beitragen, die Menschheit „aus den Fesseln jeglichen Dogmas” zu befreien.

Gemäß dem Beschluss der F.z.a.S.-Gründung wurde am 12. August 1907 in Nürnberg die noch heute existierende „Loge zur Wahrheit” als Mutterloge des F.z.a.S. eingesetzt. Weitere Logengründungen folgten schnell. Der F.z.a.S. entwickelte sich im Laufe der Zeit zu einer Großloge, der im Jahre 1923 rund 3.000 Brüder in 79 Logen in Deutschland, Österreich, Ungarn, der Schweiz und der Tschechoslowakei angehörten.

Der freigeistige Charakter des F.z.a.S. zog nicht nur viele namhafte Monisten, wie den Pazifisten und Herausgeber der „Weltbühne” Carl von Ossietzky oder den politisch-satirischen Autoren Kurt Tucholsky an, sondern aufgrund seines auf wissenschaftlicher Erkenntnis und rationaler Vernunft aufbauenden Fundaments auch zahlreiche Persönlichkeiten aus Wissenschaft und Forschung, wie den Chemie-Nobelpreisträger Wilhelm Ostwald, dem späteren ersten Vorsitzenden des Deutschen Monistenbundes.

Als Reformfreimaurerbund entledigte sich der F.z.a.S. aller religiösen Elemente im Ritual. Statt der aufgeschlagenen Bibel wurde nun, wie beim französischen Grand Orient, ein Buch mit leeren Seiten („Weißes Buch”) als Symbol aufgelegt, was den undogmatischen Charakter des F.z.a.S. besonders unterstrich. Der obligatorische Freimaurerschurz wurde abgeschafft, ebenso wie das Symbol des „Großen Baumeisters aller Welten”. Nun war es Atheisten und Agnostikern auch in Deutschland möglich, sich der Freimaurerei anzuschließen. Mit der Machtübertragung an Hitler 1933 löste sich der F.z.a.S. selbst auf, um einer Verfolgung durch die Nationalsozialisten zu entgehen und rief seine Mitglieder zum „geistigen Widerstand” gegen den Faschismus auf.

Erste Grundideen der Reformfreimaurerei

In den 20er und 30er Jahren des letzten Jahrhunderts wurde sehr viel über Reformfreimaurerei gesprochen und geschrieben. Gerade der F.z.a.S. hatte viele Probleme mit der Anschauung der alteingesessenen Großlogen und daher formte sich eben auch der F.z.a.S gerade aus diesen Brüdern heraus, welche hier ein großes Potential für Veränderungen und Neuerungen sahen.

Natürlich berufen sich unsere Vorfahren auf die „Alten Pflichten“ von Anderson („Der geistige Kern der Freimaurerei ist die Religion in der alle Menschen guten Willens übereinstimmen, die Religion der Menschlichkeit, Mitmenschentum“), jedoch wollten sie einige für sie damals wichtige Reformen durchsetzen und verfassten hierzu einige „programmatische Erklärungen des Reformfreimaurerbundes“ im Jahre 1930.

Ich möchte gerne einen Teil dieser Erklärung von Br. Walter A. Berendsohn (aus Hamburg, Redner der Großloge) wiedergeben, ohne dass ich hier einen Angriff auf einer der Großlogen begehen will. Mir ist bewusst, dass diese Ansichten auch gegen die Satzungen einiger Großlogen verstoßen und diese Forderungen bis heute strikt abgelehnt werden. Daher werte ich es nicht, sondern überlasse jedem Bruder hier die Möglichkeit, sich selbst eine Meinung darüber zu bilden.

Die wichtigsten Reformen sind:

Die Aufhebung der Hochgrade: denn es widerspricht der Grundidee, alle Schranken zwischen den Menschen zu überwinden, wenn die Freimaurerei einen neuen künstlichen Adel, einen neuen Stufenbau von Würden und Abzeichen errichtet. Das dient mehr der Selbstsucht und Eitelkeit als der freimaurerischen Sache. Fortfall des Symbols „A.B.a.W.“: denn es enthält deutlich die Idee eines persönlichen Gottes, die von der großen Mehrzahl der freien, denkenden, vorwärtsdrängenden Menschen als Grundlage ihrer Weltanschauung und Sittlichkeit aufgegeben ist.

Soll die Freimaurerei alle Menschen guten Willens am Menschheitsbau vereinigen, so darf sie sich nicht zur Vertretung einer Form der Weltanschauung machen. Erst die Loslösung von dieser Formel bedeutet den Eintritt in den neuen geistigen Raum, in dem sich alle Menschen zur Neugestaltung der menschlichen Gemeinschaft zusammenfinden können.

Die Preisgabe der Bibel als erstes Licht der Freimaurerei: denn wenn die Bibel auch ein ehrwürdiges Werk ist, so gilt sie den meisten Menschen, die am Menschenbau guten Willens arbeiten, nicht mehr als Offenbarung des A.B.a.W., sondern als Menschwerk, das nicht mehr die unantastbare, unerlässliche Grundlage lebensgestaltender Sittlichkeit bleiben kann.

Zulassung der Erörterung auch politischer und religiöser Fragen im Tempel: denn ihre Ausschaltung zeugt von mangelndem Vertrauen zur freimaurerischen Idee, die ja das gesamte persönliche und gemeinschaftliche Leben durchdringen und gestalten soll; es entsteht zugleich die Gefahr einer leeren Schönrednerei ohne fruchtbringende Wirkung für den Menschheitsbau.

Wie ihr seht, sind dies radikale Ansichten, mit denen sich der F.z.a.S. nicht nur Freunde machte. Die Anerkennung einiger Großlogen wurde ihm daraufhin verwehrt. Dennoch kann man eines deutlich sehen. Die Anhänger der Reformfreimaurerei hatten sich konkrete Gedanken und Vorschläge gemacht, wie man die Freimaurerei in die Neuzeit überführen kann. Man muss das ganze immer im Spiegel der damaligen Zeit sehen, die geprägt war von der Nachkriegszeit, Wirtschaftskrisen und offenen Anfeindungen der Länder untereinander. Sie suchen eine Möglichkeit, sich auf der Winkelwaage zu begegnen und alle Menschen zu vereinen…eigentlich ein schöner Gedanke.


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Freimaurer Wiki

Mit diesem Vortrag möchte ich jedoch nicht dem Freimaurer Wiki oder anderen Abhandlungen Konkurrenz machen und somit stelle ich euch einen alten Text vor, welchen der F.z.a.S. in den ersten Jahren seines Bestehens an Suchende sowie Interessenten herausgegeben hat. Die hier vorgestellte 3. Auflage mit kleinen Änderungen fand ich in den Archiven des Freimaurer Museums in Bayreuth wieder. Den Text gebe ich hier unverändert und unkommentiert wieder. Hiermit möchte ich gerne aufzeigen wie gespalten die Freimaurerei damals leider war (und immer noch ist, wenn auch nicht mehr so schlimm wie damals) und welche Ideen und Vorstellungen unsere Gründer angetrieben haben.

Was ist der Freimaurerbund zu aufgehenden Sonne und was will er?

Ein Wort zur Aufklärung für Suchende

Sehr geehrter Herr!

Sie interessieren sich für die Bestrebungen unseres Bundes und wünschen Aufklärung über dieselben. Wir sind bereit, ihnen solche zu geben. Gehen Sie mit unseren Bestrebungen einig, so wird Ihnen Derjenige, von welchem Sie diese Schriften erhalten haben, den Weg zu uns zeigen. Weichen aber ihre Anschauungen von den Unsrigen soweit ab, dass sie uns nicht als Gleichdenkende betrachten können, so geben Sie das kleine Heftchen dem Absender zurück. Wir werden diese Rücksendung niemals als eine unfreundliche Handlung betrachten, wohl aber die unberechtigte Zurückbehaltung.

Unser Bund ist ein Bund des Friedens. Wir wissen, dass die Weltanschauungen der Menschen sehr verschieden sind und achten alle Bestrebungen, welche sich die kulturelle Hebung und Förderung der menschlichen Gesellschaft als Ziel gesetzt haben, mögen die eingeschlagenen Wege auch von den Unsrigen abweichen. Aber wir sind der Ansicht, dass dieses Ziel nur erreicht werden kann, wenn der Entwicklung der Menschheit keine Hindernisse in Form starrer Dogmen in den Weg gelegt werden und betrachten es als unsere Aufgabe an der Beseitigung dieser Hindernisse mitzuarbeiten und für eine freie Bahn zu kämpfen. Dadurch ist der Bund auch ein Bund der Arbeit und des Kampfes.

In diesem Sinne führen wir einen Kampf nach zwei Fronten:

  • Orthodoxe Kirchen
  • Orthodoxes Logentum

Gegen die Kirche, die den starren Bibelglauben fordert, den Glauben an die Wahrheit ihrer Dogmen und dafür die ewige Seligkeit verspricht; die noch stets jede wissenschaftliche Wahrheit unterdrücken wollte, welche nicht mit ihren Dogmen übereinstimmte und die noch heute das freie Denken knechten will.

Gegen das orthodoxe Logentum, welches den Bibelglauben verherrlicht und den Glauben an die Existenz des persönlichen Gottes als Baumeister aller Welten fordert. Das Logentum, welches sich selbst als Bollwerk gegen den sogenannten “Unglauben” bezeichnet und dadurch nicht mehr im Dienste der Wissenschaft und Wahrheit, sondern im Dienst der Kirche steht; das Logentum, welches an veralteten Ritualen haftet und in ihnen allein echte und wahre Freimaurer erblickt, Andersdenkende aber, welche an diesem Ritual rütteln wollen den Vorwurf der Unwissenheit, des Unverstandes macht.

Also nicht gegen Religionen kämpfen wir, sondern gegen die Orthodoxie und für eine mit der Wissenschaft im Einklang stehende, dogmenfreie Religion der Menschlichkeit. Nicht gegen die Freimaurerei und ihren hohen ethischen Gehalt, sondern gegen das orthodoxe Logentum, für eine freiere und zeitgemäßere Form der Freimaurerei.

Aber wir wollen auch nicht – wie eine gewisse Kategorie von Freidenkern – alles im Sturm niederreißen, denn wir wissen, dass es nicht allen Menschen möglich ist, das ihnen seit Jahrtausend vererbte und in Fleisch übergegangene, nun plötzlich aus ihrem Leben einfach streichen zu können. Schritt um Schritt müssen wir vorrücken um die Binde, welche Pfaffentum und Geistesknechtschaft unseren Brüdern um die Augen gelegt haben, langsam und vorsichtig zu entfernen, so wie der Arzt den bisher Blinden nicht plötzlich aus der Nacht der Finsternis in das helle Licht der Sonne führen darf, ohne dem Patienten schwersten Schaden zuzufügen und den ganzen Heilungsprozeß zu gefährden.

Wir dürfen nicht, wie es von anderer Seite bedauerlicher Weise geschehen ist, Schulkindern auf der Straße oder im Eisenbahnwagen sagen: “Eure Lehrer lügen, eure Eltern lügen, es gibt keinen Gott, es gibt kein Jenseits!”

Erst müssen wir Eltern und Lehrer für uns gewinnen und durch sie den Kindern eine Moral beibringen lassen, die des frommen Kirchenglaubens nicht bedarf, dann müssen wir ihnen die Kirchen- und Religionsgeschichte von dem allein richtigen gesellschaftlichen Standpunkt aus begreiflich machen und den bisherigen Bibelglauben als eine glücklich überwundene Etappe in der Kulturgeschichte der Menschheit darstellen, als eine der vielen Sprossen in der Stufenleiter der Entwicklung. Etwas anderes ist für uns die ca. 2000 Jahre alte Geschichte des Christentums nicht gegenüber den Jahrmillionen der Entwicklungsgeschichte der Menschheit.

Aber auch die Eltern und Lehrer gewinnen wir nicht im Sturm und durch gehässige Angriffe. Weises Maßhalten ist auch hier nützlicher als brutales Losschlagen. Weil noch von so vielen die reine Wahrheit in abstrakter Form nicht vertragen werden kann, deshalb wollen wir sie in symbolische Formen kleiden. Der Dichter Em. Giebel sagt:

“Willst du den Unsinn überwinden,

Lern ein Symbol der Wahrheit finden;

Die Welt wird nie das Abgeschmackte

Aufgeben für das blos Abstrakte.”

In diesem Dichterwort finden wir unser Programm!

“Den Unsinn zu überwinden, durch Symbole der Wahrheit.” Nicht nur an den Verstand der Menschen appellieren, sondern auch ihrem Gemüt Rechnung tragen. Mag die Zukunft vielleicht einmal solche “Nur-Verstandesmenschen” erzeugen, wie sie manche haben wollen. Die übergroße Mehrheit der Menschheit unserer Tage hat neben dem abstrakten Verstand auch noch Herz und Gemüt und wir wollen uns freuen, dass dem so ist und wollen es uns stets angelegen sein lassen, nicht nur den Verstand, sondern auch Herz und Gemüt der Wahrheit dienstbar zu machen.

Was sind denn nun aber Symbole der Wahrheit? Die Antwort soll uns das Ritual unseres Bundes geben. Dasselbe soll in symbolischer Form wiederspiegeln:

Dass wir der Wissenschaft dienen und ihre Befreiung von kirchlicher Bevormundung erstreben wollen.

Dass wir allen unseren Handlungen von den Geboten der Menschlichkeit, der Rechtlichkeit und Gerechtigkeit leiten lassen wollen, ohne die biblische Hoffnung auf Lohn oder Furcht vor Strafe.

Dass wir lernen, unsere Pflichten gegen unsere Familie, gegen unsere Br., gegen unsere Mitmenschen mit Eifer und Beständigkeit treu und gewissenhaft zu erfüllen, einzig geleitet von dem Bewusstsein, dass nur durch treue Pflichterfüllung jedes Einzelnen die Gesellschaft einer glücklichen Zukunft entgegen geführt werden kann.

Dass wir uns der Schönheit und Genüsse dieser Welt in den uns vom Natur und von der Rücksicht auf uns selbst und unsere Mitmenschen gezogenen Grenzen erfreuen dürfen, ohne Furcht vor Sünde und Höllenstrafen.

Dass wir lernen, nach treuer Pflichterfüllung getrost dem Tod ins Auge zu sehen, da der Tod nicht das Ende unserer Urstoffe, sondern nur eine Verwandlung derselben bedeutet. Unser sogenannter “Geist” aber nicht in einem Jenseits, sondern auf Erden in unserer Umgebung, in unseren Nachfolgern weiter leben wird d.h. was der Einzelne auf geistigem Gebiet geschaffen, alle Eindrücke die er erweckt, alle Beispiele die er gegeben, sie werden sich wie ein Wellenschlag fortpflanzen von Generation zu Generation, anregend, befruchtet und schönere Taten gebärend.

Wer aber ein solches Leben gelebt hat, der hat nicht umsonst gelebt und kann verzichten auf ein persönliches Weiterleben nach dem Tod.

Und diesem Leben wollen wir uns und unsere Br. heranbilden, befähigen und stärken. Dazu sollen uns dienen unsere rituellen Arbeiten, die damit verbundenen Vorträge, der Verkehr mit Gleichgesinnten und das Studium geeigneter Lektüre. Die Wahrheiten aber, die wir im engen Kreise vertrauter Br. in uns aufgenommen haben, wollen wir dann hinaustragen in unsere Familie, in unsere Umgebung.

Es erübrigt uns noch, unser Verhältnis zu den alten Freimaurerlogen kurz zu skizzieren.

Diese zerfallen in erster Linie in zwei Hauptrichtungen:

  • Die “blauen” oder Johannislogen, welche nur drei Grade kennen.
  • Die “roten” oder Hochgradlogen, welche in mehr als drei Graden arbeiten.

Die unter 1 genannten Logen zerfallen wieder unter sich in “Christliche” und “Humanitäre”. Die Christlichen stehen, wie schon der Name sagt, streng auf dem Boden des Christentums und ihr Ritual basiert auf biblischen Sagen und Erzählungen. Die “humanitären” Logen haben zwar in der Hauptsache dieselben Grundlagen und Erklärungen für ihr Ritual, nehmen aber auch Andersdenkende (Israeliten p.p.) auf. Beide Richtungen stehen aber auf dem Boden des Dualismus und Theismus.

Die roten oder Hochgradlogen teilen sich in verschiedene einzelne Riten, die ihre Herkunft teils auf den Tempelritter-Orden, teils auf morgenländische Geheimbünde usw. zurückführen und in 4, 7, 33 ja sogar in 96 Graden arbeiten.

Außer diesen Spaltungen, die teilweise sogar unter sich gegenseitig “anerkennenden” Verbänden jeden engeren Verkehr ausschließen, besteht eine weitere Trennung zwischen den sich gegenseitig anerkennenden und den von diesen “nicht anerkannten” Logen und Riten. Die ganze Freimaurerei stellt keineswegs die einheitliche Vereinigung dar, welche der Laie in ihr vermutet. Darin aber sind sich wohl fast alle einig, dass sie dem Theismus und Dualismus d.h. dem Glauben an die Existenz des persönlichen Gottes und der unsterblichen Seele huldigen und dadurch unterscheiden sie sich alle durch eine Tiefe, vorläufig und auf absehbare Zeiten unüberbrückbare Kluft von unserem, auf wissenschaftlicher Weltanschauung beruhenden Freimaurerbund.

Unser Bund soll sich unabhängig und auf eigenen Füßen stehend weiter entwickeln wie er sich gegründet und bisher entwickelt hat. Die Mithilfe jedes ehrenhaften Mannes ist uns dabei erwünscht, welcher auf einem ähnlichen Boden allgemeiner Weltanschauung steht und seine Kräfte unseren idealen Bestrebungen widmen will. Wer nur persönliche, finanzielle Vorteile in unserem Bund sucht, bleibe demselben lieber fern, denn er wird doch nicht auf seine Rechnung kommen, sondern bald wieder abfallen.

Wer aber ein offenes Auge hat, für die Mängel unserer Zeit und an ihrer Besserung mitarbeiten will, wer an dem vergleichenden Studium anderer Religionen teilnehmen möchte, um sich ein freieres Urteil und einen weiteren Blick über Religionsfragen zu verschaffen, wer sich in die Wunder und Schönheiten der Natur vertiefen möchte, wie sie uns der Forschergeist der Wissenschaft täglich offenbart, wer seinen und seiner Mitmenschen Geist veredeln, seinen und ihren Horizont erweitern, sein und ihr Herz für alles Schöne, Gute und Wahre öffnen will, der klopfe an unsere Türe und

“Wer da klopfet, dem wird aufgetan!”

Die Kosten sollen in mäßigen Grenzen gehalten werden. Ein eigenes Bundes-Organ “Sonnenstrahlen” vermittelt den Verkehr der Br. und Logen untereinander.

Es bestehen z. Zt. Bundeslogen oder sind in Bildung begriffen in fast allen größeren Städten Deutschlands sowie in Ungarn und in der Schweiz. Konsulate Einzelbrüder und Vertrauensmänner hat der Bund in Österreich, Ungarn, in der Schweiz, in Italien, den deutschen Kolonien Afrikas, sowie in Transvaal, Ägypten, Nord- und Südamerika. So ist begründet Hoffnung vorhanden, dass wir bald in allen Kulturstaaten der Erde vertreten sein werden.

Persönliches Fazit zu den Worten

Natürlich sind einige der Punkte sehr radikal beschrieben, aber durchaus für den ein oder anderen auch noch heute so gültig. Hier kommen Diskussionen in den sozialen Netzwerken auf, was regulär und was irregulär ist und sicher sind viele dieser Punkte Anlässe, warum dem Freimaurerbund zur aufgehenden Sonne in der Zeit seines Bestehens (1907-1933) die Regularität von den anderen deutschen Großlogen verwehrt wurde.

Die Idee, eine einheitliche Freimaurerei zu schaffen, welche losgelöst von den Dogmen der Religion ist, ist sicherlich auch in der heutigen Zeit immer noch sehr ansprechend für den ein oder anderen Suchenden und ebenso Bruder. Ich jedenfalls setze mich weiterhin für eine Freimaurerei ein, die nicht nur über Toleranz redet, sondern sie auch lebt.

Siehe auch

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